Der Name Des Windes
herausziehen ließ, lachte er wieder dieses wilde, raubvogelartige Lachen.
Shep lag keuchend und blutend am Boden, und der Söldner beachtete ihn gar nicht mehr, so als hätte er schon vergessen, was er gerade getan hatte. Er ließ den Blick langsam durch den Raum schweifen, vorbei an den zerbrochenen Tischen, dem schwarzen Kamin, den großen Eichenfässern. Schließlich richtete sich der Blick des Söldners auf den rothaarigen Mann hinter dem Tresen. Kvothe wurde nicht bleich und wich auch nicht zurück, als ihn der Söldner in den Blick nahm. Sie sahen einander in die Augen.
Der auf Kvothe gerichtete Blick des Söldners nahm an Schärfe zu. Dann setzte er wieder sein breites, humorloses Lächeln auf, und durch das Blut, das ihm am Gesicht hinunterlief, wirkte es noch makaberer. »Te aithiyn Seathaloi?«, fragte er in herrischem Ton. »Te Rhintae?«
Mit einer beinahe beiläufigen Bewegung griff Kvothe sich eine dunkle Flasche vom Büfett und schwang sie über den Tresen. Sie traf den Söldner am Mund und zerplatzte. Holunderbeergeruch erfüllte die Luft, und der Beerenbrand ergoss sich auf das immer noch grinsende Gesicht des Mannes und auf seine Schultern.
Kvothe tunkte einen Finger in die Schnapslache auf dem Tresen, murmelte etwas und zog vor Konzentration die Stirn in Falten. Dann starrte er den blutenden Mann an, der auf der anderen Seite des Tresens stand.
Nichts geschah.
Der Söldner griff über den Tresen und suchte Kvothe am Ärmel zu packen. Der Wirt stand einfach nur da, und in diesem Moment war auf seinem Gesicht weder Furcht noch Wut noch Erstaunen zu erkennen. Er wirkte nur noch erschöpft und benommen.
Doch ehe der Söldner Kvothes Arm zu fassen bekam, strauchelte er, denn Bast rammte ihn von hinten. Er legte ihm einen Arm um den Hals und grub ihm die andere Hand ins Gesicht. Der Söldner ließ Kvothe los und packte mit beiden Händen den Arm, der seinen Hals würgte. Als die Hände des Söldners ihn berührten, verwandelte sich Basts Gesicht in eine Maske des Schmerzes. Die Zähne gebleckt, krallte er mit der freien Hand nach den Augen des Söldners.
Am anderen Ende des Raums zog der Schmiedelehrling endlich die Eisenstange unter dem Tisch hervor und richtete sich zu voller Größe auf. Dann stürmte er über die umgestürzten Hocker und riss brüllend die Eisenstange hoch empor.
Basts Augen weiteten sich vor Panik, als er den Schmiedelehrling kommen sah. Er ließ von dem Söldner ab, wich zurück und blieb mit den Füßen in den Trümmern eines Hockers hängen. Er kroch, so schnell er konnte, fort von den beiden.
Der Söldner drehte sich um und sah den großen Jungen, der auf ihn zustürmte. Er lächelte und streckte mit einer lässigen, fast anmutigen Bewegung seine blutende Hand aus.
Der Schmiedelehrling schlug den Arm beiseite. Als die Eisenstange ihn traf, schwand das Lächeln des Söldners. Er hielt sich den Arm und fauchte wie eine wütende Katze.
Der Junge schlug erneut mit der Eisenstange zu und traf den Söldner diesmal in den Brustkasten. Die Wucht des Schlags riss ihn vom Tresen fort, und er landete auf allen Vieren, schreiend wie ein Lamm auf der Schlachtbank.
Nun packte der Schmiedelehrling die Eisenstange mit beiden Händen und hieb damit auf den Rücken des Söldners ein, als würde er mit einer Axt Holz hacken. Man hörte Knochen knacken. Die Eisenstange klirrte leise, wie ferner, nebelgedämpfter Glockenschlag.
Mit gebrochener Wirbelsäule versuchte der blutüberströmte Mann immer noch, zum Ausgang zu kriechen. Sein Gesicht war jetzt ausdruckslos, und aus seinem Mund drang ein tiefes Heulen, wie der Wind im winterlichen Wald. Der Schmiedelehrling schlug wieder und wieder zu, schwang die schwere Eisenstange mit einer Leichtigkeit, als wäre es eine Weidengerte. Er hieb eine tiefe Kerbe in den Dielenboden und brach dem Mann ein Bein, einen Arm, weitere Rippen. Doch immer noch versuchte der Söldner in Richtung Ausgang zu kriechen. Er ächzte und stieß schrille Schreie aus und dabei hörte er sich eher wie ein Tier als wie ein menschliches Wesen an.
Schließlich landete der Junge einen Schlag an den Kopf, und da erstarrte der Söldner und blieb reglos liegen. Einen Moment lang war es vollkommen still, und dann erbrach der Mann eine stinkende Flüssigkeit, zäh wie Pech und schwarz wie Tinte.
Es dauerte noch eine Weile, bis der Schmiedelehrling aufhörte, auf den reglosen Leib einzuprügeln, und selbst als er aufgehört hatte, hielt er die Eisenstange immer noch hoch
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