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Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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den Abend frisch machte, noch einen kleinen Spaziergang unternommen.
     Als niemand auf sein Klingeln reagierte, hatte er das Schloss geknackt und nachgeschaut. Viel Zeit, um die Wohnung unter die
     Lupe zu nehmen, blieb ihm nicht. Wenigstens lag der Russe nicht tot in seiner Wanne. Bevor Rath Gefahr lief, erwischt zu werden,
     hatte er die fremde Wohnung wieder verlassen. Nicht gleich mit dem Schlimmsten rechnen. Vielleicht hielt Fallin sich nur versteckt,
     weil er schon vom Tod seines Kumpels erfahren hatte.
    »Dass Sie heute keine Waffe tragen, das weiß ich bereits von Benno, Herr Kommissar. Ich hoffe, diesmal haben Sie auch kein
     Kokain geschnupft!«
    Die Stimme holte Rath wieder in den Venuskeller . Sebalds Halbglatze schimmerte über der glänzenden Tischplatte wie der Mond über dem Wannsee.
    »Bringen Sie mich zu Ihrem Chef, dann können Sie sich wieder mit Ihren Tänzerinnen amüsieren«, meinte Rath. »Und vielleicht
     sollten Sie mal über Ihr Bühnenprogramm nachdenken. Dieser Schleiertanz wäre ja selbst für ein legales Lokal eine Zumutung.«
    »Mit Herrn Marlow reden Sie besser in einem anderen Ton«, sagte Sebald nur.
    Sie mussten nicht einmal über die Straße. Marlow hatte es sich im Hinterzimmer des Venuskellers gemütlich gemacht. Er saß an Sebalds Schreibtisch, in den dunklen Ecken des Zimmers drückten sich ein paar Gestalten herum,
     alle in Abendgarderobe. Liang stand hinter Marlows Stuhl.
    »Guten Abend, Herr Kommissar«, begrüßte ihn der Verbrecherkönig. Genauso freundlich wie zu Beginn ihrer ersten Begegnung.
     »Entschuldigen Sie, dass ich Sie warten ließ. Sie müssen nicht denken, dass uns Ihre Anwesenheit entgangen wäre. Aber erstens
     wollte ich sehen, ob Sie sich an unsere Abmachung halten …«
    »Welche Abmachung?«
    »Den Venuskeller nicht zu Ihrem Vergnügen aufzusuchen.« Marlow zog an seiner Zigarre. »Glauben Sie mir, ich weiß, wie schwer das ist. Und zweitens …«
    Wie aufs Stichwort öffnete sich eine Seitentür, ein nacktes Mädchen kam herein, zündete sich eine Zigarette mit dem Tischfeuerzeug
     auf Sebalds Schreibtisch an und verschwand ebenso wortlos, wie es gekommen war. Rath erkannte die gutgebaute Darstellerin
     der Indianernummer. Die Männer im Raum grinsten anzüglich. Alle außer Marlow – und dem Chinesen.
    »… zweitens hatte ich noch zu tun«, vollendete Marlow seinen Satz. Auch er grinste jetzt. Doch wirkte es bei ihm beinah charmant.
    »Geduld ist eine meiner größten Tugenden«, sagte Rath. »Die braucht man in meinem Beruf. Und einen langen Atem.«
    »Dann haben Sie den hoffentlich auch.«
    »Sonst säße ich jetzt nicht hier und würde Ihnen auf den Wecker fallen.«
    »Tun Sie das?«
    »Ich hoffe doch sehr.«
    »Und ich hoffe, Sie haben mir diesmal mehr zu bieten als bei unserem letzten Treffen.«
    »Probieren Sie’s aus. Ich spreche aber nur unter vier Augen mit Ihnen.«
    Marlow lachte. »Ich glaube nicht, dass dies ein Ort ist, an dem Sie Bedingungen stellen. Außerdem kann man mit mir nur unter sechs Augen sprechen, das sollten Sie eigentlich wissen.« Seine
     Linke wedelte schlaff durch die Luft, als verscheuche er eine Fliege. »Sebald, gehen Sie mit Ihren Männern doch mal kurz spazieren,
     Liang reicht mir als Gesellschaft, um unseren Freund hier angemessen zu bewirten.«
    Er sagte das sehr freundlich, doch es klang wie eine Drohung. Sebald verließ mit vier Männern den Raum. Drei blieben zurück.
    Marlow kam ziemlich unverblümt zum Thema.
    »Man liest neuerdings einiges über Sie in der Zeitung, Herr Kommissar«, sagte er. »Sie ermitteln jetzt in Mordfällen? Bislang
     nicht sonderlich erfolgreich, oder täusche ich mich da?«
    »Ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass ich geduldig bin. Auch auf Erfolge muss man warten können. Zum Beispiel auf den Moment,
     in dem Sie von zwei Schupos eskortiert in eine Grüne Minna steigen werden.«
    Marlows Stimme änderte sich schlagartig, und die Luft wurde eisig. Ein plötzlicher Temperatursturz. »Sie sind ganz schön mutig,
     lieber Herr Kommissar. Ich empfehle Ihnen, sich gut zu überlegen, wie viel Mut Sie sich in diesem Raum erlauben können.«
    »Soll das eine Drohung sein? Sie werden es nicht wagen, mich auch noch umzubringen!«
    » Auch noch? Was soll denn das heißen?« Marlow zog die Augenbrauen hoch. »Ich weiß nicht, was für Vorstellungen Sie von meinem Geschäft
     hegen, Herr Kommissar, aber ich habe niemanden umgebracht.«
    »Dann eben umbringen lassen. Reden wir doch endlich

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