Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
Vom Netzwerk:
dem es vor Maden nur so wimmelte, ein angeschimmeltes, mit Stroh gefülltes Kissen und einen Knäuel Schnur, aber kein Seil.
    Denna jubelte hinter mir, kam angelaufen und drückte mir eine schwarze Draccusschuppe in die Hand. Sie war noch warm vom Sonnenschein, etwas größer als ihre und eher oval als tropfenförmig.
    »Herzlichen Dank, Mylady.«
    Grinsend machte sie einen Knicks. »Hast du ein Seil?«
    Ich zeigte ihr den Schnurknäuel. »Etwas Besseres habe ich nicht gefunden. Tut mir Leid.«
    Denna runzelte die Stirn und zuckte dann die Achseln. »Na ja, was soll’s. Jetzt bist du an der Reihe, einen Plan zu entwerfen. Haben sie dir an der Universität nicht auch noch irgendwelche Zaubertricks beigebracht?«
    Ich drehte die Schuppe in den Händen hin und her und dachte darüber nach. Wachs hatte ich dabei, und diese Schuppe würde eine ebenso gute Verbindung darstellen wie ein Haar. Ich konnte ein Abbild des Draccus erschaffen, aber was dann? Eine leichte Verbrennung am Fuß würde ein Wesen nicht stören, das es sich gern auf einem glühenden Kohlenbett gemütlich machte.
    Doch mit so einer Puppe konnte man auch noch ganz andere Dinge anstellen. Dinge, die kein guter Arkanist je in Betracht ziehen durfte. Dinge, bei denen man mit Hilfe von Nadeln oder Messern jemandem blutige Verletzungen zufügte, obwohl er meilenweit entfernt war.
    Ich betrachtete die Schuppe in meiner Hand und dachte darüber nach. Sie bestand größtenteils aus Eisen und war in der Mitte dicker als meine Handfläche. Doch selbst wenn ich eine Puppe gehabt hätte und ein heißes Feuer als Energiequelle, hätte ich nicht gewusst, wie ich dem Draccus mit Hilfe dieser Schuppe Schaden hätte zufügen können.
    Und am schlimmsten war, dass ich womöglich gar nicht erfuhr, ob es funktionierte. Ich fand die Vorstellung unerträglich, dass ich an einem Feuer saß und Nadeln in eine Wachspuppe steckte, während sich der vor Harzgier gänzlich verrückt gewordene Draccus ein paar Meilen weiter in der brennenden Ruine des Bauernhofes einer unschuldigen Familie wälzte.
    »Nein«, sagte ich. »Dazu fällt mir kein Zaubertrick ein.«
    »Wir könnten dem Wachtmeister Bescheid sagen, dass er ein Dutzend Männer mit Jagdbögen schicken soll, um einen riesengroßen, drogenkranken, durchgeknallten Hühnerdrachen zu erlegen.«
    Da kam mir eine Idee. »Gift«, sagte ich. »Wir müssen ihn vergiften.«
    »Hast du etwa einen Eimer voll Arsen dabei?«, fragte sie skeptisch. »Und würde das überhaupt reichen?«
    »Nein, kein Arsen«, sagte ich und stupste mit der Stiefelspitze den Harzsack an.
    »Oh«, sagte Denna geknickt. »Und was wird jetzt aus meinem Pony?«
    »Das mit dem Pony muss wahrscheinlich noch ein wenig warten«, sagte ich. »Aber uns bliebe noch genug, um dir eine Harfe davon zu kaufen. Ja, mit dem Kadaver des Draccus könnten wir bestimmt noch viel mehr Geld verdienen. Die Schuppen werden ein Vermögen wert sein. Und die Zoologen an der Universität werden darauf brennen –«
    »Du musst mich nicht erst überzeugen«, sagte sie. »Ich weiß, dass es die richtige Entscheidung ist.« Dann sah sie mich an und grinste. »Und außerdem sind wir dann Helden! Drachentöter! Das ganze Geld ist dann nebensächlich.«
    Ich lachte. »Also gut«, sagte ich. »Ich denke, wir sollten wieder auf den Hügel mit den Grausteinen gehen und ein Feuer machen, um ihn anzulocken.«
    Denna sah mich verwundert an. »Wieso das? Wir wissen doch, dass er wieder hierher kommen wird. Warum sollten wir nicht einfach hier auf ihn warten?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Sieh doch mal, wie viele Dennerbäume noch übrig sind.«
    Sie blickte sich um. »Hat er sie jetzt alle aufgefressen?«
    Ich nickte. »Wenn wir ihn heute Abend töten, können wir heute Nacht noch in Trebon sein. Ich bin es Leid, im Freien zu schlafen. Ich hätte gerne ein Bad und eine warme Mahlzeit und ein richtiges Bett.«
    »Du lügst doch wieder«, sagte sie frohgemut. »Du bist darin schon besser geworden, aber mir kannst du nichts vormachen.« Sie stupste mir mit dem Zeigefinger vor die Brust. »Sag mir die Wahrheit.«
    »Ich will, dass du schnellstmöglich nach Trebon kommst«, sagte ich. »Nur für den Fall, dass du mehr Harz geschluckt hast, als du verträgst. Ich würde in Trebon zwar keinem Arzt über den Weg trauen, aber sie haben da wahrscheinlich Arzneimittel, die ich dir geben könnte. Nur für alle Fälle.«
    »Mein Held.« Denna lächelte. »Das ist süß von dir. Aber es geht mir gut.«
    Ich

Weitere Kostenlose Bücher