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Der Name Des Windes

Der Name Des Windes

Titel: Der Name Des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick Rothfuss
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stellte die Gläser auf den Tresen. Bast und der Chronist beäugten einander beklommen.
    »Also«, sagte Kvothe verärgert, »wie ihr euch gerade verhalten habt, ist nachvollziehbar, aber das bedeutet keineswegs, dass ihr euch gut verhalten habt. Daher müssen wir jetzt noch einmal ganz von vorne anfangen.«
    Er atmete tief durch. »Bast, ich darf dir vorstellen: Devan Lochees, auch der Chronist genannt. Nach allem, was man hört, ein großer Geschichtenerzähler, -erinnerer und -aufzeichner. Darüber hinaus, es sei denn, ich täusche mich komplett, ein erfahrenes Mitglied des Arkanums, mindestens Re’lar, und einer von vielleicht drei Dutzend Menschen auf der Welt, die den Namen des Eisens kennen.
    Trotz alledem«, fuhr Kvothe fort, »ist er in manchen praktischen Belangen offenbar ein wenig unbeleckt. Das zeigt sich etwa an der Riesendummheit, einen beinahe selbstmörderischen Angriff zu wagen auf den vermutlich ersten deiner Art, dem er das Glück hatte zu begegnen.«
    Der Chronist stand während dieser ganzen Vorstellung reglos da und beäugte Bast, als wäre der eine Schlange.
    »Chronist, ich möchte Euch Bastas vorstellen, Sohn des Remmen, Fürst des Dämmerlichts und Prinz von Telwyth Mael. Der klügste, will sagen, der einzige Schüler, den ich je das Pech hatte zu unterrichten. Zauberer, Schankkellner und nicht zuletzt auch mein Freund.
    Dem es im Laufe seiner einhundertfünfzig Lebensjahre, von zwei Jahren persönlicher Unterweisung durch mich ganz zu schweigen, gelungen ist, das Erlernen einiger wichtiger Dinge zu vermeiden. Als da erstens wäre: Ein Mitglied des Arkanums anzugreifen, das über die Fähigkeit verfügt, Eisen zu binden, ist ausgesprochen töricht.«
    »Er hat mich angegriffen«, sagte Bast hitzig.
    Kvothe musterte ihn kühl. »Ich sagte nicht, dass es nicht gerechtfertigt gewesen wäre. Ich sagte, es sei töricht gewesen.«
    »Ich hätte gesiegt.«
    »Höchstwahrscheinlich. Aber du hättest dir dabei schwere Verletzungen zugezogen, und er wäre jetzt ebenfalls schwer verwundet oder gar tot. Weißt du nicht mehr? Ich habe ihn als meinen Gast vorgestellt.«
    Bast schwieg. Seine Miene blieb streitlustig.
    »Also«, sagte Kvothe mit spröder Fröhlichkeit. »Nun habe ich euch miteinander bekannt gemacht.«
    »Freut mich«, sagte Bast in eisigem Ton.
    »Ganz meinerseits«, erwiderte der Chronist.
    »Es gibt für euch beide keinen Grund, etwas anderes als Freunde zu sein«, fuhr Kvothe fort, und eine gewisse Gereiztheit schlich sich in seinen Ton. »Und Freunde begrüßen einander anders.«
    Bast und der Chronist starrten einander an, und keiner der beiden regte sich.
    Kvothe sagte ganz leise: »Wenn ihr mit diesem Blödsinn nicht aufhört, könnt ihr beide gehen. Der eine hat dann nur einen kleinen Bruchteil einer Geschichte, und der andere kann sich einen neuen Lehrer suchen. Wenn es etwas gibt, das ich nicht dulden werde, so ist es törichter, halsstarriger Stolz.«
    Etwas an der leisen Eindringlichkeit, mit der Kvothe sprach, ließ sie den Blick voneinander lösen. Und als sie sich zu ihm umsahen, schien es, als stünde dort ein ganz anderer Mensch hinter dem Tresen. Der fröhliche Wirt war verschwunden, und an seiner Stelle stand dort nun eine dunkle, grimmige Gestalt.
    Er ist noch so jung , staunte der Chronist. Er ist doch höchstens fünfundzwanzig. Wieso habe ich das bisher übersehen? Und er könnte mich mit bloßen Händen entzweibrechen wie ein Stöckchen. Wie konnte ich ihn denn auch nur einen einzigen Moment für einen Gastwirt halten?
    Dann erblickte er Kvothes Augen. Sie waren so tiefgrün geworden, dass sie schon fast schwarz waren. Das ist der Mann, dessentwegen ich hier bin , dachte der Chronist. Das ist der Mann, der Könige beriet und auf alten Pfaden wandelte, wobei er sich einzig und allein von seinem Verstand leiten ließ. Das ist der Mann, dessen Name an der Universität ebenso gepriesen wie verwünscht wird.
    Kvothe fixierte erst den Chronisten, dann Bast. Keiner der beiden konnte seinem Blick lange standhalten. Es folgte ein beklommener Moment, und dann streckte Bast eine Hand aus. Der Chronist zögerte noch kurz und schlug dann schnell ein, so als würde er seine Hand in ein Feuer strecken.
    Nichts geschah – zur Verwunderung beider.
    »Erstaunlich, nicht wahr?«, wandte sich Kvothe in sarkastischemTon an die beiden. »Fünf Finger – aus Fleisch und Blut. Man könnte fast auf den Gedanken kommen, am anderen Ende dieser Hand befände sich ein Mensch.«
    Den

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