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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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verkniff es mir zu grinsen wie ein Kater in einem Taubenschlag. »Wenn ich weiß, was Mauthen dort oben gefunden hat, kann ich etwas unternehmen, das sicherstellt, dass so etwas nicht noch einmal geschieht. Ich weiß, es war ein Geheimnis, aber irgend jemand hier in der Stadt muss es doch wissen. Sagt es allen weiter. Jeder, der etwas darüber weiß, soll zu mir kommen und es mir erzählen.«
    Dann erhob ich mich und gab acht, mir die diversen Schmerzen, die ich dabei hatte, nicht anmerken zu lassen. »Aber sie sollen sich beeilen. Ich reise morgen Abend ab. Ich habe im Süden dringende Geschäfte zu erledigen.«
    Dann rauschte ich zur Tür hinaus, und mein Umhang bauschte sich dramatisch hinter mir. Ich bin eben ein gelernter Schauspieler und weiß, wie man einen eindrucksvollen Abgang hinlegt.

    Den nächsten Tag verbrachte ich damit, gut zu essen und in einem weichen Bett vor mich hin zu dösen. Ich nahm ein Bad, kümmerte mich um meine diversen Verletzungen und ruhte mich verdientermaßen aus. Einige Leute kamen und erzählten mir, was ich eh schon wusste. Mauthen hatte Steine von einem Hügelgrab ausgegrabenund war auf etwas gestoßen, das dort vergraben lag. Was war es? Irgendetwas. Niemand wusste etwas Genaueres.
    Ich saß neben meinem Bett und spielte gerade mit dem Gedanken, ein Lied über den Draccus zu schreiben, als es an der Tür klopfte, so zaghaft und leise, dass ich es fast nicht gehört hätte. »Herein.«
    Die Tür öffnete sich einen Spalt breit. Ein junges Mädchen, es war etwa dreizehn, spähte ängstlich herein, huschte dann ins Zimmer und schloss hinter sich leise die Tür. Sie hatte lockiges, mattbraunes Haar und ein blasses Gesicht mit zwei roten Flecken auf den Wangen. Ihre Augen lagen tief und waren dunkel, so als hätte sie geweint oder in letzter Zeit nicht viel Schlaf bekommen oder beides.
    »Ihr wolltet wissen, was Mauthen ausgegraben hat?« Sie sah mich an, wandte dann den Blick schnell wieder ab.
    »Wie heißt du?«, fragte ich freundlich.
    »Verainia Greyflock«, erwiderte sie pflichtbewusst, machte einen Knicks und blickte zu Boden.
    »Das ist aber ein schöner Name«, sagte ich. »Eine Verian ist eine kleine rote Blume.« Ich lächelte und versuchte ihr die Befangenheit zu nehmen. »Hast du schon einmal eine gesehen?« Sie schüttelte den Kopf, den Blick immer noch zu Boden gewandt. »Aber ich schätze mal, niemand nennt dich Verainia, oder? Nennt man dich Nina?«
    Da sah sie mich an. Der Anflug eines Lächelns zeigte sich auf ihrem vergrämten Gesicht. »Meine Oma nennt mich so.«
    »Komm, setz dich, Nina.« Ich wies mit einer Kopfbewegung auf das Bett, das die einzige andere Sitzgelegenheit im Zimmer war.
    Sie nahm Platz und nestelte nervös mit den Händen auf dem Schoß herum. »Ich habe es gesehen. Das Ding, das sie da ausgegraben haben.« Sie sah mich an und blickte dann wieder auf ihre Hände hinab. »Jimmy, der jüngste Sohn von Mauthen, hat es mir gezeigt.«
    Mein Herz schlug schneller. »Was war es?«
    »Es war ein großes, buntes Gefäß«, sagte sie leise. »So hoch ungefähr.« Sie hielt ihre Hand etwa einen Meter über den Boden. Ihre Hand zitterte. »Und es waren alle möglichen Schriften und Bilder drauf. Ganz bunt. Farben, wie ich sie noch nie gesehen habe. Und einige Farben haben geglänzt, als wären sie aus Silber oder Gold.«
    »Und was war auf den Bildern?«, fragte ich und gab mir große Mühe, ruhig zu wirken.
    »Leute«, sagte sie. »Hauptsächlich Leute. Da war eine Frau, die hatte ein zerbrochenes Schwert in der Hand, und ein Mann, der neben einem toten Baum stand, und ein anderer Mann, dem gerade ein Hund ins Bein biss …« Sie verstummte.
    »War da auch ein Mann mit weißem Haar und schwarzen Augen?«
    Sie sah mich mit großen Augen an und nickte. »Der hat mir einen furchtbaren Schrecken eingejagt«, sagte sie und schauderte.
    Die Chandrian. Es war eine Vase, auf der die Chandrian und ihre Zeichen abgebildet waren.
    »Fällt dir zu diesen Bildern noch etwas ein?«, fragte ich. »Lass dir ruhig Zeit. Denk genau nach.«
    Sie überlegte. »Da war ein Mann ohne Gesicht. Der hatte eine Kapuze, unter der nichts war. Vor ihm lag ein Spiegel, und über ihm waren ein paar Monde. Vollmond, Halbmond, Viertelmond …« Sie senkte den Blick und überlegte. »Und da war eine Frau …« Sie wurde rot. »Die hatte nicht viel an.«
    »Fällt dir sonst noch etwas ein?«, fragte ich. Sie schüttelte den Kopf. »Und was waren das für Inschriften?«
    »Das waren alles

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