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Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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anstoßen.«
    Die Männer tranken.
    »Ich habe geahnt, dass die Polizei in der Sache drinhängt«, meinte Marlow schließlich. »Nach Wilczeks seltsamem Tod hab ich
     so was geahnt. Da ist irgendetwas faul. Den hat ein Bulle auf dem Gewissen. Und Ihnen fällt nichts Besseres ein, als die Berolina nervös zu machen.«
    »Ich gehe immer noch davon aus, dass es eine Schießerei im Milieu war.«
    »Blödsinn. Der heilige Josef ist ausgeschaltet worden. Wahrscheinlich von seinem Auftraggeber. Von Wolter!«
    Rath schwieg dazu. Sollte Dr. M. das ruhig glauben.
    »Aber dass es ausgerechnet ein Sittenbulle ist, wundert mich doch«, fuhr Marlow fort. »Was will der mit dem Gold? Einen Puff
     aufmachen, so groß wie der Reichstag?« Er drückte die Zigarre aus. »Hier geht’s doch um Politik. Und um Waffenhandel. Wie
     soll ein Sittenbulle an Waffen kommen?«
    Über seinen Kriegskameraden Rudi Scheer , dachte Rath. Scheer verwaltete die Waffenkammer der Berliner Polizei. Da gab es genügend Möglichkeiten, mehr Waffen als
     benötigt einzukaufen und in dunkle Kanäle zu leiten. Vielleicht sogar die ein oder andere Waffe aus Polizeibeständen zu unterschlagen.
     Hatte die IA deshalb Jänicke auf Wolter angesetzt? Dann stand Rudi Scheer wahrscheinlich ebenfalls unter Beobachtung. Doch
     Jänicke war aufgeflogen, und Wolter hatte mit Sicherheit auch seinen alten Kumpel Rudi längst gewarnt. Die beiden würden der
     IA keine Angriffsfläche mehr bieten. Und dann gab es da noch eine Verbindung zur Reichswehr. Generalmajor Seegers, der so
     gut über das Sorokin-Gold informiert war. Bruno Wolter hatte verdammt gute Möglichkeiten, mit Waffen zu handeln. Auch als
     Sittenbulle.
    Aber das alles ging Marlow nichts an. Rath beschloss, eine Nebelbombe zu werfen. »Vielleicht geht es gar nicht um Waffen«,
     sagte er.
    »Es geht um Waffen, verlassen Sie sich drauf! Kardakow wollte von dem Geld Waffen kaufen, und irgendwer hat das verhindert.
     Doch das war nur der erste Teil der Übung. Der zweite heißt: selbst an das Gold kommen, seine eigenen Truppen damit aufrüsten.
     Dasgilt für Stalins Leute ebenso wie für die vom Schwarzen Hundert . Frage mich nur, was ein Sittenbulle damit will.«
    »Stalins Leute?«
    »Erinnern Sie sich an die Geschichte von dem vermissten sowjetischen Botschaftsmitarbeiter, die letzte Woche durch die Zeitungen
     geisterte?«
    Rath erinnerte sich. Die Sowjetbotschaft Unter den Linden hatte eine Protestnote beim Reichspräsidenten eingereicht. Man vermutete
     konterrevolutionäre Kräfte am Werk. Typisch für die Sowjets. Bei jeder Gelegenheit gleich eine Breitseite Ideologie abzufeuern.
     Zörgiebel hatte sich geweigert, den Fall höher zu hängen als andere Vermisstenfälle.
    »Der Mann war Tschekist , ein Geheimdienstler der Sowjets«, fuhr Marlow fort. »Er wollte das Gold für das Vaterland der Werktätigen retten. War nicht
     sehr erfolgreich.«
    » War ?«
    »Ich fürchte, er wird Mütterchen Russland nicht wiedersehen.«
    »Haben Sie …? Ich meine, Ihre Leute …?«
    »Nein. Schätze, die Konkurrenz hat sich seiner angenommen. Ich weiß nur, dass er aus dem Rennen ist. Ebenso seine Helfer von
     der hiesigen Rotfront. Thälmanns Leute kriechen Stalin ja so gerne in den Arsch. Das haben sie jetzt davon. Gut, dass sie
     uns nicht mehr dazwischenfunken.«
    »Und die Rote Festung ?«, fragte Rath.
    »Wie bitte?«
    »Arbeiten Sie noch für Kardakows Verein, oder funkt der Ihnen auch dazwischen?«
    »Ich arbeite für niemanden. Ich hatte eine geschäftliche Vereinbarung mit Alexej Kardakow, und der lebt nicht mehr.« Marlow
     nahm einen Schluck Whisky. »Aber ich denke, ich habe Ihnen genug erzählt. Jetzt sind Sie wieder an der Reihe.«
    »Ich kann Ihnen zwei weitere Namen nennen.« Rath ließ sich Zeit, als er seine Zigarette ausdrückte, um Marlow noch ein bisschen
     zappeln zu lassen. »Vitali Selenskij und Nikita Fallin.«
    »Noch mehr Russen? Was ist mit denen?«
    »Zwei hochgradige Arschlöcher, die früher mal in der Geheimpolizei des Zaren gearbeitet haben. Sie haben gestern die Show
     mit Kardakows Leiche inszeniert. Und wenn sie ihn in das Grab geworfen haben, dann haben sie ihn höchstwahrscheinlich auch
     umgebracht, und …«
    » Schwarzhunderter !«, entfuhr es Marlow.
    »Wie bitte?« Schon wieder dieser Begriff. Rath hatte ihn noch nie gehört.
    »Kennen Sie nicht? Kein Wunder.« Marlow lachte. »Ist mir auch erst begegnet, als Alexej Kardakow mir politische Nachhilfe
     gegeben hat. Man muss

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