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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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Krug aufzublicken. »Ich heiße Aaron.«
    Kvothe nickte ernst. »Aaron. Das hast du dir verdient.«
    »Ich glaube nicht, dass es Denner war«, sagte Aaron unvermittelt.
    Kvothe hielt inne. »Wie bitte?«
    »Ich glaube nicht, dass der Kerl ein Harzsüchtiger war.«
    »Dann siehst du es wie Cob?«, fragte Kvothe. »Er war tollwütig?«
    »Ich glaube, es steckte ein Dämon in ihm«, sagte der Junge wie nach reiflicher Überlegung. »Ich habe vorhin nichts gesagt, weil ich nicht will, dass die Leute glauben, ich wäre durchgedreht wie der verrückte Martin.« Er blickte von seinem Krug auf. »Aber ich glaube, dass ein Dämon in ihm steckte.«
    Kvothe lächelte freundlich und wies auf Bast und den Chronisten. »Und fürchtest du nicht, dass wir das gleiche denken könnten?«
    Aaron schüttelte ernst den Kopf. »Ihr seid nicht von hier. Ihr kennt die Welt. Und ihr wisst, was es da draußen alles gibt.« Er sah Kvothe an. »Und ich glaube, du weißt auch, dass es ein Dämon war.«
    Bast, der gerade in der Nähe des Kamins den Boden kehrte, hielt inne. Kvothe legte den Kopf neugierig auf die Seite, ohne den Blick abzuwenden. »Wieso sagst du das?«
    »Ich weiß, dass du da einen schweren Eichenprügel für schwierige Kundschaft unter dem Tresen liegen hast. Und … na ja …« Er hob den Blick zu dem Schwert, das bedrohlich über dem Tresen hing. »Mir fällt nur ein Grund ein, warum du stattdessen zu einer Flasche gegriffen hast. Du wolltest dem Kerl nicht die Zähne einschlagen. Du wolltest ihn in Brand setzen. Bloß dass du keine Streichhölzer zur Hand hattest und in der Nähe auch keine Kerze stand. – Meine Mama hat mir früher immer aus dem Buch des Weges vorgelesen«, fuhr er fort. »Und da kommen jede Menge Dämonen vor. Manche verstecken sich im Körper eines Menschen, so wie wir uns ein Schaffell überziehen. Ich glaube, er war nur ein ganz normaler Bursche, in dem aber ein Dämon steckte. Darum hat er keine Schmerzen gespürt. Das ist dann so, als würde man einem Löcher ins Hemd bohren. Und darum hat er auch so komisch geredet. Das war Dämonensprache.«
    Aaron blickte wieder auf den Krug, den er in der Hand hielt, und nickte. »Je länger ich darüber nachdenke, desto plausibler erscheint es mir. Eisen und Feuer. Das fürchten Dämonen.«
    »Diese Harzsüchtigen sind stärker, als man denkt«, sagte Bast am anderen Ende des Raums. »Ich habe mal gesehen, wie einer –«
    »Du hast recht«, sagte Kvothe. »Es war ein Dämon.«
    Aaron hob den Blick, sah Kvothe in die Augen, nickte und schaute wieder in seinen Krug. »Und du hast nichts gesagt, weil du neu in der Stadt bist und die Geschäfte schon schlecht genug laufen.«
    Kvothe nickte.
    »Und es würde mir nichts bringen, wenn ich den Leuten davon erzählen würde, nicht wahr?«
    Kvothe atmete tief durch. »Wahrscheinlich nicht.«
    Aaron trank sein Bier aus und schob den leeren Krug von sich fort. »Gut. Ich wollte das bloß hören. Ich wollte sicher sein, dass ich nicht verrückt geworden bin.« Dann erhob er sich, nahm die schwere Eisenstange, legte sie sich auf die Schultern und wandte sich zum Ausgang. Niemand sagte etwas, als er durch den Schankraum ging und schließlich die Eingangstür hinter sich schloss. Man hörte seine schweren Stiefel noch draußen auf dem hölzernen Absatz, und dann herrschte wieder Stille.
    »In dem steckt mehr, als ich gedacht hätte«, sagte Kvothe schließlich.
    »Das liegt daran, dass er so groß ist«, erwiderte Bast sachlich-nüchtern und gab es auf, so zu tun, als kehrte er den Boden. »Ihr Menschen lasst euch viel zu leicht von Äußerlichkeiten ablenken. Ich habe ihn schon eine ganze Weile im Blick. Er ist klüger als die Leute glauben. Schaut sich alles ganz genau an und stellt die richtigen Fragen.« Er kam mit dem Besen zurück an den Tresen. »Er macht mich nervös.«
    Kvothe blickte belustigt. »Nervös? Dich?«
    »Der Junge riecht nach Eisen. Den ganzen Tag lang hantiert er damit und atmet Eisendampf ein. Und dann kommt er hierher mit seinen klugen Augen.« Bast schaute missbilligend drein. »Das ist nicht normal.«
    »Normal?«, meldete sich der Chronist endlich zu Wort. In seinem Ton schwang leichte Hysterie mit. »Was wisst Ihr denn schon von normal? Ich habe gerade einen Dämon einen Menschen töten sehen. War das etwa normal?« Er wandte sich an Kvothe. »Was zum Teufel wollte er denn überhaupt hier?«
    »Suchen«, erwiderte Kvothe. »Mehr habe ich nicht verstanden. Wie steht’s mit dir, Bast? Hast du

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