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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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kaputt machen kann.«
    Ich sah, dass einige der Meister nickten. Hemme aber ließ sich nicht davon abbringen. »Meister Lorren, was ist die Strafe für Diebstahl?«
    »Der Student erhält maximal zwei Peitschenhiebe auf den Rücken«, zitierte Lorren. »Außerdem muss er das gestohlene Eigentum zurückgeben oder dessen Wert ersetzen und ein Silbertalent Strafe zahlen.«
    »Und die Strafe für Sachbeschädigung?«
    »Der Student muss den Wert des Eigentums ersetzen oder dessen Reparatur bezahlen.«
    »Seht Ihr?«, sagte Hemme. »Da besteht doch die Möglichkeit, dass er zweimal für ein und dieselbe Laute bezahlen müsste. Und das wäre vollkommen ungerecht. Man würde ihn zweimal für das gleiche Vergehen bestrafen.«
    »Nein, Meister Hemme«, schaltete ich mich ein. »Man würde ihn für den Diebstahl und für die Sachbeschädigung bestrafen.«
    Der Rektor blitzte mich mit dem gleichen Blick an, den zuvor Hemme abbekommen hatte, aber ich ließ mich davon nicht einschüchtern. »Wenn ich ihm meine Laute geborgt hätte, und er hätte sie beschädigt, wäre das etwas anderes. Und wenn er sie gestohlen und nicht beschädigt hätte, wäre das auch etwas anderes. Es geht nicht um eins von beiden. Es geht um beides.«
    Der Rektor pochte mit dem Fingerknöchel auf den Tisch, um uns zum Schweigen zu bringen. »Du wirst also keine der Beschuldigungen fallen lassen?«
    »Nein, werde ich nicht.«
    Hemme hob eine Hand und erhielt das Wort. »Ich beantrage, darüber abzustimmen, dass die Beschuldigung des Diebstahls abgewiesen wird.«
    »Wer ist dafür?«, fragte der Rektor. Hemme, Brandeur, Mandrag und Lorren hoben die Hand. »Vier Stimmen gegen fünfeinhalb. Die Beschuldigung bleibt bestehen.«
    Ehe jemand die Sache noch weiter verzögern konnte, fuhr der Rektor fort. »Wer befindet Re’lar Ambrose der Sachbeschädigung für schuldig?« Alle hoben die Hand – bis auf Hemme und Brandeur. Der Rektor sah mich an. »Wie viel hast du für die Laute bezahlt?«
    »Neun Talente, sechs Jots«, log ich, da ich wusste, dass das ein geläufiger Preis war.
    Da wurde Ambrose plötzlich munter. »Also bitte. Du hast doch noch nie in deinem Leben zehn Talente besessen.«
    Verärgert über die Unterbrechung, pochte der Rektor auf den Tisch. Brandeur meldete sich zu Wort. »Re’lar Ambrose macht uns da auf einen interessanten Punkt aufmerksam. Wie kommt ein Student, der vollkommen mittellos zu uns kam, zu so viel Geld?«
    Einige der Meister sahen mich mit forschendem Blick an. Ich blickte zu Boden, so als wäre es mir peinlich. »Ich habe es beim Kartenspiel gewonnen, Sir.«
    Belustigtes Gemurmel. Elodin lachte laut auf. Der Rektor pochte auf den Tisch. »Re’lar Ambrose wird zu einer Zahlung von neun Talenten, sechs Jots verurteilt. Erhebt einer der Meister Einspruch gegen diesen Beschluss?«
    Hemme hob eine Hand und wurde niedergestimmt.
    »Kommen wir zum Anklagepunkt des Diebstahls. Anzahl der beantragten Hiebe?«
    »Keiner«, sagte ich und rief damit einiges Stirnrunzeln hervor.
    »Wer befindet Re’lar Ambrose des Diebstahls für schuldig?«, fragte der Rektor. Hemme, Brandeur und Lorren hielten die Hand gesenkt. »Re’lar Ambrose wird zu einer Zahlung von zehn Talenten, sechs Jots verurteilt. Erhebt einer der Meister Einspruch gegen diesen Beschluss?«
    Diesmal ließ der inzwischen mürrisch blickende Hemme die Hand unten.
    Der Rektor atmete tief durch. »Meister der Bibliothek, was ist die Strafe für ungebührliches Verhalten für ein Mitglied des Arkanums?«
    »Eine Geldstrafe, Auspeitschen, Ausschluss aus dem Arkanum oder Ausschluss aus der Universität, je nach Schwere des Vergehens«, sagte Lorren ganz ruhig.
    »Beantragte Strafe?«
    »Ausschluss aus dem Arkanum«, sagte ich, so als wäre das das Vernünftigste von der Welt.
    Da verlor Ambrose die Fassung. »Was?«, sagte er ungläubig und drehte das Gesicht zu mir.
    Hemme meldete sich zu Wort. »Herma, nun wird es langsam wirklich lächerlich.«
    Der Rektor sah mich leicht tadelnd an. »Ich fürchte, da muss ich Meister Hemme beipflichten, E’lir Kvothe. Das dürfte ja wohl kaum ein ausreichender Grund für einen Ausschluss sein.«
    »Dem muss ich widersprechen«, sagte ich und gab mir Mühe, meine ganze Überzeugungskraft aufzubieten. »Bitte bedenkt, was Ihr gehört habt. Aus keinem anderen Grund als seiner persönlichen Abneigung gegen mich hat Ambrose mich in der Öffentlichkeit verhöhnt und den einzigen wertvollen Gegenstand, den ich überhaupt besitze, gestohlen und

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