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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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unterbrechen. »Werde ich jetzt abhängig von dem Zeug?«
    Ich schüttelte den Kopf, und sie seufzte erleichtert. »Weißt du, was das Verrückteste daran ist? Ich habe Angst, abhängig zu werden, aber gleichzeitig kümmert es mich nicht die Bohne, dass ich Angst habe. So habe ich mich noch nie gefühlt. Es ist wirklich kein Wunder, dass unser großer schuppiger Freund hier Stammgast ist.«
    »Grundgütiger Tehlu«, sagte ich. »Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Das ist der Grund, weshalb er unbedingt hier herein will. Er wittert das Harz. Seit zwei Spannen frisst er die Dennerbäume, drei oder vier am Tag.«
    »Der größte Junkie aller Zeiten.« Denna lachte. Doch dann wich ihr Lachen einer Miene des Entsetzens. »Wie viele Bäume sind denn noch übrig?«
    »Zwei oder drei«, sagte ich. »Vielleicht hat er auch noch einen gefressen, seit wir wieder hier unten sind.«
    »Hast du schon mal so einen Dennersüchtigen gesehen, wenn ihn der Harzhunger packt und er nichts mehr hat?«, fragte sie. »Die werden schier wahnsinnig.«
    »Ja, ich weiß«, sagte ich und dachte an das Mädchen, das ich in Tarbean nackt im Schnee hatte tanzen sehen.
    »Was wird er tun, wenn er alle Bäume aufgefressen hat?«
    »Er wird Nachschub suchen. Und er wird in Verzweiflung geraten. Und er weiß, dass an dem Ort, an dem er die Bäume gefunden hat,ein kleines Haus stand, das nach Menschen roch … Wir werden ihn töten müssen.«
    »Ihn töten?« Sie lachte und hielt sich dann wieder mit beiden Händen den Mund zu. »Mit weiter nichts als meiner schönen Singstimme und deinem Draufgängertum?« Nun bekam sie einen Kicheranfall und hielt sich wieder die Hände vor den Mund. »Entschuldige bitte, Kvothe. Wie lange werde ich denn noch so sein?«
    »Das weiß ich nicht. Ophalum löst einen euphorischen Zustand aus …«
    »Das kann man wohl sagen …«
    »… gefolgt von einer manischen Phase und, wenn die Dosis hoch genug war, einem Delirium. Anschließend große Erschöpfung.«
    »Vielleicht schlafe ich dann wenigstens mal eine Nacht durch«, sagte sie. »Du kannst dir doch nicht im Ernst vornehmen, dieses Ungeheuer zu töten. Womit willst du es denn angreifen? Mit einem angespitzten Stock?«
    »Ich kann nicht zulassen, dass er frei herumläuft. Nach Trebon sind es nur fünf Meilen. Und in der näheren Umgebung gibt es etliche Bauernhöfe. Stell dir doch bloß mal vor, was für Schäden er da anrichten könnte.«
    »Aber wie? Wie tötet man so ein Vieh?«
    Ich ging zu dem Werkzeugschuppen. »Wenn wir Glück haben, hatte der Mann noch eine zweite Armbrust.« Ich wühlte im Innern herum und warf, was ich nicht gebrauchen konnte, zur Tür hinaus. Holzschaufeln, Eimer, Schaber, einen Spaten, noch mehr Eimer, ein Fass …
    Das Fass war etwa so groß wie ein kleines Bierfass. Ich trug es nach draußen und hebelte den Deckel auf. Darin fand sich in einem imprägnierten Sack eine beträchtliche Menge Dennerharz, mindestens das Vierfache dessen, was Denna und ich zusammengeschabt hatten.
    Ich hob den Sack heraus und hielt ihn für Denna auf. Sie spähte hinein, es verschlug ihr den Atem, und sie hüpfte auf und ab. »Jetzt kann ich mir ein Pony kaufen!«, sagte sie und lachte.
    »Ein Pony? Ich weiß ja nicht …«, sagte ich und stellte im Kopf einige Berechnungen an. »Aber bevor wir das Geld unter uns aufteilen, finde ich, sollten wir dir hiervon eine schöne kleine Harfe kaufen. Statt so einer blöden Leier.«
    »Ja!«, sagte Denna und schlang voller Begeisterung die Arme um mich. »Und für dich kaufen wir …« Sie sah mich neugierig an, ihr geschwärztes Gesicht nur eine Handbreit von meinem entfernt. »Was wünschst du dir?«
    Noch bevor ich darauf antworten konnte, brüllte der Draccus.

Kapitel 78
    Gift

    D as Gebrüll des Draccus glich einem Fanfarenstoß, wenn man sich eine Fanfare vorstellt, die so groß wie ein Haus ist und aus Stein, Donner und geschmolzenem Blei besteht. Es hallte mir nicht nur in der Brust wider, sondern ich spürte es auch in den Füßen, denn die Erde erbebte davon.
    Als wir es hörten, zuckten wir zusammen, Dennas Kopf schlug mir schmerzhaft gegen die Nase, und ich strauchelte rückwärts. Sie bemerkte das gar nicht, denn sie war gestolpert und lag lauthals lachend am Boden.
    Als ich ihr wieder auf die Beine half, hörte ich in der Ferne ein Krachen. Wir stiegen vorsichtig wieder hinauf zu dem Ausguck.
    Der Draccus … er sprang herum wie ein betrunkener Hund und stieß Bäume um wie ein Kind die Stengel

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