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Der Narr und der Tod

Der Narr und der Tod

Titel: Der Narr und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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Scheitel. „Hoffentlich war es nicht unser Beil.“
    „Sie hat es nicht getan.“
    „Wieso denkst du das?“ Besorgt schien Martin nicht zu sein, eher neugierig.
    „Sie würde doch ihr Baby nicht zurücklassen, oder?“ Ich dachte nach. „Und schon gar nicht all ihre Sachen“, sagte ich mit mehr Nachdruck.
    „Aber ihr Wagen fehlt und nicht der, mit dem Craig gekommen ist.“
    „Das war Craigs Auto?“ Martin machte sich nicht die Mühe, mir zu antworten. Natürlich: Irgendwie war der Mann ja hergekommen, vom Himmel gefallen war er schließlich nicht.
    Obwohl der Gedanke noch nicht einmal völlig abwegig war; im Vorjahr war tatsächlich eine Leiche vom Himmel in meinen Garten gefallen. Aber das würde selbst mir wohl kaum zwei Mal passieren, oder?
    Wahrscheinlich war Craig Regina nachgereist, und zwar in seinem eigenen Wagen. Vielleicht hatte seine Frau ihn verlassen und er wollte sie zurückholen. Dann stritten sie sich, Regina griff zum Beil, das ... wann und wie war das Beil ins Spiel gekommen? Wo war es gewesen, ehe es mitten in Craigs Stirn landete?
    Okay, nicht gut – dieses Bild im Kopf musste ich erst einmal verdrängen. Dann weiter ohne Bild: Angenommen, Craig bedrohte Regina mit einem Beil aus seinem Wagen – „Komm zu mir zurück, oder ich töte dich!“ –, sie riss ihm das Ding aus der Hand und erschlug ihn damit.
    Während er – was tat? Regungslos unter ihr auf der Treppe wartete, bis sie zuschlug?
    Hatte sie eine Nachricht für ihren Onkel geschrieben und war ohne ihr Baby geflüchtet? Hatte sie Hayden der Fürsorge des Erstbesten überlassen, der durch die Tür der Wohnung treten und ihn finden würde?
    Alles klar ...
    Craig hatte einen Freund mitgebracht. Dieser war heftig in Regina verliebt, hatte ein Beil dabei und erschlug den Ehemann seiner Angebeteten, wonach er Regina entführte, ohne sich mit Hayden belasten zu wollen. Oder dieser Freund ahnte nichts von Hayden. Weswegen Regina das Baby, um es zu retten, in irgendeinem unbeobachteten Moment unter das Bett geschoben hatte.
    Dieses Szenario deckte alles ab, fand ich, weswegen ich meine Theorie umgehend an Martin weitergab.
    „Das würde Regina entlasten“, sagte er, was sich allerdings so anhörte, als glaubte er nicht recht daran. Einen Tick hoffnungsvoller wirkte er trotzdem. „Ich bin sicher, sie ist nicht freiwillig gegangen, sie wurde gezwungen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das Baby hiergelassen hätte, wenn sich das irgendwie hätte vermeiden lassen.“ Martin küsste mich zum Dank auf die Stirn, aber sein Arm lag hart wie ein Baumstamm unter meinem Kopf. Ein Zeichen dafür, unter welcher Spannung mein Mann stand.
    Ich beschloss, diesen Stress auf die denkbar angenehmste Weise zu beenden, und saugte sanft an seiner Brustwarze. Martin atmete scharf ein und ließ seine freie Hand wandern.
    „Eh!“, meldete sich hinter mir ein Stimmchen.
    Ich schrie auf.
    „Es ist das Baby“, beruhigte mich Martin nach einem spannungsgeladenen Moment. „In seiner Krippe. Neben unserem Bett.“
    „Eh!“, meldete sich Hayden erneut. Ich rollte mich auf die andere Seite. Zwei winzige Hände bewegten sich fröhlich in der Luft.
    „Nein, nein, nein und nochmals nein!“ Sämtliche Gedanken an Sex flohen aus meinem Kopf wie Ratten von einem sinkenden Schiff. „Ich weiß nicht, wie ich das machen soll. Du hattest ein Baby, du musst mir helfen.“
    „Cindy kümmerte sich um Barrett, als er ein Baby war.“
    Ach, ja? Warum überraschte mich das nur nicht?
    „Ich hatte ... ich hatte immer viel zu große Angst davor, etwas falsch zu machen. Er war so winzig, war drei Wochen zu früh zur Welt gekommen. Als er größer war und ich sicher sein konnte, dass ihm so schnell nichts passierte, hatte sich die Routine schon eingespielt. Cindy kümmerte sich um ihn; badete und fütterte ihn und wechselte seine Windeln.“
    Mit Tränen in den Augen schleppte ich mich aus dem Bett. Absurderweise war mir nicht weinerlich zumute, weil mein Mann von Kinderpflege ebenso wenig verstand wie ich, sondern weil Martin all diese Erfahrungen mit Cindy geteilt hatte: Barretts Geburt, die Sorge um seine Gesundheit und sein Wohlbefinden, weil er viel zu früh gekommen war, die Freude darüber, ihn wachsen zu sehen. Cindy und Martin als Eltern. All das hatte er mit ihr gehabt und all das würde er mit mir nie haben.
    Bislang war ich auf Cindy nie eifersüchtig gewesen – jetzt hatte ich mir wirklich einen schlechten Zeitpunkt ausgesucht, um damit

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