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Der Narr und der Tod

Der Narr und der Tod

Titel: Der Narr und der Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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rechne sie damit, dass wir die beiden in irgendeiner Ecke versteckt hielten.
    „Kommen Sie doch herein und setzen sie sich“, bat ich mit einem besorgten Seitenblick auf Martin. „Was Craig betrifft, haben wir, fürchte ich, schlechte Nachrichten.“ Ich wusste nicht, wie gut die Nachbarn Craig gekannt hatten, deshalb konnte ich nicht einschätzen, wie sehr sie die Nachricht von seinem Tod treffen würde und wie schonend man sie ihnen beibringen musste.
    Da es im Wohnzimmer nur die Couch und den Sessel gab, war schnell entschieden, wer sich wo hinsetzte: Die Granberrys nahmen die Couch, ich setzte mich auf die Sesselkante, damit meine Füße einigermaßen den Boden berührten, und Martin bezog hinter mir Position. Ich warf einen schnellen Blick über die Schulter, aber das Gesicht meines Mannes verriet mir nicht, was ihm durch den Kopf ging.
    „Also ... Craig ist tot, fürchte ich“, sagte ich mit meiner ernsthaften Miene, von der Martin immer behauptete, sie wirke, als hätte ich einen Herzinfarkt.
    „Dann stimmt es also? Er ist tot.“ Margaret wandte sich ihrem Mann zu, das rote Haar floss über ihre Schultern, die weißen Hände griffen hilfesuchend nach denen ihres Mannes. „Luke!“
    „Das tut mir sehr leid“, sagte Luke. Meiner Meinung nach hätte sich die ernste, gemessene Stimme perfekt dazu geeignet, Poe zu rezitieren. Eine entsprechende Anmerkung lag mir schon auf der Zunge und ließ sich nur mit Mühe unterdrücken, indem ich die Lippen schürzte und traurig den Kopf schüttelte, als sprächen wir von einer Tragödie, die sich nicht in Worte fassen ließ.
    „Sie haben schon davon gehört?“, erkundigte sich Martin.
    „Der Mann vom Eisenwarenladen sagte, er wisse es von Hugh. Aber wir kennen die Harbors kaum, wir fanden es nicht angemessen, dort anzurufen und nachzufragen. Hugh soll es ja sehr schlecht gehen ... bislang stand noch keine Ankündigung für die Beerdigung in der Zeitung.“
    „Die Gerichtsmedizin hat die Leiche noch nicht freigegeben.“ Endlich war es mir gelungen, den richtigen Ton zu treffen; rational, aber besorgt, das war dieser Situation angemessen. Ich litt wohl nach all dem an ernsthaftem Schlafmangel. Als hätte er das Zeichen für seinen Einsatz gehört, begann Hayden, oben Geräusche von sich zu geben. Es war erstaunlich, wie deutlich sein Stimmchen durch das Babyphon zu hören war, das ich krampfhaft in der linken Hand hielt, weil ich Angst hatte, es irgendwo abzulegen.
    „Ich gehe nachsehen, Schatz“, wandte ich mich an Martin (als hätte der sich auch nur gerührt). Oben sah ich schon von der Tür aus, dass Haydens Ärmchen und Beinchen strampelten und winkten.
    Er weinte nicht, schien also keinen Hunger zu haben. Ob man mit dem Füttern immer warten sollte, bis die Kleinen danach schrien? Aber ein Säugling konnte nur um sein Fläschchen bitten, indem es laut schrie – war das nicht ein bisschen gemein, Babys so schreien zu lassen? Wenn man ihnen allerdings immer Essen in den Mund stopfte, sobald sie die Augen aufschlugen, legte man damit unter Umständen den Grundstock für schlechte Essgewohnheiten ... meine Güte, nichts war einfach! Ich konnte ebenso Hühnerknochen werfen und deren Schatten im Licht des Vollmonds interpretieren, um Antworten auf meine Fragen zu erlangen. Seufzend legte ich Hayden wieder auf die Seite und tätschelte ihm den Rücken, woraufhin er zu meiner Freude sofort wieder einschlief.
    Während ich mich um Hayden kümmerte, hatten sich Martin und die Granberrys ein wenig aneinander herangetastet. Ich erhoffte mir von den beiden einige Informationen in Bezug auf Regina und Craig, aber natürlich musste erst einmal höflicher Smalltalk gemacht werden, ehe wir die entscheidenden Fragen stellen durften. Im Wohnzimmer hatte man wohl gerade das Thema Wetter behandelt. Ich erwischte quasi noch den letzten Teil der Diskussion, es ging um die Frage, ob es in dieser Nacht schneien würde.
    Margaret schien Kinder zu mögen, das sah ich an der Art, wie ihr Blick am Babyphon in meiner Hand hängenblieb, als ich das Zimmer wieder betrat.
    „Ich wusste gar nicht, dass Sie Eltern sind“, sagte sie. „Wie alt ist das Kleine denn?“
    Martin, der inzwischen auf einem schlichten Holzstuhl aus der Küche saß, wirkte stoisch.
    „Das Kind gehört nicht uns“, sagte ich. Die Granberrys wollten nichts trinken, ich hatte sie gefragt, also durfte ich wieder in meinen Sessel sinken, müder, als ich es je zuvor gewesen war.
    „Sie babysitten?“
    „Das ist

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