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Der Narr

Der Narr

Titel: Der Narr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Papp
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Nie mehr wieder wollte er der quasselnde Romantikkiller sein, der Verlegenheitsfragen stellte; wie etwa, ob sie, wenn sie sich entscheiden müsste, lieber laute oder stinkende Blähungen haben wollte. Er wusste, was zu tun war. Zumindest so ungefähr. Nimue lag auf dem Serviertablett, doch Liebesdienste würde er nur gegen Informationen verrichten.
    »Weißt du, Nimue, ich glaube, du bist ein wunderbarer Mensch, der einfach oft enttäuscht wurde und …«
    Sie hielt ihm den Finger an den Mund, damit er schwieg. Es folgte erneut der hypnotische Blick. Bald würde sie ihm alles sagen. Sie beugte sich langsam vor und dann hielt sie ihm überraschend einen Beutel mit Runen vor die Nase.
    »Zieh!«
    Er hatte mit vielem gerechnet, vielleicht sogar damit, dass sie über ihn herfallen würde, aber Nimue hatte ihn erneut überrascht.
    »Zieh eine Rune!«, wiederholte sie.
    Sam griff in den Beutel und hielt ihr das gezogene Holzscheibchen hin. Er musterte sie, während sie überlegte. Sam versuchte nicht zu grinsen, aber auch nicht ernst zu schauen. Es fiel ihm schwer. In solchen Situationen hatte er allerdings die Neigung, ganz besonders blöd dreinzuschauen. Er war heilfroh, als sie endlich etwas sagte.
    »Uruz!«
    »Und was heißt das? Ist das eine besondere Rune? Ich glaube, ich habe das Zeichen schon mal gesehen. Das war im Urlaub, als ich –«
    »Sam, halt endlich deinen Mund! Ich möchte mit dir schlafen, sofort!«

    *

    Remmel war außer sich vor Freude. Nicht nur, dass sie endlich den Zielort erreicht hatten. Er war wieder einmal der Erste, der eine bedeutende Entdeckung gemacht hatte. Er, vor allen anderen. Ihm gebührte der alleinige Ruhm. Hanni sah argwöhnisch auf ihren Kollegen, der sie in solchen Momenten an ihren kleinen Neffen erinnerte, der stolz darauf war, als Erster und lange vor seinen Freunden ›Gacki aufs Klo‹ gemacht zu haben.
    »Schau dir das Autokennzeichen an!«, wiederholte er, nachdem er Hanni schon vorher zwei Mal auf seine Entdeckung aufmerksam gemacht hatte. Natürlich hatte sie ihn ignoriert. Würde sie auf jeden Remmelschen Aufschrei sofort reagieren, würde er nicht mehr aufhören, sie bei der geringsten Gelegenheit auf sein Genie aufmerksam zu machen, bis er irgendwann einmal mehr schreien als Luft holen würde. Hanni las: ›L - NIMUE 1‹. Sie hatte keinen Schimmer, was ihr Kollege meinte.
    »Und?«
    Remmel konnte offenbar nicht verstehen, warum Hanni nicht gleich ›einen Freudentanz zum Besten gab‹. Als ob sie es vorhergesehen hätte, setzte er sofort den ›Dann-will-ich-einmal-die-etwas-Langsameren-unter-uns-aufklären‹-Blick auf.
    »Nimue? Verstehst du nicht? Hildi hat von drei Frauen erzählt, die bei Aristos gesessen sind. Nimue war früher aufgebrochen, damit sie morgens ausgeschlafen ihren Laden aufsperren konnte. Daran musst selbst du dich doch erinnern!«
    Hanni seufzte. Dass ihr Kollege sich über sein fotografisches Gedächtnis freute, war schön und gut. Aber war es wirklich nötig, sich deswegen aufzuführen, als hätte er einen Nobelpreis verdient?
    »Na und? Die besagte Dame ist vermutlich nach Ladenschluss hierher zu ihren Freunden gefahren. Sie hat den Tatort vor dem Mord verlassen. Sie zählt somit nicht zum Kreis der Verdächtigen. Warum freust du dich also so?«
    Ihr Kollege verschränkte die Arme und schüttelte allwissend den Kopf: »Hanni, ich hab mich während der ganzen Fahrt mit dem Unding, das du dein Tablet nennst, abgeplagt, um die Polizeiserver nach Hinweisen zu durchforsten.«
    Hanni seufzte. Jeder, der Remmel ein wenig kannte, würde sich darüber wundern, dass der Chefinspektor freiwillig ein technisches Gerät angefasst hatte, das über ein Festnetztelefon oder eine Mikrowelle hinausging. Für jeden, der ihren Kollegen besser kannte, war allerdings klar, warum er sich mit ›dem Teufel eingelassen hatte, um den Beelzebub‹ auszutreiben. Er wollte jemanden eins auswischen.
    »Wie viele böse E-Mails hast du geschrieben, die uns beide wieder einmal in ein schlechtes Licht bringen?«
    »Noch gar keines«, gab er ihr kurz zu verstehen. »Ich bin die Berichte der Kollegen durchgegangen, wobei zwei von ihnen heute einen Wagen mit zwei verkleideten Personen angehalten haben. Die Kollegen protokollierten das Kennzeichen mit ›L - NIMUE 1‹.«
    »Das heißt noch gar nichts.«
    »Und was soll dann deiner Meinung nach folgender Eintrag bedeuten: ›Und der Piefke, das Neujahrskind, hat gemeint, dass er kein Rauschkind bekommen möchte.‹ Ich habe dem

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