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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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lustig machte oder nicht. Eine Kellnerin kam mit ein paar Lappen, wischte den Tisch sauber und ließ einige bissige Bemerkungen fallen. Sim besaß den Anstand, so dreinzuschauen, als schäme er sich für drei.

    Als ich zur Universität zurückkam, war es schon dunkel. Ich ging kurz zum Anker’s , um ein paar Sachen zu holen, und stieg dann auf das Dach des Hauptgebäudes.
    Zu meinem Erstaunen erwartete mich Auri bereits auf dem Dach, obwohl der Himmel wolkenlos war. Sie saß auf einem niedrigen Schornstein und ließ die bloßen Füßen baumeln. Ihr Haar schwebte wie eine Wolke über ihrer dünnen Gestalt.
    Als ich näher kam, sprang sie von dem Schornstein herab und machte einen kleinen Schritt zur Seite, der fast wie ein Knicks wirkte. »Guten Abend, Kvothe.«
    »Guten Abend, Auri«, sagte ich. »Wie geht es dir?«
    »Sehr gut«, sagte sie. »Es geht mir wunderbar. Und es ist auch eine wunderbare Nacht.« Sie hatte beide Hände hinter dem Rücken und trat von einem Fuß auf den anderen.
    »Was hast du mir denn heute Abend mitgebracht?«, fragte ich.
    Sie lächelte ihr heiteres Lächeln. »Und was hast du mir denn mitgebracht?«
    Ich zog eine schmale Flasche unter meinem Umhang hervor. »Ich habe dir etwas Honigwein mitgebracht.«
    Sie nahm ihn in beide Hände. »Aber das ist ja ein fürstliches Geschenk.« Sie betrachtete die Flasche mit großen Augen. »Man stelle sich das nur vor: all die beschwipsten Bienen …« Sie öffnete die Flasche und schnupperte daran. »Was ist da drin?«
    »Sonnenschein«, sagte ich. »Und ein Lächeln und eine Frage.«
    Sie hielt sich die Flaschenöffnung ans Ohr und grinste mich an.
    »Die Frage liegt auf dem Grund«, sagte ich.
    »Also eine schwere Frage«, sagte sie und streckte mir eine Hand entgegen. »Ich habe dir einen Ring mitgebracht.«
    Er war aus warmem, glatten Holz. »Was macht der Ring?«, fragte ich.
    »Er hütet Geheimnisse«, sagte sie.
    Ich hielt ihn mir ans Ohr.
    Auri schüttelte ernst den Kopf, so dass ihre Haare um sie wirbelten. »Er verrät keine Geheimnisse, er hütet sie.« Sie kam näher, nahm den Ring und steckte ihn mir an einen Finger. »Es reicht doch wenn man ein Geheimnis hat«, schalt sie mich sanft. »Mehr wäre unmäßig.«
    »Er passt«, sagte ich, ein wenig erstaunt.
    »Es sind ja auch deine Geheimnisse«, sagte sie, als würde sie einem Kind etwas erklären. »Wem sollte er denn sonst passen?«
    Auri strich sich die Haare aus dem Gesicht und machte wieder diesen seltsamen Schritt zur Seite. Fast wie ein Knicks oder ein kleiner Tanz.
    »Ich habe mich gefragt, ob du wohl heute mit mir zu Abend essen würdest, Kvothe«, sagte sie ernst. »Ich habe Äpfel und Eier. Und ich kann dir einen köstlichen Honigwein anbieten.«
    »Ich esse herzlich gern mit dir zu Abend, Auri«, sagte ich förmlich. »Ich habe Brot und Käse mitgebracht.«
    Auri huschte hinab in den Hof und kam ein paar Minuten später mit einer Teetasse aus zartem Porzellan wieder, die für mich bestimmt war. Sie schenkte uns beiden Honigwein ein und trank ihrenin winzigen Schlücken aus einem Bettelbecher, der kaum größer war als ein Fingerhut.
    Ich setzte mich zu ihr aufs Dach, und wir speisten. Ich hatte einen großen Laib Gerstenbrot mitgebracht und ein Stück harten weißen Dalonir-Käse. Auri brachte reife Äpfel und ein halbes Dutzend braunfleckige Eier, die sie irgendwie hartgekocht hatte. Wir aßen sie mit etwas Salz, das ich aus einer Tasche meines Umhangs hervorzauberte.
    Während des Essens schwiegen wir die meiste Zeit und freuten uns einfach nur an der Gesellschaft des anderen. Auri saß im Schneidersitz, den Rücken gerade und die Haare nach allen Seiten flatternd. Die Sorgfalt und Zierlichkeit, mit der sie aß, ließ diese improvisierte Mahlzeit auf dem Dach wieder einmal wie ein festliches Diner im Speisesaal eines Edelmannes erscheinen.
    »Der Wind weht in letzter Zeit ganz viel Laub ins Unterding«, plauderte Auri, als wir fast aufgegessen hatten. »Durch die Gitter und die Gänge. Es sammelt sich im Tiefgang, und da ist es jetzt ganz raschelig.«
    »Tatsächlich?«
    Sie nickte. »Und eine Eulenmutter ist eingezogen. Hat mitten in der Grauen Zwölf ihr Nest gebaut. Eine wirklich dreiste Tat.«
    »Dann sind Eulen dort eine Seltenheit?«
    Sie nickte. »Absolut. Eulen sind weise. Sie sind vorsichtig und haben viel Geduld. Und Weisheit und Dreistigkeit, das schließt sich aus.« Sie trank noch einen Schluck aus ihrem Becher und hielt dabei den Henkel anmutig zwischen

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