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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Euch aber wirklich keine …«
    »Nein, nein, das macht gar keine Umstände. Ja, ich bestehe darauf.«
    »Nun gut, wenn Ihr darauf besteht.«
    Der Bürgermeister lächelte und eilte von dannen.
    »Na, das ist doch schon besser«, seufzte mein Vater. »Noch müssen wir den Gürtel nicht enger schnallen.«

    »Einen Halbpenny pro Kopf. Ja, genau. Leute ohne Kopf haben freien Eintritt. Vielen Dank, Sir.«
    Trip machte die Kasse und achtete darauf, dass wir nur zahlende Zuschauer hatten. »Einen Halbpenny pro Kopf. Aber wenn ich mir die glühenden Wangen Eurer Gemahlin so ansehe, sollte ich Euch eigentlich anderthalb Köpfe berechnen. Nicht dass mich das irgendwas anginge.«
    Trip war der Schlagfertigste der ganzen Truppe und daher genau der Richtige, wenn es zu verhindern galt, dass sich jemand durch Beschwatzen oder Einschüchterung freien Zutritt verschaffte. Wenn Trip sein grün-graues Narrenkleid trug, konnte er sagen, was er wollte, und kam ungestraft davon.
    »Hallo, Muttchen, der Kleine kommt gratis rein, aber wenn er anfängt zu schreien, gibst du ihm besser flugs das Tittchen oder gehst mit ihm an die frische Luft.« Trip ließ seinem Mundwerk freien Lauf. »Ja genau, einen Halbpenny. Ja, Sir, auch ein leerer Kopf zahlt den vollen Preis.«
    Es bereitete mir zwar immer großes Vergnügen, Trip bei der Arbeit zuzusehen, aber in diesem Moment richtete sich meine Aufmerksamkeit mehr auf einen Wagen, der eine Viertelstunde zuvor vom anderen Ende her in die Stadt gekommen war. Der Bürgermeister hatte sich mit dem alten Mann, der auf dem Kutschbock saß, gestritten und war dann davongestürmt. Jetzt sah ich ihn zu dem Wagen zurückkehren, begleitet von einem großen Mann, der einen langen Knüppel trug – einem Wachtmeister, wenn mich nicht alles täuschte.
    Mich packte die Neugier, und ich ging in Richtung des Wagens und bemühte mich dabei, außer Sicht zu bleiben. Als ich in Hörweite kam, stritten der Bürgermeister und der alte Mann schon wieder. Der Wachtmeister stand dabei und blickte gereizt und besorgt.
    »… hab’s Euch doch schon gesagt. Ich habe keine Lizenz. Ich brauche auch keine Lizenz. Braucht ein Straßenhändler eine Lizenz? Braucht ein Kesselflicker eine Lizenz?«
    »Ihr seid kein Kesselflicker«, sagte der Bürgermeister. »Versucht Euch nicht als einer auszugeben.«
    »Ich versuche überhaupt nicht, mich als irgendetwas auszugeben«, entgegnete der alte Mann unwirsch. »Ich bin Kesselflicker und Straßenhändler und noch manches mehr. Ich bin Arkanist , verdammter Vollidiot.«
    »Eben darum geht es«, beharrte der Bürgermeister. »Wir sind gottesfürchtige Leute. Wir wollen nicht, dass man an dunkle Dinge rührt, von denen man besser die Finger lässt. Wir wollen die Scherereien nicht, die Leute Eures Schlags bringen.«
    »Leute meines Schlags?«, erwiderte der alte Mann. »Was wisst Ihr denn schon über Leute meines Schlags? In dieser Gegend hat sich doch wahrscheinlich seit fünfzig Jahren kein Arkanist mehr blicken lassen.«
    »Und eben das schätzen wir. Macht einfach kehrt und fahrt dorthin zurück, woher Ihr gekommen seid.«
    »Ich werd den Teufel tun, die Nacht im Regen zu verbringen, nur weil Ihr so uneinsichtig seid«, sagte der alte Mann heftig. »Ich brauche Eure Erlaubnis nicht, um mir ein Zimmer zu nehmen oder auf der Straße meinen Geschäften nachzugehen. Nun lasst mich in Ruhe, oder ich zeige Euch, wozu Leute meines Schlags tatsächlich in der Lage sind.«
    Angst blitzte im Gesicht des Bürgermeisters auf, wich aber schnell Empörung. Er wies über seine Schulter auf den Wachtmeister. »Dann verbringt Ihr die Nacht hinter Gittern, wegen Landstreicherei und Widerstand gegen die Staatsgewalt. Wir lassen Euch morgen früh weiterziehen, wenn Ihr bis dahin gelernt habt, Eure Zunge im Zaum zu halten.« Der Wachtmeister rückte auf den Wagen vor, den Knüppel zur Vorsicht an der Seite.
    Der alte Mann gab jedoch nicht klein bei. Er hob warnend eine Hand. Ein tiefrotes Licht stieg vorn in seinem Wagen empor. »Das ist nah genug«, sagte er in unheilschwangerem Ton. »Sonst könnte es hier zu unschönen Szenen kommen.«
    Nach einem Moment der Verblüffung wurde mir klar, dass das sonderbare Licht von zwei Sympathielampen ausging, die der alte Mann an seinem Wagen angebracht hatte. Ich hatte schon einmal so eine Lampe gesehen – in Lord Greyfallows Bibliothek. Sie leuchteten heller als Gaslampen, waren verlässlicher als Kerzen oder Öllampen und hielten fast unbegrenzt. Sie waren

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