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Der Narr und der Tod

Der Narr und der Tod

Titel: Der Narr und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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in letzter Sekunde entkommen. Ich stützte den Oberkörper auf den Tisch und vergrub mein Gesicht in den Armen. Kurz darauf spürte ich Martins Finger in meinem Haar. Mein Ehemann streichelte mich so, wie man geistesabwesend seinen Hund tätschelte, aber ich war es so leid, die Starke und Überlegene zu spielen (eine Rolle, die mir höchst selten zufiel), dass ich selbst diese beiläufige Liebkosung als tröstlich empfand.
    „Hast du Regina in letzter Zeit mal zu Gesicht bekommen?“, erkundigte Martin sich am Telefon.
    Cindys Antwort vernahm ich nur als blechernes Summen.
    „Seit fünf Monaten nicht? Als du sie das letzte Mal gesehen hast, hatte sie da zugenommen? Ist dir etwas aufgefallen?“
    Summ, summ.
    „Sie hat ein Baby bekommen“, sagte Martin.
    Ein deutliches Kreischen am anderen Ende der Leitung.
    „Nein, ich mache keine Witze.“
    Ich hob den Kopf, um Martin anzusehen, aber er fixierte erneut finster die Küchenuhr, während er Cindy lauschte.
    „Natürlich würdest du gern mit ihr sprechen, das kann ich mir vorstellen. Nur ist sie leider... verschwunden.“
    Summ.
    „Ehrlich gesagt – nein. Ich kann Craig nicht anrufen und fragen, wo sie steckt, denn Craig ist hier. Die Polizei wird wohl inzwischen Kontakt mit seinem Bruder und den Harbors aufgenommen haben. Die schlechte Nachricht ist folgende, Cindy: Craig ist ermordet worden.“
    Summ. Summ.
    „Nein, um Drogen ging es nicht.“ Martin sah mich mit hochgezogenen Brauen an. Da hatten wir wohl wieder etwas Neues über den Verstorbenen gelernt. „Wir wissen nicht genau, was passiert ist, aber Regina ist verschwunden und Craig ist tot und wir haben das Baby.“
    Nun musste Martin erzählen, dass Barby sich unerreichbar auf einer Kreuzfahrt befand und dass wir nicht genau wussten, was wir mit Hayden anstellen sollten.
    „Das wäre wohl möglich“, meinte er nach einer Weile vorsichtig. Anscheinend hatte Cindy ihm einen Rat gegeben. „Ja, ich nehme mal an, das könnten wir tun. Okay. Ich bespreche das hier und wenn wir uns entschließen zu kommen, sage ich dir Bescheid, sobald wir da sind.“
    Kurz darauf beendete er das Gespräch. „Schnell, ehe Rory aus der Dusche kommt!“, sagte er leise. „Cindy sagt, sie wusste nichts von Reginas Schwangerschaft und würde jede Wette eingehen, dass niemand in Corinth davon wusste. Cindy sagte, Craig hätte schon zwei oder drei Mal im Gefängnis gesessen. Besitz von Marihuana, Scheckbetrug – so etwas in der Art. Wenn Craig Probleme mit dem Gesetz bekam, war fast immer auch sein Kumpel Rory in die Sache verwickelt.“
    „Erzählen wir dem Sheriff von ihm?“ Ich deutete mit dem Kinn Richtung Bad, als bestünden irgendwelche Zweifel daran, von wem hier die Rede war. Drinnen zischte heißes Wasser durch den Duschkopf. Das Bad unten war hellhörig, und das Wasser machte viel Lärm.
    Martin starrte durch den Flur auf die Badezimmertür, als könnte die ihm irgendwelche Antworten liefern.
    „Du denkst ernsthaft darüber nach, den Sheriff nicht zu benachrichtigen“, sagte ich ungläubig.
    „Cindy schlug vor, dass wir Hayden zu Craigs Onkel und Tante nach Corinth bringen. Wir könnten Rory genauso gut mitnehmen. Glaubst du denn, er weiß mehr, als er uns gesagt hat?“
    „Ich habe keinen blassen Schimmer!“ Ich richtete mich kerzengerade auf. Vor mir schien ein Fremder zu sitzen, am liebsten hätte ich Feuer gespuckt. „Aber ich finde nicht, dass wir das besonders gut beurteilen können. Ich finde, wir sind so nett zu ihm gewesen, wie es unter den gegebenen Umständen möglich war. Wir haben ihm Frühstück gemacht, er durfte duschen und ich wasche seine Klamotten. Danach muss er sich meiner Meinung nach den Dingen stellen.“
    „Du erstaunst mich“, sagte Martin, ohne auch nur im Geringsten erstaunt zu klingen.
    „Du hast mir heute auch schon die eine oder andere Überraschung beschert“, antwortete ich ebenso finster.
    „Glaubst du wirklich, der Junge hat genug Grips, um zu lügen?“
    „Nur weil er dumm und naiv ist, braucht er noch lange kein guter Junge zu sein“, konterte ich.
    „Aber Roe, wenn wir ihn der Polizei übergeben, macht das die Sache für Regina nur noch schlimmer.“
    „Wie denn das?“ Hätten meine Brauen noch weiter hochrutschen können, wären sie in Maine gelandet.
    „Weil er weiß, warum Craig nach Lawrenceton gekommen ist“, sagte Martin. „Er ist der Einzige, der das weiß.“
    Ich starrte ihn mit offenem Mund an und versuchte, seinem Gedankengang wirklich zu folgen,

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