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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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beiden Männern war ihr schlechtes Gewissen anzusehen. Sie lösten den Handschlag.
    Kvothe schenkte aus der grünen Flasche die Gläser voll. Diese schlichte Geste verwandelte ihn. Er schien in sein altes Selbst zurückzuschlüpfen, bis von dem dunkeläugigen Mann, der noch einen Augenblick zuvor hinter dem Tresen gestanden hatte, kaum noch etwas übrig war. Der Chronist empfand ein plötzliches Gefühl des Verlusts, als er den Wirt anstarrte, der in einer Hand einen Leinenlappen hielt.
    »Also.« Kvothe schob ihnen die Gläser hin. »Nehmt etwas zu trinken, setzt euch an den Tisch und sprecht miteinander. Wenn ich wiederkomme, will ich keinen von euch beiden tot vorfinden, und das Haus sollte auch nicht in Flammen stehen. Abgemacht?«
    Bast lächelte verlegen, und der Chronist nahm die Gläser und ging damit zurück an seinen Tisch. Bast folgte ihm, kehrte dann aber noch einmal an den Tresen zurück, um auch die Flasche zu holen.
    »Nicht zu viel davon«, mahnte Kvothe, ehe er dann im Hinterzimmer verschwand. »Ich will nicht, dass ihr nur noch am Kichern seid, wenn ich weitererzähle.«
    Die beiden Männer am Tisch begannen ein angespanntes, stockendes Gespräch, und Kvothe ging derweil in die Küche. Einige Minuten später kam er wieder und brachte Käse und Vollkornbrot, kaltes Hühnchen und Wurst, Butter und Honig.
    Als Kvothe diese Platten brachte, setzten sie sich an einen größeren Tisch. Er eilte geschäftig hin und her und war wieder ganz der Gastwirt. Der Chronist beobachtete ihn verstohlen und konnte kaum glauben, dass dieser Mann, der hier vor sich hin summend Wurst aufschnitt, derselbe Mensch war, der nur wenige Minuten zuvor mit dunklen Augen und schrecklichem Blick hinter dem Tresen gestanden hatte.
    Während der Chronist seine Papiere und Federn herüberholte, betrachtete Kvothe durchs Fenster den Stand der Sonne. Schließlich wandte er sich an Bast. »Wie viel hast du mit angehört?«
    »Das meiste, Reshi«, sagte Bast und lächelte. »Ich habe gute Ohren.«
    »Das ist gut. Wir haben keine Zeit, irgendetwas zu wiederholen.« Er atmete tief durch. »Dann wollen wir mal weitermachen. Aber macht euch auf etwas gefasst. Die Geschichte kommt jetzt an einen Wendepunkt. Es geht jetzt abwärts, wird finsterer. Wolken ziehen auf.«

Kapitel 14
    Der Name des Windes

    D er Winter ist für eine fahrende Theatertruppe keine allzu geschäftige Zeit, und Abenthy wusste das zu nutzen und weihte mich endlich gründlich in die Sympathie ein. Doch wie so oft, zumal bei Kindern, erwies sich die Vorfreude als viel aufregender als die Wirklichkeit.
    Es wäre falsch zu sagen, dass ich von der Sympathie enttäuscht war. Aber ehrlich gesagt war ich enttäuscht. Zauberei hatte ich mir anders vorgestellt.
    Es war nützlich. Das ließ sich nicht bestreiten. Ben nutzte die Sympathie dazu, unsere Vorstellungen zu beleuchten. Er konnte mit ihrer Hilfe ein Feuer entfachen, ohne zu Feuersteinen greifen zu müssen, und auch ohne umständliche Flaschenzüge schwere Lasten anheben.
    Doch als ich Ben zum ersten Mal gesehen hatte, hatte er auf irgendeine Weise den Wind herbeigerufen. Das ging weit über schlichte Sympathie hinaus. Das war Zauberei wie aus dem Bilderbuch. Das war das Geheimnis, das ich mehr als alle anderen ergründen wollte.

    Die Schneeschmelze lag nun schon eine ganze Weile hinter uns, und die Truppe fuhr durch die Wälder und Felder des westlichen Commonwealth. Ich fuhr wie üblich vorn auf Bens Wagen mit. Der Sommer hatte soeben beschlossen, einen kleinen Vorgeschmack von sich zu geben, und alles grünte und gedieh.
    Eine ganze Weile war es still gewesen. Ben döste vor sich hin, die Zügel locker in einer Hand, doch dann rumpelten wir über einen Stein und wurden beide aus unserem jeweiligen Tagtraum gerissen.
    Ben setzte sich auf dem Kutschbock aufrecht hin und sprach mich in seinem Ich-habe-da-eine-kleine-Aufgabe-für-dich-Tonfall an. »Wie würdest du einen Kessel Wasser zum Kochen bringen?«
    Ich sah mich um und entdeckte am Straßenrand einen großen Felsbrocken. Ich zeigte darauf. »Der Stein dort ist warm, weil er in der Sonne gelegen hat. Ich würde ihn mit dem Wasser in dem Kessel verbinden und die Wärme des Steins dazu nutzen, das Wasser zum Kochen zu bringen.«
    »Stein mit Wasser zu verbinden ist nicht sehr effektiv«, schalt Ben. »Nur etwa jedes fünfzehnte Teilchen würde das Wasser erwärmen.«
    »Aber es würde funktionieren.«
    »Zugegeben. Aber es wäre schluderig. Du kannst das besser,

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