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Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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Das erste Mal, dass ich diese Ehre hatte. Wollte wissen, wie du dich so machst. Klang
     ganz väterlich, man konnte richtig Angst bekommen.«
    Das hörte sich ganz so an, als ob sich der Polizeipräsident beim Chef der Inspektion E schon nach dem Sohn seines Duzfreundes
     erkundigt hatte. Allein wäre Lanke nie auf diese Idee gekommen. Rath merkte, dass auch Bruno neugierig war, was dahinterstecken
     könnte. Ob er etwas ahnte?
    »Und?«, fragte Rath.
    »Was wohl? Ich hab ihm erzählt, dass du der störrischste Provinzbulle bist, den ich jemals einarbeiten musste.«
    »Ich meine: Was wollte Lanke genau wissen?«
    »Schwer zu sagen bei dem Mann. Klang aber komischerweise nicht so, als suche er nach irgendwelchen Verfehlungen, die er dir
     aufs Brot schmieren könnte. Ganz im Gegenteil. Klang ganz erfreut, als ich ihm erzählte, auf wessen Kappe unser jüngster Ermittlungserfolg
     geht.«
    Natürlich, dachte Rath, Lanke wittert wieder Morgenluft. Wenn Zörgiebel hatte durchblicken lassen, dass er daran dachte, einen
     Mann von der E abzuziehen und zur A zu versetzen, dannwürde Lanke nur einwilligen, wenn er dafür Ersatz bekäme. Ersatz aus dem Kriminalamt Köpenick. Ob Bruno genau das befürchtete?
     Dass sie ihm nun doch noch Lanke junior ins Nest setzten? Gedankenverloren ging Rath weiter und leuchtete ihnen den Weg.
    Bruno war es schließlich, der die Stille unterbrach. »Hast du dich schon bei der A beworben?«, fragte er unvermittelt.
    »Wie bitte?« Konnte der Mann Gedanken lesen?
    »Man munkelt, dass da bald eine Stelle frei wird, nachdem der Kollege Roeder es vorzieht, seine Heldentaten in Buchform unters
     Volk zu bringen, anstatt weiter die Drecksarbeit für Gennat zu machen.«
    »Roeder will weg?«, fragte Rath, und seine Überraschung war echt. Erwin Roeder war in der ganzen Burg für seine Eitelkeit
     berüchtigt und hatte mehrere Bücher über seine durchweg heldenhaften Einsätze als Kriminalkommissar verfasst, die in Kollegenkreisen
     allerdings eher Schmunzeln als Bewunderung ausgelöst hatten. Zumal sich Kollege Roeder wie ein Westentaschen-Sherlock-Holmes
     in den dämlichsten Tarn-Verkleidungen hatte ablichten lassen. Nun hatte er also die Konsequenzen aus seiner bei den hohen
     Tieren nicht gern gesehenen Schriftstellertätigkeit gezogen. Vielleicht hatten ihn Zörgiebel und Weiß auch vor die Wahl gestellt.
     Sosehr der Polizeipräsident und sein Vize die Zusammenarbeit mit der Presse schätzten, nichts ärgerte sie mehr, als wenn ein
     Kommissar in der Öffentlichkeit bekannter wurde als sie selbst. Außerdem sagte man Roeder gewisse antisemitische Tendenzen
     nach, und auf so etwas reagierte der Polizeivizepräsident seit den nicht abreißenden Isidor -Attacken im Angriff allergisch.
    Bruno ließ nicht locker. »Also: Hast du dich beworben?«, hakte er nach.
    »Nein«, konnte Rath guten Gewissens sagen.
    »Du gehst auch nicht bereits einer Nebentätigkeit für die A nach?«
    »Was wird denn das hier? Ein Verhör?« Rath war stehen geblieben und leuchtete Wolter mit der Taschenlampe ins Gesicht. Er
     überlegte fieberhaft. Was konnte Bruno wissen? Damals bei seinemBesuch in der Nürnberger Straße, hatte er da doch etwas gesehen? Hatte Elisabeth Behnke ihm etwas über Kardakows Nachlass
     erzählt? Oder hatte Böhm ein entsprechendes Gerücht in die Welt gesetzt? Andererseits war das nun alles Schnee von gestern.
     Er brauchte den Fall Wassermann nicht mehr, der Albtraum Freitagnacht war zugleich der Schlussstrich unter all die eigenmächtigen Ermittlungen, die von Anfang
     an unter keinem guten Stern gestanden hatten. Keine Heimlichkeiten mehr in ständiger Angst, erwischt zu werden, wie er gegen
     Dienstvorschriften verstieß und seine Kompetenzen überschritt. Das alles war vorbei. Auch wenn es ihn wurmte, diesen Fall
     aufzugeben, gerade jetzt, wo er seiner Lösung offenbar einen großen Schritt näher gekommen war.
    »Wenn das ein Verhör wäre, dann müssten wir dein Gesicht anstrahlen und nicht meines«, meinte Wolter und blinzelte. Er schien
     Rath direkt in die Augen zu schauen, obwohl er die in der Dunkelheit und geblendet von einer Taschenlampe beim besten Willen
     nicht sehen konnte.
    »Ich frage mich nur, wie du darauf kommst, dass ich für die A ermittle? Vor zwei Wochen ungefähr habe ich ein Foto bekommen,
     wie jeder Kriminalbeamte in der Burg, und das war’s dann auch. Wenn du das Nebentätigkeit nennst, dann gestehe ich hiermit.
     Aber ich dachte, mit diesem Thema wären wir

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