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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Jake angewidert. »Ihr hört euch an wie kleine Kinder an Mittwinter. ›Die Dämonen haben meine Puppe geklaut‹, ›Die Dämonen haben die Milch verschüttet‹. Kvothe hatte mit Dämonen nichts zu schaffen. Er war an der Universität, um dort alle möglichen Namen zu erlernen, klar? Als der Kerl mit dem Messer auf ihn losging, hat er Feuer und Blitz auf ihn herabbeschworen, genau wie Taborlin der Große.«
    »Es war ein Dämon, Jake«, erwiderte Cob verärgert. »Sonst würde die Geschichte doch überhaupt keinen Sinn ergeben. Er beschwor einen Dämon herbei, und der saugte dem Kerl das ganze Blut aus, und alle, die es sahen, waren vollkommen entsetzt. Jemand erzählte es einem Priester, und dann gingen die Priester zur Polizei, und die Polizei zerrte ihn an diesem Abend aus dem Wirtshaus der Witwe und warf ihn in den Kerker, weil er sich mit dunklen Mächten eingelassen hatte.«
    »Die Leute haben wahrscheinlich nur das Feuer gesehen und gedacht, es wäre ein Dämon gewesen«, beharrte Jake. »Du weißt doch, wie die Leute so sind.«
    »Nein, das weiß ich nicht, Jacob«, entgegnete Cob barsch, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich mit dem Rücken an den Tresen. »Warum erzählst du mir nicht, wie die Leute so sind?Und überhaupt: Warum erzählst du diese ganze verdammte Geschichte nicht selbst, wo du doch …«
    Cob hielt inne, als draußen vor der Eingangstür schwere Stiefel über den hölzernen Absatz polterten. Nach einer kurzen Stille fummelte jemand an der Klinke herum.
    Alle wandten sich neugierig zum Eingang, die Stammgäste waren schließlich schon alle da. »Zwei neue Gesichter an einem Tag«, bemerkte Graham in vorsichtigem Ton, da er wusste, dass er damit einen wunden Punkt berührte. »Sieht so aus, als wäre deine Durststrecke zu Ende, Kote.«
    »Dann müssen die Straßen wohl besser geworden sein«, sagte Shep, und es klang ein wenig erleichtert. »Das wurde aber auch wirklich Zeit.«
    Die Klinke klickte, und die Tür öffnete sich langsam, bis sie an die Wand schlug. Draußen im Dunkeln stand ein Mann, so als überlege er noch, ob er hereinkommen sollte oder nicht.
    »Willkommen im Wegstein !«, rief der Wirt hinterm Tresen. »Was können wir für Euch tun?«
    Da trat der Mann ins Licht, und die Erregung der Stammgäste wurde augenblicklich erstickt, als sie den Lederpanzer und das große Schwert erblickten, an denen sie erkannten, dass es sich bei ihm um einen Söldner handelte. Ein einzelner Söldner war selbst zu den besten Zeiten kein beruhigender Anblick. Allen war klar, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis ein arbeitsloser Söldner zum Straßenräuber wurde.
    Hinzu kam, dass dieser Söldner offenbar gerade eine schwere Zeit durchmachte. Kletten hingen an seinen Hosenbeinen und an den rohledernen Schnürbändern seiner Stiefel. Sein Hemd war aus feinstem Leinen und königsblau gefärbt, aber mit Schlammspritzern übersät und von Dornen aufgerissen. Sein Haar war fettig und verfilzt. Seine dunklen Augen lagen tief, als hätte er seit Tagen nicht mehr geschlafen. Er kam noch ein paar Schritte weiter in den Schankraum und ließ die Tür hinter sich offenstehen.
    »Sieht so aus, als wäret Ihr eine ganze Weile unterwegs gewesen«, sagte Kvothe frohgemut. »Möchtet Ihr etwas zu trinken oder zu essen?« Als der Söldner nicht darauf reagierte, fügte er hinzu: »Wir hätten auch alle Verständnis dafür, wenn Ihr erst einmal ein wenigschlafen wolltet. Ihr seht so aus, als hättet Ihr harte Tage hinter Euch.« Kvothe warf Bast einen Blick zu. Der glitt daraufhin von seinem Hocker und schloss die Eingangstür des Wirtshauses.
    Nachdem er sich angesehen hatte, wer alles am Tresen saß, steuerte der Söldner mit langsamen Schritten auf die Lücke zwischen dem Chronisten und dem alten Cob zu. Kvothe lächelte sein bestes Gastwirtslächeln, und der Söldner lehnte sich schwer an den Tresen und murmelte etwas.
    Auf der anderen Seite erstarrte Bast, die Hand noch an der Türklinke.
    »Wie bitte?«, fragte Kvothe und beugte sich vor.
    Der Söldner hob den Blick, sah Kvothe in die Augen und ließ den Blick dann hinter dem Tresen hin und her schweifen. Seine Augen bewegten sich träge, so als hätte er einen Schlag an den Kopf abbekommen. »Aethin tseh chtystoi scthaiven vei.«
    Kvothe beugte sich weiter vor. »Verzeihung. Wie war das?« Als der Söldner nicht antwortete, sah er sich unter den anderen Männern am Tresen um. »Hat einer von euch das verstanden?«
    Der Chronist starrte

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