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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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›Blopp‹.
    Sam witterte seine Chance. Auf dem Hochstand auf der gegenüberliegenden Seite des Lagers würde er trotz des Vollmonds unentdeckt bleiben können. Sein Plan ging auf. Die beiden stellten sich in die Nähe des Hochstands, um in der Dämmerung nicht in den Wald spazieren zu müssen.
    »Feiger Hund!«, zischte Nimue ihn, gerade so laut, dass niemand sie auf der gegenüberliegenden Seite der Pyramide hören konnte, erbost an. »Die Hochzeit einfach so abzusagen!«
    Sam konnte sich Phils Gesichtsausdruck zu den verschränkten Armen vorstellen. Trotzig, arrogant und widerspenstig.
    »Du bist es, die ihr Wort gebrochen hat. Vor zwei Wochen auf meiner Geburtstagsfeier hast du mir eine hübsche Hexe als Wilbeth versprochen«, grummelte er. »Wieder einmal ein typisches Nimue-Märchen.«
    »Wage es nicht, mich zu beleidigen!«, zischte sie zurück.
    »Ich hab es schwarz auf weiß am Handy. ›Hey, kennst du nicht eine Kleine, die als Wilbeth einspringen kann.‹«
    »Sundance ist abgesprungen«, zischte Nimue zurück. »Du weißt doch, so was passiert. Am Anfang reden sie groß: ›Ja, alles kein Problem! Nacktheit? Kleidungstücke sind doch nur ein bisschen Stoff. Hab nichts dagegen, mich bei einem Ritual auszuziehen.‹ In letzter Sekunde bekommen sie Panik, ihre Heiligtümer herzuzeigen. Nur weil eine Junghexe plötzlich nicht skyclad, im Himmelskleid, feiern will, müssen wir nicht gleich das komplette Ritual absagen. Ich bin Borbeth, Marion ist Ambeth … und du bist der Gehörnte. Zwei von Drei.«
    »Was hast du Marion gestern erzählt? Ihr habt euch ziemliche lange unterhalten. In der Schenke hatte sie mich nach eurem Gespräch bedrängt, mal was Außergewöhnliches mit ihr zu machen. Sie möchte Ambeth sein. Das passt nicht zu ihr. Sie schneidet sich doch selbst ins eigene Fleisch, wenn sie mich mit zwei anderen Frauen teilt. Heute Morgen habe ich sie darauf noch einmal angesprochen. Sie ist plötzlich wie ausgewechselt, weicht nur aus und sagt gar nichts. Da hast du doch wieder einmal deine Hände im Spiel. Ich kenne dich!«
    »Wir haben gestern nur über den Hieros Gamos gesprochen. Mehr nicht.«
    »Marion ist keine Ritualhure. Lass sie aus dem Spiel! Keine drei Frauen, kein Ritual. So einfach ist das.«
    »Du musst eine Frau doch nur einmal nett ansehen … geh doch auf den nächsten Heidenstammtisch! Dort findest du viele, die nur drauf brennen, einmal eine echte Erfahrung zu machen. Die Sterne stehen dieses Jahr perfekt. Nie wieder werden wir diese Chance bekommen. Drei Frauen, Phil.«
    »Häschen, wir sprechen hier von einem Hieros Gamos mit der dreifaltigen Göttin. Geeignete Personen für dieses Ritual zu finden, dauert Jahre.«
    »Dann lass uns doch den Kult alleine machen! Ich kann alle drei Frauen in mir verkörpern, alle drei Teile der großen Mutter. Hast du wirklich alles vergessen, was ich dich gelehrt habe? Stolz! Die Göttin hat dir Schönheit geschenkt, es ist deine Verpflichtung dieses Geschenk zu ehren.«
    »Stolz ist genau der Grund, weshalb ich dieses Ritual nicht mir dir machen will. Hast du dich in letzter Zeit mal angesehen? Dass du dich überhaupt noch traust, dich bei deiner Fettmasse skyclad vor die Göttin zu stellen. Die Götter müssen mittlerweile blind sein. Bei all denen, die sie sonst anrufen, würde mich das aber auch nicht wundern. Sorry, Häschen, so viel Met gibt es nicht, dass ich mir dich mit deiner jetzigen Statur schön saufen kann.«
    Das Klatschen der Ohrfeige war sicher auch noch im Lager zu hören, gefolgt von Phils Gelächter.
    »Du hast dich nicht verändert«, grinste er.
    »Du dich auch nicht! Immer noch der gleiche, arrogante Arsch!«
    Nimue wandte sich ab und stapfte in Richtung Wald.
    »Es ist an der Zeit, diesen Blödsinn zu lassen«, rief Phil ihr nach. »Hörst du? Niemand nimmt dich mehr ernst. Du bist in der Szene doch nur noch eine Witzfigur. Eine alternde Frau, die mit jungen Leuten, die ihre Kinder sein könnten, magische Gemeinschaften aufziehen will. Was hast du denen schon zu bieten, Häschen?«
    »Die Menschen mögen mich hassen, aber die Götter lieben mich!«, schrie sie zurück. »Eines Tages wird es dir leid tun, diese einmalige Chance ausgelassen zu haben!«
    »Wenn du so scharf drauf bist, in der Walpurgisnacht zu vögeln, zieh dir etwas mit weitem Ausschnitt an, geh in Wien fort und mach‘ die Beine breit! Irgendjemand wird sich einer alternden Hexe schon erbarmen.«
    Nimue kehrte um und stapfte wieder auf Phil zu, doch Sam hätte

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