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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Gefahr für sich selbst.«
    Der Söldner legte den Kopf auf die Seite. Er hob seine Hand und betrachtete sie. Blut rann ihm am Daumen hinab, sammelte sich und tropfte auf den Boden. Er holte tief Luft durch die Nase, und plötzlich erwachten seine tief liegenden, bis dahin glasigen Augen zu neuem Leben.
    Er lächelte den Chronisten an, und alle Verschwommenheit war aus seiner Miene verschwunden. »Te varaiyn aroi Seathaloi vei mela«, sagte er mit tiefer Stimme.
    »Ich, äh … ich kann Euch nicht folgen«, sagte der Chronist verwirrt.
    Da erstarb das Lächeln des Mannes. Seine Augen wurden hart und zornig. »Te-tauren sciyrloet? Amauen.«
    »Ich verstehe nicht, was Ihr sagt«, erwiderte der Chronist. »Aber Euer Tonfall gefällt mir nicht.« Er hob erneut das Schwert und richtete es auf die Brust des Mannes.
    Der Söldner blickte auf die schwere, mit Kerben übersäte Klinge und runzelte verwirrt die Stirn. Dann zeigte sich mit einem Mal Verständnis auf seinem Gesicht, und das Lächeln kehrte zurück. Er warf den Kopf in den Nacken und lachte.
    Sein Lachen klang nicht menschlich. Es klang animalisch, wie der Schrei eines Adlers.
    Der Söldner hob die verletzte Hand und ergriff die Schwertspitze. Er bewegte sich dabei so schnell, dass die Klinge bei der Berührung dumpf klirrte. Immer noch lächelnd, packte er fester zu und beugte die Klinge. Blut lief ihm aus der Hand, die Klinge hinab, und tropfte zu Boden.
    Der ganze Raum sah fassungslos zu. Man hörte jetzt nur noch das leise Knirschen der Fingerknochen des Söldners auf der blanken Schneide des Schwerts.
    Den Chronisten fest im Blick, riss der Söldner ruckartig die Hand herum, und die Klinge brach, und es klang wie eine zerschellende Glocke. Während der Chronist noch stumm auf die zerbrochene Waffe starrte, trat der Söldner einen Schritt vor und legte dem Chronisten die freie Hand leicht auf die Schulter.
    Der Chronist stieß einen erstickten Schrei aus und zuckte zurück, als hätte man ihn mit einem heißen Schüreisen berührt. Er schwang das abgebrochene Schwert, stieß damit die Hand fort und rammte die Klinge dem Söldner tief in den Arm. Dem Gesicht des Mannes war weder Schmerz noch Furcht anzusehen, ja, er schien überhaupt nicht zu bemerken, dass er verletzt war.
    Immer noch die abgebrochene Schwertspitze in der blutenden Hand, ging der Söldner noch einen Schritt auf den Chronisten zu.
    Dann war Bast zur Stelle, rammte den Söldner mit der Schulter und traf ihn mit solcher Wucht, dass unter dem Leib des Mannes ein Hocker zerbrach, ehe er an dem Mahagonitresen auftraf. Bast packte den Kopf des Mannes mit beiden Händen und knallte ihn mit voller Wucht auf die Tresenkante – einmal, zweimal …
    Dann, als hätte Bast sie alle geweckt, brach im Schankraum Chaosaus. Der alte Cob stieß sich vom Tresen ab, und dabei fiel sein Hocker um. Graham brüllte irgendetwas von wegen Polizei. Jake wollte den Ausgang erreichen, stolperte aber über Cobs umgestoßenen Hocker und schlug der Länge nach hin. Der Schmiedelehrling griff nach seiner Eisenstange, sie fiel ihm aber versehentlich zu Boden und kullerte schließlich in einem großen Bogen unter einen Tisch.
    Bast jaulte verblüfft auf, als er quer durch den Raum geschleudert wurde und auf einem der schweren Holztische landete. Der Tisch brach unter ihm zusammen, und nun lag er reglos in den Trümmern. Der Söldner richtete sich auf, Blut lief ihm die linke Gesichtshälfte hinab. Ihn schien das alles völlig gleichgültig zu lassen, als er sich wieder zu dem Chronisten umwandte, immer noch die abgebrochene Schwertspitze in der blutenden Hand.
    Hinter ihm schnappte sich Shep ein Messer, das neben einem halbrunden Stück Käse gelegen hatte. Es war nur ein Küchenmesser, die Klinge etwa eine Handspanne lang. Mit grimmigem Blick rammte er sie dem Söldner bis zum Heft zwischen Schulter und Hals.
    Doch statt zusammenzubrechen, wirbelte der Söldner herum und schlug Shep mit der schartigen Schwertschneide ins Gesicht. Blut spritzte, und Shep hob die Hände vors Gesicht. Dann riss der Söldner, so schnell, dass es kaum mehr als eine Zuckung war, das Metallstück herum und rammte es Shep in die Brust. Der strauchelte rückwärts an den Tresen und ging zu Boden, die abgebrochene Schwertspitze zwischen den Rippen.
    Der Söldner griff sich an den Nacken und betastete neugierig den Griff des Messers, das dort steckte. Er blickte eher verblüfft als verärgert und zog daran. Als sich das Messer nicht ohne weiteres

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