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Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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kommen?«, fragte sie.

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    15
    D er Wecker war auf eine deutlich frühere Zeit gestellt als sonst. Viel geschlafen hatte er nicht. Hatten sie nicht. Rath lag
     schon wach, als der Zeiger einrastete und die rasselnde Glocke auslösen wollte. Mit einem schnellen Schlag stoppte er das
     blecherne Monstrum auf dem Nachttisch, bevor es Lärm machen konnte. Er drehte sich um. Schwarzes Haar auf dem Kopfkissen.
     Sie lag noch neben ihm. Es war kein Traum. Er streichelte sie und küsste sie auf den Nacken und ihren schlanken Hals. Er spürte,
     wie sie erwachte, obwohl sie noch eine Weile liegen blieb, damit er sie weiterküsste. Dann drehte sie sich um und lächelte
     ihn an.
    Wann war es eigentlich passiert? Kurz nachdem er diesem Gigolo die Meinung gegeigt hatte, waren Tretschkows Musiker aufs Podium
     zurückgekehrt, und er hatte Charlotte wieder zur Tanzfläche geführt. Charly! Sie hatten getanzt, und dabei hatte sie ihn so
     angeschaut, dass er gar nicht anders konnte. Zuerst hatten sich nur ihre Nasen berührt, und dann hatte er sie geküsst, leise
     nur, aber sie hatte diesen Kuss erwidert.
    Sie tanzten noch eine Weile, wagten es jedoch nicht mehr, sich zu küssen. Nicht in aller Öffentlichkeit, auf der Tanzfläche.
     Dann führte er sie vom Parkett zurück zum Tisch. Ihre Hände hatten sich nicht mehr losgelassen. Sie hatten noch etwas getrunken
     und sich angeschaut. Plötzlich war es ernst zwischen ihnen geworden. Sie hatte als Erste ihr Lächeln wiedergefunden.
    »Und nun?«, hatte sie gefragt.
    Er hatte mit den Schultern gezuckt. »Vielleicht sollten wir uns duzen«, schlug er vor.
    Sie lachte. »Ich heiße Charlotte. Aber bis auf meine Mutter nennen mich alle Charly.«
    »Auch in der Burg?«
    »Da bin ich Fräulein Ritter.«
    »Ich heiße Gereon.«
    »Ein seltsamer Name. Noch nie gehört.«
    »Ein Kölner Heiliger. Meine Eltern sind sehr katholisch. Und sehr rheinisch.«
    »Ich möchte mehr von dir, Gereon«, hatte sie geflüstert.
    Schon im Taxi hatten sie damit angefangen.
    Und nun lag sie neben ihm. Streichelte über seine Wange und lächelte ihn an. Die Bettdecke rutschte weg, und die Sonne schien
     auf ihren schlanken Körper. Er spürte, wie die Lust zurückkehrte, doch dafür hatten sie jetzt keine Zeit. Sie mussten sich
     sputen.
    Er hatte es nicht Weinert gleichtun wollen, der seine Damen immer mitten in der Nacht nach Hause schickte. Nein, nicht mit
     Charly! Er wollte neben ihr einschlafen und neben ihr aufwachen. Und nun hatte er keinen blassen Schimmer, wie er sie unbemerkt
     an Elisabeth Behnke vorbeischmuggeln sollte. Die bereitete womöglich schon das Frühstück zu.
    Dass er eigentlich keinen Damenbesuch empfangen durfte, hatte er Charly gestern bereits gestanden. »Ich wollte immer schon
     mal etwas Illegales tun«, hatte sie nur gesagt.
    Und so hatte er sie leise in sein Zimmer gelotst. Er hatte nicht ernsthaft mit der Möglichkeit gerechnet, dennoch hatte er
     gestern, bevor er sich auf den Weg zum Europahaus gemacht hatte, vorsichtshalber den Stadtplan von der Wand genommen und die
     Fotos versteckt.
    Sie betrieben ein wenig Katzenwäsche an der Waschschüssel, die auf dem altmodischen Frisiertisch in seinem Zimmer stand. Vor
     dem Spiegel brachten sie sich halbwegs wieder in Form fürden Arbeitstag in der Burg. Es ging ganz gut. Rath war auch schon zerknitterter zum Dienst erschienen. Und Charlotte sah sowieso
     umwerfend aus. Auch wenn sie etwas Zeit brauchte, um ihr Haar wieder zu richten. Und einen Strumpf vermisste. Aber dann stand
     sie reisefertig vor ihm.
    Er öffnete seine Zimmertür und schaute auf den Flur. Niemand zu sehen. Kaffeeduft zog ihm in die Nase. Er öffnete die Wohnungstür,
     während Charly im Zimmer stehen blieb. Dann winkte er sie zu sich hinüber. Schnell schoss sie über den Flur ins Treppenhaus.
     Die Treppen ging sie auf Zehenspitzen hinunter. Rath schloss die Wohnungstür so leise wie möglich und ging zurück in sein
     Zimmer. Puh, das Heikelste hatten sie geschafft, Charly war draußen.
    Er warf sich in den Mantel, nahm den Hut und wollte ihr gerade nach, als sich die Tür zur Küche öffnete. Elisabeth Behnke
     stand dort, im Morgenmantel. Diesmal aber hochgeschlossen.
    »Guten Morgen!« Das Gereon verkniff sie sich. Machte überhaupt einen verkniffenen Eindruck.
    »Guten Morgen, Elisabeth!«
    »Kein Frühstück?«
    »Vielen Dank, aber ich habe heute viel zu tun. Hab ich dir das gestern nicht gesagt?«
    »Warst du heute schon einmal unten? Mir war

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