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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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zerstört. Ist das ein Verhalten, das ein Mitglied des Arkanums an den Tag legen sollte? Entspricht das einer Geisteshaltung, die Ihr bei den übrigen Re’lar fördern wollt? Sind kleinliche Gemeinheit und Gehässigkeit Wesenszüge, die Ihr bei Studenten, die zu Arkanisten ausgebildet werden, gutheißt? Es ist zweihundert Jahre her, dass zum letzten Mal ein Arkanist verbrannt wurde. Wenn Ihr nun anfangt, engstirnigen Kindsköpfen wie dem hier –« Ich deutete auf Ambrose. »Gildenabzeichen zu verleihen, wird es mit diesem Frieden und dieser Sicherheit in einigen wenigen Jahren vorüber sein.«
    Ich hatte sie fast so weit. Das sah ich an ihren Gesichtern. Ambrose regte sich nervös neben mir, und seine Augen gingen unruhig von Gesicht zu Gesicht.
    Nach kurzem Schweigen begann der Rektor mit der Abstimmung. »Wer ist dafür, Re’lar Ambrose aus dem Arkanum auszuschließen?«
    Arwyl hob die Hand, gefolgt von Lorren, Elodin und Elxa Dal … Angespannte Stille. Ich sah zwischen Kilvin und dem Rektor hinund her und hoffte, dass einer der beiden ebenfalls die Hand heben würde.
    Doch die Gelegenheit verstrich. »Beschuldigung abgewiesen.« Ambrose atmete vernehmlich auf. Ich war nur ein klein wenig enttäuscht. Ja, ich war eher erstaunt, dass es mir gelungen war, die Sache so weit zu treiben.
    »Also«, sagte der Rektor, als wappne er sich für eine große Anstrengung. »Die gegen E’lir Kvothe gerichtete Beschuldigung der Straftat.«
    »Vier bis fünfzehn Peitschenhiebe sowie der obligatorische Ausschluss aus der Universität«, zitierte Lorren.
    »Anzahl der beantragten Hiebe?«
    Ambrose sah mich an. Ich konnte förmlich sehen, wie es in seinem Hirnkasten zu arbeiten begann und er sich überlegte, wie hoch er die Strafe treiben konnte, ohne dass die Meister dagegen stimmen würden. »Sechs.«
    Eine bleierne Angst machte sich in mir breit. Die Peitschenhiebe kümmerten mich nicht. Ich hätte auch zwei Dutzend hingenommen, wenn ich damit verhindert hätte, dass ich von der Universität verwiesen wurde. Wenn sie mich rauswarfen, war mein Leben zu Ende. »Rektor, Sir?«, sagte ich.
    Er sah mich erschöpft, aber auch freundlich an. Sein Blick sagte mir, dass er Verständnis für mich hatte, dass er aber nicht anders konnte, als sich an die Regularien zu halten und die Sache bis zum bitteren Ende durchziehen musste. Das Mitgefühl in seinem Blick machte mir erst recht Angst. Er wusste, was jetzt kam. »Ja, E’lir Kvothe?«
    »Dürfte ich dazu etwas sagen?«
    »Du hattest bereits Gelegenheit, dich zu verteidigen«, erwiderte er in entschiedenem Ton.
    »Aber ich weiß nicht mal, was ich getan habe!«, platzte ich hervor, von Panik überwältigt.
    »Sechs Peitschenhiebe und Ausschluss aus der Universität«, fuhr der Rektor in offiziellem Ton fort, ohne meinen Ausbruch zu beachten. »Wer ist dafür?«
    Hemme hob die Hand. Brandeur und Arwyl taten es ihm nach.Mir sank der Mut, als ich sah, dass auch der Rektor die Hand hob – und Lorren und Kilvin und Elxa Dal auch. Als Letzter war Elodin dran, der träge lächelte und die Finger der erhobenen Hand bewegte, als winke er mir zu. Neun Hände: ein einstimmiges Votum gegen mich. Ich würde von der Universität verwiesen. Mein Leben war zu Ende.

Kapitel 86
    Das Feuer selbst

    S echs Peitschenhiebe und Ausschluss aus der Universität«, sagte der Rektor mit schwerer Stimme.
    Ausschluss , dachte ich wie benommen, so als hätte ich das Wort nie zuvor gehört. Ich spürte die große Zufriedenheit, die Ambrose ausstrahlte. Einen Moment lang fürchtete ich, mir würde dort vor aller Augen speiübel werden.
    »Erhebt einer der Meister Einspruch gegen diesen Beschluss?«, fragte der Rektor, dem Ritual folgend, während ich den Blick auf meine Füße gerichtet hielt.
    »Ja, ich.« Das konnte nur Elodins Stimme sein.
    »Wer ist dafür, den Ausschluss zur Bewährung auszusetzen?« Ich hob den Blick und sah Elodin die Hand heben. Dann Elxa Dal. Kilvin, Lorren, der Rektor. Alle bis auf Hemme hoben die Hand. Ich hätte vor Fassungslosigkeit fast laut losgelacht. Elodin lächelte mir schelmisch zu.
    »Der Ausschluss ist hiermit aufgehoben«, sagte der Rektor, und ich spürte förmlich, wie Ambroses Selbstzufriedenheit in sich zusammenfiel. »Gibt es sonst noch etwas vorzubringen?« Die Stimme des Rektors hatte einen merkwürdigen Beiklang. Er erwartete etwas.
    Elodin meldete sich zu Wort. »Ich beantrage, dass Kvothe zum Re’lar befördert wird.«
    »Wer ist dafür?« Bis auf Hemme hoben

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