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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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ist nicht so gelaufen, wie ich gehofft hatte«, sagte ich.
    Sie nickten verständnisvoll, und dann herrschte wieder einen Moment lang Schweigen.
    »Ich habe darüber nachgedacht, was du uns erzählt hast«, sagte Wil. »Und auch darüber, was deine Denna erzählt hat. Mit ihrer Geschichte stimmt etwas nicht.«
    Sim und ich sahen ihn neugierig an.
    »Sie hat gesagt, sie würde ihren Gönner suchen«, sagte Wil. »Sie hat dich begleitet, um ihn zu suchen. Später aber hat sie dann gestanden, dass sie wusste, dass er in Sicherheit war, weil er …« Wil machte eine bedeutsame Pause. »… zu ihr kam, als sie zu dem brennenden Farmhaus zurückging. Das passt nicht zusammen. Warum sollte sie ihn suchen, wenn sie doch wusste, dass er in Sicherheit ist?«
    Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Ehe mir eine Antwort darauf einfiel, sagte Sim: »Sie hat das nur als Vorwand gebraucht, damit sie ein paar Tage lang mit ihm zusammen sein konnte.« Er sagte das, als wäre es vollkommen sonnenklar.
    Wilem runzelte ein wenig die Stirn.
    Sim sah zwischen uns beiden hin und her, offenbar erstaunt, dass er das überhaupt erklären musste. »Es ist doch wohl klar, dass sie eine Schwäche für dich hat«, sagte er und begann es an den Fingern abzuzählen. »Sie kommt dich im Anker’s besuchen. Sie kommt an diesem Abend im Eolian an unseren Tisch und nimmt dich mit. Sie erfindet einen Vorwand, um mit dir ein paar Tage lang am Ende der Welt herumwandern zu können …«
    »Sim«, erwiderte ich. »Wenn sie wirklich an mir interessiert wäre, hätte ich sie doch im Laufe eines ganzen Monats Suchen mehr als einmal finden können.«
    »Das ist ein logischer Fehlschluss«, erklärte Sim eifrig. »Das beweist lediglich, dass du nicht suchen kannst oder sie schwer zu finden ist. Aber nicht, dass sie nicht interessiert wäre.«
    »Stimmt«, sagte Wilem. »Und da sie dich öfter gefunden hat als du sie, muss sie viel Zeit damit verbracht haben, nach dir zu suchen. Denn du bist wirklich nicht leicht zu finden. Und auch das zeigt ihr Interesse.«
    Ich dachte an den Brief, den sie mir hinterlassen hatte, und zog einen Moment lang in Erwägung, dass Sim tatsächlich recht hatte. Ein wenig Hoffnung flackerte in meiner Brust auf, und ich dachte an die Nacht, in der wir auf dem Graustein gelegen hatten.
    Dann fiel mir wieder ein, dass Denna in dieser Nacht im Delirium gewesen war. Und ich musste an sie denken, wie sie ging an Lentarens Arm, an den groß gewachsenen, gut aussehenden, wohlhabenden Lentaren und an die zahllosen anderen Männer, die ihr etwas zu bieten hatten. Mehr als eine schöne Singstimme und Draufgängertum.
    »Du weißt, dass ich recht habe!« Simmon strich sich das Haar aus den Augen und lachte jungenhaft. »Du kannst dich da nicht herausreden! Sie ist ganz offensichtlich verrückt nach dir. Und da du ja auch verrückt bist, passt das doch wunderbar zusammen.«
    Ich seufzte. »Sim, ich bin froh, sie zur Freundin zu haben. Sie ist ein sehr netter Mensch, und ich verbringe gerne die Zeit mit ihr. Aber das ist auch alles.« Ich legte ein gewisses Maß von jovialer Gleichgültigkeit in meinen Tonfall, damit Sim mir das abnahm und das Thema vorläufig fallenließ.
    Sim sah mich einen Moment lang an und zuckte dann die Achseln. »Wenn das so ist«, sagte er und machte mit dem Hähnchenschenkel, den er in der Hand hielt, eine Geste. »Fela spricht ständig von dir. Für sie bist du der Allergrößte. Und dann hast du ihr auch noch das Leben gerettet. Also, ich bin mir ziemlich sicher, dass du bei ihr Chancen hättest.«
    Ich betrachtete die Muster, die der Wind mit dem Wasser des Springbrunnens erzeugte.
    »Weißt du, was …«, sagte Sim, hielt mitten im Satz inne und sah mit nun plötzlich ausdrucksloser Miene an mir vorbei.
    Ich drehte mich um, folgte seinem Blick und sah, dass mein Lautenkasten leer war. Die Laute war verschwunden. Ich schaute mich aufgeregt um, bereit, aufzuspringen und sie zu suchen. Doch das warnicht nötig – denn einige Meter weiter stand Ambrose mit ein paar Freunden. Er hielt meine Laute in der Hand.
    »Grundgütiger Tehlu«, murmelte Simmon hinter mir. Dann sagte er in normaler Lautstärke: »Gib sie wieder her, Ambrose.«
    »Schweig, E’lir«, schnauzte Ambrose. »Das geht dich nichts an.«
    Ich stand auf, Ambrose und meine Laute im Blick. Bis dahin war ich aus irgendeinem Grund davon ausgegangen, dass Ambrose größer sei als ich, doch als ich stand, sah ich, dass wir auf einer Augenhöhe waren. Ambrose

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