Der Narr
könnte?«
Sie schüttelte den Kopf. »Würd’ in der WG auffallen.«
Sam atmete noch einmal tief durch. Er ließ sich von Gisi die Adressen und Telefonnummern von Ceallach und Phil geben. »Willi wollte mir noch etwas über Phil sagen.«
Gisi sog den Rauch der Zigarette tief ein und sagte nichts. Sie schien immer noch ihren Gedanken nachzuhängen.
»Sein Mörder ist hinter Ceallach, Phil und mir her. Ich muss rausfinden, was in der Nacht passiert ist und wie ich die anderen kontaktieren kann«, setzte Sam nach.
»Dass dir Puzzleteile fehlen, wundert mich nicht«, seufzte sie kurz.
»Ja, ich weiß ... hätte ich Trottel nicht so viel Met getrunken, dann –«
»Hast du das mit dem Met nie hinterfragt?«, unterbrach sie ihn. Sam hatte keine Ahnung, worauf Gisi hinauswollte. »Sam, jeder weiß es«, fuhr sie fort. Sie zündete sich eine zweite Zigarette an. Kurz darauf merkte sie, dass die erste noch brannte und tötete diese ab. »Wenn eine Frau nicht mit Phil ins Bett will, hilft er nach. Er hat sein kleines Geheimrezept.«
»Ich weiß, große rehbraune Augen, dichtes Haar und einen Waschbrettbauch.«
»Du glaubst doch nicht wirklich, dass jede Frau auf diesen arroganten Dreckskerl reinfällt, oder? Glaubst du, Phil hat nichts von Nimue gelernt? Er mischt Bilsenkraut in den Met. Diese Mischung kann dich komplett ausschalten.«
»Was?«, rief Sam und jeder im Büffet starrte ihn an.
»Jeder weiß das. Phil hat sich damit schon öfter in die Scheiße geritten.«
»Jeder weiß das?«, flüsterte Sam, um nicht weiter aufzufallen.
»Jeder!«
»Auch Ceallach?«
Gisi schwieg. Sam fiel es wie Schuppen von den Augen. Ceallach hatte ihm alle Hinweise gegeben, die er benötigt hätte. Er hatte sogar versucht, bei der Fahrt nach Wien den Met ins Gespräch zu bringen. Es war seine Ehre, die ihm verbat, etwas über Phil an einen Außenstehenden weiterzugeben. Clanmitglieder verriet man nicht! Sam konnte es nicht fassen. Der wesentlichste Hinweis bislang war direkt vor ihm gewesen. Wie hatte er es übersehen können?
»Kann ich Clanmitglied werden?«, fragte Sam. Ceallach wusste vielleicht noch mehr und würde seinem neuen Clanbruder sicher sagen wollen, wie er seine Haut retten konnte.
Gisi schüttelte jedoch den Kopf. »Mit Willis Tod endet auch der Clan. Ich habe bereits alle informiert. Der Clan ist aufgelöst.«
Sam sprang sofort auf. Er musste Ceallach auf der Stelle finden.
*
Remmel schloss die Bürotür. An Hannis triumphierenden Blicken konnte er erkennen, dass sie etwas erfahren hatte.
»Schieß los!«
»Wieder einmal so ein Mensch, der nicht zum Punkt kommt und kompliziert um den heißen Brei herumredet«, stellte Hanni fest.
»Was ist passiert?«, bohrte Remmel nach.
»Nimue wollte Marion auf der Burgruine zu einem magischen Ritual zur Walpurgisnacht überreden. Zum Dank wollte die Hexe über einen anderen Zauber Marion und Phil für immer zusammenzuschweißen –«
»Die glaubt an den Schwachsinn?«, unterbrach Remmel Hannis Ausführungen.
»Leider ja! Sie hat mir die Abläufe auf der Burgruine exakt geschildert. Sie begleitete Nimue, die nach Hause fahren wollte, von der Burgschenke die Stiegen hinunter. Sie sprachen im Burghof noch eine Weile miteinander. Wenig später sah Marion von dort, wie Phil und Alice in den Zuber stiegen. ›Eine Frau muss einem Mann genügend Freiheiten geben, damit er ein Mann bleibt.‹ Das waren ihre Worte! Ich hätte ihr am liebsten eine Ohrfeige verpasst, um sie aufzuwecken.«
»Was passierte weiter?«
»Alice versuchte, Phil zu verführen. Doch kaum wollte er sich ihr nähern, sprang sie aus dem Zuber und rannte in die Burg. Marion ging nach einiger Zeit selbst hinauf. In der Burgschenke sah sie Sam, der schlafend auf dem Tisch lehnte. Vor ihm steht auch eine Flasche Met.«
»Hätte Sam in diesem Zustand überhaupt jemand umbringen können?«, fragte Remmel.
»Keine klare Antwort. Von ›Ja, aber‹ bis zu ›Nein, aber‹ hatten wir eine ganze Reihe an Möglichkeiten zwischen Ja und Nein. Sie hatte Ceallach versprochen, ihm seinen Mantel zu bringen. Als sie damit wieder unten ankam, hatte der sich mittlerweile übergeben. Während sie Ceallach versorgte, hörte sie Phil zuerst nach Alice und später nach ihr rufen. Nach einiger Zeit sah sie ihren Freund, wie er die Stiegen hochstapfte und kurz darauf wieder herunterkam. Er wirkte verstört. Ihr Lebensgefährte ging weiter, um sich ins Zelt schlafen zu legen. Sie beschloss, nach Alice zu sehen. Als sie
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