Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
Vom Netzwerk:
Grausteine und zog von dort einen Pfeil zu der Stelle, an der ich die mitgebrachten Lebensmittel, eine Flasche Wasser und eine Decke für sie zurückließ.
    Dann brach ich auf. Meine Stimmung war nicht die Beste. Und meine Gedanken waren eher düster.

    Als ich nach Trebon zurückkam, brach über der Stadt gerade die Abenddämmerung herein. Ich kletterte auf die Dächer, allerdings etwas vorsichtiger als sonst, denn solange mein Kopf sich nicht ein paar Tage erholt hatte, konnte ich meinem Gleichgewichtssinn noch nicht trauen.
    Dennoch schaffte ich es ohne Schwierigkeiten auf das Dach des Wirtshauses, wo ich meine Stiefel auflas. Von dort aus bot die Stadt im Dämmerlicht einen schlimmen Anblick. Die vordere Hälfte der Kirche war vollkommen eingestürzt, und fast ein Drittel der Gebäude hatten etwas von dem Brand abbekommen. Einige Häuser waren nur angesengt, andere aber lagen in Schutt und Asche. Trotz all meiner Anstrengungen musste das Feuer außer Kontrolle geraten sein, als ich bereits bewusstlos war.
    Ich sah nach Norden, zum Gipfel des Grausteinhügels, und hoffte dort ein Feuer zu erblicken, aber da war natürlich nichts.
    Dann ging ich auf das Flachdach des Rathauses hinüber und stieg die Leiter zu dem Regenwasserspeicher hinauf. Er war fast leer. Auf dem Grund stand noch gut ein Meter Wasser, weit unterhalb der Stelle, an der ich mit meinem Taschenmesser das Schindelstück befestigt hatte. Das erklärte, wie es der Stadt ergangen war. Als der Wasserspiegel unter mein improvisiertes Sygaldriestück gesunkenwar, waren die Brände wieder aufgeflammt. Doch hatte ich immerhin den Ablauf der Ereignisse verlangsamen können. Wenn ich nicht gewesen wäre, wäre jetzt womöglich überhaupt nichts mehr von der ganzen Stadt übrig.
    Im Wirtshaus hatten sich zahlreiche trübsinnig blickende, rußgeschwärzte Gestalten zum Trinken und Tratschen eingefunden. Mein verdrießlicher Freund war nirgends zu sehen, aber am Tresen hatte sich ein Pulk von Leuten versammelt, die erregt über etwas debattierten, das dort zu sehen war.
    Der Bürgermeister und der Wachtmeister waren ebenfalls da. Sofort, als sie mich sahen, schnappten sie mich und gingen mit mir auf ein Zimmer, um mit mir zu sprechen.
    Ich war eher einsilbig und hatte miserable Laune, und nach den Ereignissen der vergangenen Tage konnten mich zwei dickbäuchige alte Männer auch nicht mehr nennenswert einschüchtern. Sie merkten das bald, und es machte sie nervös. Ich hatte Kopfschmerzen und keine Lust, mich zu erklären, und das beklommene Schweigen machte mir überhaupt nichts aus. So waren hauptsächlich sie es, die die Unterhaltung bestritten, und indem sie ihre eigenen Fragen beantworteten, erzählten sie schließlich mir das meiste, was ich wissen wollte.
    Es hatte in der Stadt zum Glück nur wenige Verletzte gegeben. Weil Erntedankfest war, wurde niemand im Schlaf von den Flammen überrascht. Viele Leute hatten Prellungen davongetragen oder sich die Haare versengt, und viele hatten mehr Rauch eingeatmet, als ihnen bekommen war, doch einmal abgesehen von einigen wenigen schweren Verbrennungen und dem schon erwähnten Jungen, dem ein herabfallender Balken den Arm gebrochen hatte, hatte es offenbar mich selbst am Schlimmsten getroffen.
    Darüber, dass es sich bei dem Draccus um einen Dämon handelte, waren sie sich absolut sicher. Ein riesiger, schwarze Dämon, der Feuer und Gift spie. Wenn es daran auch nur den leisesten Zweifel gegeben hatte, hatte sich dieser erledigt, als das Untier von Tehlus Eisenrad erschlagen worden war.
    Man war sich auch einig, dass dieses dämonische Untier für die Zerstörung der Mauthen Farm verantwortlich war. Keine ganz abwegige Schlussfolgerung, wenn auch grundfalsch. Doch der Versuch, sie von etwas anderem zu überzeugen, wäre Zeitverschwendung gewesen.
    Man hatte mich bewusstlos auf dem Eisenrad gefunden, das den Dämon erschlagen hatte. Der örtliche Knochenklempner hatte mich verarztet, so gut er konnte, und da er von meiner bemerkenswerten Dickschädeligkeit nichts wusste, hatte er ernsthafte Zweifel geäußert, ob ich jemals wieder aufwachen würde.
    Zunächst hatte man allgemein angenommen, ich hätte einfach nur das Pech gehabt, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein, und es sei mir irgendwie gelungen, das Rad von dem Kirchenportal herunterzuhebeln. Doch meine wundersame Genesung und die Geschichte, dass ich im Schankraum ein Loch in den Tresen gebrannt hatte, brachte die Leute dazu, auf das zu hören, was ein

Weitere Kostenlose Bücher