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Der Narr und der Tod

Der Narr und der Tod

Titel: Der Narr und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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noch den Bademantel. Meine Haare flossen mir wie ein Wasserfall aus verfilzten Locken über den Rücken, und meine Laune war sehr angespannt. Hayden trug nach wie vor seinen roten Strampelanzug, darunter eine zweifellos volle Windel. Auch er war nicht bester Laune – er schrie.
    „Nimm das Baby“, sagte ich zu Martin.
    „Was?“ Er drehte sich um, ein Lächeln auf den Lippen, das mir reichlich automatisch vorkam. „Ich kann dich nicht hören, das Baby schreit.“
    Im Gegensatz zu ihm hatte ich noch keinen Kaffee getrunken.
    „Nimm ... das ... Baby ... hoch“, wiederholte ich scharf.
    Martin war so verblüfft, dass er sofort den Kaffeebecher abstellte und Hayden auf den Arm nahm.
    Nachdem ich die Flasche aus der Mikrowelle genommen hatte, ließ ich ein bisschen Babynahrung auf die Innenseite meines Handgelenks tropfen und befand die Temperatur als genau richtig – soweit ich das beurteilen konnte. Dann reichte ich das Fläschchen an Martin weiter, der erst einmal seine linke Hand befreien musste, ehe er zugreifen konnte.
    Ich verließ das Zimmer.
    Wütend trampelte ich durch den Flur – was auf flauschigen Hausschuhen gar nicht so einfach war – und heftete Johns Telefonnummer im Krankenhaus an die Pinwand neben dem Telefon, ehe ich mich seitwärts auf das rote Ledersofa warf, um aufgebracht hinaus in den eklig grauen, kalten, windigen Tag zu schauen. In meinem Innern fühlte es sich etwa so an wie draußen; ekelhaft nass und grau. Vielleicht nicht gerade windig. Meine Wut verwandelte sich unversehens in etwas ganz anderes, als zwischen der Rücklehne der Couch und dem Fenster der blonde, nicht unansehnliche Kopf eines jungen Mannes auftauchte.
    „Hallo“, krächzte der Jüngling verschlafen. „Sind Sie Tante Roe? Ich dachte, Sie wären alt. Wo ist denn der Kleine?“
    Ich schrie auf, und was die Schnelligkeit beim Aufspringen von roten Ledersofas betraf, so stellte ich an diesem Morgen einen neuen Weltrekord auf.
    Martin tauchte umgehend als Retter aus jeder Not auf, wild entschlossen zu leisten, was zu leisten war – nur wurde dieser Eindruck leider vom Bild des friedlich am Fläschchen nuckelnden Hayden in seinen Armen beeinträchtigt. Kurz entschlossen schob er mir Baby und Flasche in die Arme, um dann mit geballten Fäusten dazustehen. Mein Mann sehnte sich nach einer guten Schlägerei – der blonde Jüngling war Gott sei Dank vernünftig genug, das auch mitzubekommen.
    „Hey, Mann, beruhige dich, ja? Alles in Ordnung. Hat Regina Ihnen denn nicht gesagt, dass ich hier bin?“
    Wir starrten ihn an.
    Da schien ihm so langsam klarzuwerden, dass irgendetwas drastisch nicht stimmte.
    „Wo ist denn Craig?“, erkundigte er sich verunsichert, während er hinter der Couch hervorkam. Er mochte gute ein Meter siebzig groß sein, trug uralte Bluejeans und ein offenes, nicht allzu sauberes Flanellhemd mit einem T-Shirt darunter. Der goldene Stoppelbart auf seinen Wangen ließ ihn ungewaschen aussehen, aber bedrohlich wirkte er nicht, eher wie ein liebenswerter Trottel. Wie richtig ich mit dieser Einschätzung lag, sollte ich in den nächsten Tagen noch lernen.
    Martin und ich sahen uns an.
    „Sind Sie mit Craig gekommen?“, erkundigte sich Martin, als sei die Frage nicht weiter wichtig.
    „Natürlich. Hat er Ihnen das denn nicht gesagt?“
    „Hat Regina euch erwartet?“, wollte ich als Nächstes wissen.
    „Na ja, eigentlich nicht. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Craig so schnell rauskommt, aber im Knast wurde es gerade ziemlich voll und Craig benimmt sich wirklich tadellos, wenn er drin ist, also haben sie ihn früher freigelassen.“
    Dieser Satz steckte so voller Informationen, dass wir den blonden Fremden erst einmal nur stumm anstarrten. Es schien ihn nicht weiter zu beeindrucken, denn er versuchte, unser Schweigen mit Geplapper zu überbrücken. „Wissen Sie, wir hatten bei diesem Getränkeladen an der Hauptstraße gehalten, um uns ein paar Bierchen zu holen, und da hat uns eine Dame angequatscht, die Probleme mit ihrem Auto hatte. Der haben wir erst mal geholfen und dann sind wir hierher, aber ich war plötzlich echt müde, wirklich. So müde war ich noch nie in meinem Leben. Wir kommen also her, in dieses Haus hier, und Regina steht in der Küche, wissen Sie? Mit dem Baby. Craig und sie fangen sofort an, sich zu streiten, wissen Sie, und ich steh da so und hör ihnen zu und sehe über den Flur hinweg diese Couch hier. Ich war so schläfrig, und die beiden wollten nicht aufhören, sich zu

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