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Der Narr und der Tod

Der Narr und der Tod

Titel: Der Narr und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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dieser Situation völlig unangebrachte Frage zu stellen, als wir unterbrochen wurden.
    Das Klingeln des Telefons ließ uns alle zusammenzucken. In Haydens Fall bedeutete das: Er begann zu schreien. Ich tätschelte seinen Rücken, erst langsam, dann immer hektischer. „Ruhig, Baby“, flüsterte ich, während mir Martin mit heftigen Grimassen zu verstehen gab, dass er den Teilnehmer am anderen Ende kaum verstehen konnte.
    „Geben Sie ihm doch seinen Dudu “, schlug Rory vor.
    „Seinen was?“ Ich tätschelte noch schneller.
    „Seinen Schnuller.“
    Ah! Mir ging ein Licht auf. Hatte ich Lizannes Baby nicht neulich an so einem Plastikding nuckeln sehen?
    „Wo sind die denn?“, fragte ich aufgeregt. „Hat er welche dabei?“
    „War denn keiner in der Wickeltasche?“
    Martins Miene verfinsterte sich zusehends.
    „Ich habe keinen gesehen.“ Mit Hayden beladen eilte ich so schnell wie möglich in die Küche, schnappte mir die Windeltasche, eilte zurück und warf sie Rory zu. „Finden Sie einen!“
    Gekonnt drehte der junge Mann die Tasche um, öffnete einen Klettverschluss, griff in eine Seitentasche, die ich bisher noch gar nicht entdeckt hatte, und förderte ein Ding aus Plastik und Gummi zutage, das er an mich weiterreichte.
    Es sah so aus, als klebten Fusseln dran. Ich steckte es Hayden trotzdem in den Mund.
    Gesegnete Stille.
    Rory strahlte mich an wie ein Engelchen. Auch Hayden sah plötzlich nur noch süß aus. Selbst aus Martin wurde wieder mein attraktiver Ehemann, der griesgrämige Despot war verschwunden. Ich hingegen fühlte mich, als hätte ein guter Geist den Schraubstock um meinen Schädel ein wenig gelockert. Ganz vorsichtig setzte ich mich auf die Couch und legte mir Hayden behutsam auf die Knie. Mit halb geschlossenen Augen sah der Kleine entspannt und friedlich zu mir hoch.
    „Hallo, Süßer“, gurrte ich leise. Das Baby ballte die rechte Hand zur Faust und streckte die Finger wieder aus. Seine Fingernägel, diese winzigen, durchsichtigen Fingernägel – wie sollte ich die je schneiden?
    „Sie haben sie also nicht gefunden und auch keine Spur des Wagens entdeckt?“, fragte Martin am Telefon.
    Womit ich, auch wenn es mir widerstrebte, wieder in unserer momentanen, höchst problematischen Situation gelandet war.
    „Aha“, sagte mein Mann. „Ach so. Verstehe.“
    Rory war mit dem angelegentlichen Betrachten seiner schäbigen Stiefel befasst. Ich konnte fast hören, wie er darum betete, dass Martin nichts über ihn sagen würde.
    „Hier hat sie nicht angerufen“, sagte Martin. Es klang, als würde er bestätigen, was der Anrufer gerade zu ihm gesagt hatte. „Nein.“ Mein Mann beäugte unseren Besucher mit derselben Konzentration, die er beim Führen eines Bewerbungsgesprächs zeigte. Schließlich schien er zu einer Entscheidung gekommen zu sein. Er wandte Rory den Rücken zu. „Nein, wir wissen auch nicht mehr als Sie. Bitte halten Sie uns weiterhin auf dem Laufenden. Wir wollen alles, was Sie herausfinden, so schnell wie möglich erfahren.“ Martin legte auf, nachdem er dem Anrufer noch gut eine weitere Minute lang zugehört hatte.
    „Alles klar!“, wandte er sich anschließend mit grimmiger Miene an Rory. „Sie erklären mir jetzt alles und falls das nicht zu meiner Zufriedenheit geschieht, greife ich umgehend zum Telefon. Also: Wann hat Regina dieses Baby bekommen und warum wusste niemand davon?“
    „Könnte ich etwas zu essen bekommen und kurz ins Bad, ehe ich alles erkläre?“, bat Rory.
    „Ins Bad können Sie gern“, sagte Martin. „Aber bevor wir Sie füttern, müssen wir mehr über Sie wissen.“
    Martins Hartherzigkeit schien den jungen Mann zu erstaunen. Mir war sie ein wenig peinlich, denn unter anderen Umständen hätte ich natürlich gleich das ganze Programm der Gastfreundschaft anlaufen lassen. Aber ich verstand meinen Mann, wahrscheinlich war es ein Fehler gewesen, den jungen Kerl nicht sofort nach seinem Auftauchen an die Polizei zu übergeben. Diesen Fehler sollten wir jetzt nicht noch ausbauen, indem wir ihn wie einen willkommenen Gast behandelten.
    Während Martin Rory das Gästebad zeigte, legte ich Hayden oben im Reisebettchen ab und zog mich rasch an. In Jeans und Pullover, mit kräftig gebürsteten Haaren und Zähnen fühlte ich mich gleich wie neugeboren. Ich setzte meine Brille mit dem roten Gestell auf, die den dunkelblauen Pullover so gut zur Geltung brachte. Meine Haare hatten sich beim Bürsten elektrisch aufgeladen und standen knisternd nach

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