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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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etwas, das einmal ein riesiges Wasserrad gewesen sein musste, drei Stockwerke hoch. Es lag in einem ausgetrockneten Kanal, der wie ein Abgrund mitten durch den Saal verlief.
    Ich hatte nur eine sehr vage Vorstellung, wozu diese Maschinen gedient haben mochten. Und ich hatte nicht die leiseste Ahnung, warum sie hier seit Jahrhunderten tief unter der Erde ungenutzt herumstanden. Es gab da keinerlei …

Kapitel 88
    Zwischenspiel: Suche

    D as Poltern schwerer Stiefel auf dem hölzernen Absatz vor dem Eingang schreckte die Männer auf, die im Wirtshaus zum Wegstein beieinander saßen. Kvothe sprang mitten im Satz auf und war schon halb hinter dem Tresen, als die Tür aufgerissen wurde und die ersten Gäste des Fellingabends hereinkamen.
    »Hier kommen hungrige Männer, Kote!«, rief Cob. Shep, Jake und Graham drängten hinter ihm in den Schankraum.
    »Wir haben noch etwas in der Küche«, erwiderte Kote. »Das könnte ich euch sofort bringen, es sei denn, ihr wollt erst mal was trinken.« Mit beifälligem Gemurmel ließen sich die Männer auf den Hockern am Tresen nieder. Die Unterhaltung hörte sich altvertraut an, so reibungslos wie gut eingelaufene Schuhe.
    Der Chronist starrte den rothaarigen Mann hinter dem Tresen an. Er hatte nichts mehr von Kvothe an sich. Er war nur noch ein Gastwirt: freundlich, ja dienstfertig, und so bescheiden, dass man ihn fast nicht bemerkte.
    Jake trank einen tiefen Schluck Bier und wurde dann auf den Chronisten aufmerksam, der am anderen Ende des Raums saß. »Na, schau mal einer an, Kote. Ein neuer Gast. Da können wir ja froh sein, dass wir überhaupt noch einen Platz bekommen haben.«
    Shep kicherte. Cob drehte sich auf seinem Hocker um und spähte zu dem Tisch hinüber, an dem der Chronist neben Bast saß, die Feder immer noch über dem Papier. »Ist er ein Schreiber oder so was?«
    »Ja, genau«, sagte Kote schnell. »Er kam gestern spät abends hier an.«
    Cob schielte argwöhnisch hinüber. »Was schreibt er denn da?«
    Kote senkte die Stimme ein wenig und lenkte damit die allgemeine Aufmerksamkeit von dem Chronisten auf seine Seite. »Wisst ihr noch, die Reise nach Baedn, die Bast kürzlich unternommen hat?« Die vier nickten aufmerksam. »Tja, wie sich später herausstellte, hätte er sich da um ein Haar die Blattern geholt, und seitdem spürt er sein Alter ein wenig. Und da dachte er wohl, es wäre am besten, wenn er jetzt sein Testament aufsetzt, solange er noch Gelegenheit dazu hat.«
    »Das ist heutzutage sehr vernünftig«, sagte Shep mit finsterer Miene. Er trank sein Bier aus und klopfte mit dem leeren Krug auf den Tresen. »Noch eins, bitte.«
    »Was ich an Geld gespart habe, soll die Witwe Sage bekommen«, sagte Bast so laut, dass man es auch noch am Tresen verstand. »Das soll ihr helfen, ihre drei Töchter aufzuziehen und ihnen eine Mitgift mitzugeben, denn sie sind ja nun bald im Heiratsalter.« Er sah den Chronisten besorgt an. »Kann man ›Heiratsalter‹ sagen?«
    »Die kleine Katie hat sich dieses Jahr ganz schön gemacht, nicht wahr?«, sagte Graham, in Gedanken versunken. Die anderen nickten.
    »Meinem Dienstherrn hinterlasse ich mein bestes Paar Stiefel«, fuhr Bast großmütig fort. »Und die von meinen Hosen, die ihm passen.«
    »Der Junge hat wirklich schöne Stiefel«, sagte Cob zu Kote. »Ist mir immer schon aufgefallen.«
    »Den Rest meiner irdischen Güter soll Pater Leoden unter seiner Gemeinde aufteilen«, schloss Bast. Er zuckte die Achseln. »Das war’s. Mehr fällt mir dazu jetzt nicht ein.« Der Chronist nickte und ließ seine Papiere, Federn und Tinte schnell in seiner Ledermappe verschwinden.
    »Komm rüber!«, rief Cob ihm zu. »Trink ein Gläschen mit uns.« Der Chronist erstarrte und ging dann langsam in Richtung Tresen. »Wie heißt du, mein Junge?«, fragte Cob.
    »Devan«, erwiderte der Chronist, blickte dann betreten und räusperte sich. »Verzeihung. Carverson. Devan Carverson.«
    Cob stellte die anderen vor und wandte sich dann wieder an den Neuling, der mittlerweile auf einem Hocker Platz genommen hatte. »Woher kommst du, Devan?«, fragte er.
    »Aus der Gegend hinter Abbott’s Ford.«
    »Gibt’s da irgendwelche Neuigkeiten?«
    Der Chronist rutschte unbehaglich auf seinem Sitz hin und her, und Kote beobachtete ihn mit ernstem Blick von der anderen Seite des Tresens aus. »Nun ja … Die Straßen sind ziemlich schlecht …«  
    Das löste einen vielstimmigen Chor altbekannter Beschwerden aus, und der Chronist atmete auf.

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