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Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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sich. Der Chinese führte die beiden wieder hinaus.
    »So! Ich denke, nun plaudert es sich leichter«, sagte Marlow, als sie allein waren. Er zog bedächtig an seiner Zigarre, bevor
     er weitersprach. »Sebald erzählte mir, Sie sind im Besitz eines interessanten Fotos. Mich würde interessieren, woher Sie es
     haben.«
    »Sie sprachen vorhin von Geben und Nehmen. Eigentlich bin ich hier, um Ihnen ein paar Fragen zu stellen.«
    Marlow lachte. Der Chinese war lautlos zurückgekommen und stellte erst seinem Chef und dann dem Kommissar ein Glas hin. Er
     schenkte ihnen Whisky ein. Das Zeug roch gut.
    »Auf Geben und Nehmen«, sagte Marlow und prostete ihm zu. »Sagen Sie mir, woher Sie das Foto haben, und stellen mir Ihre erste
     Frage.«
    Rath trank einen Schluck. Das Zeug schmeckte auch gut. Was wollte dieser Mann von ihm?
    »Aus einem Keller«, sagte er nur.
    »Soso.« Marlow zog an seiner Zigarre und schaute den Rauchkringeln hinterher. »Ich will mit offenen Karten spielen, Herr Kommissar.
     Meine Leute waren auch in diesem Keller. Ich bin im Besitz eines ähnlichen Fotos.«
    »Ihre Leute suchen Kardakow. Warum? Hat er Kokain unterschlagen?«
    »Sagen Sie mir, warum die Polizei ihn sucht.«
    »Lassen Sie mich auch mit offenen Karten spielen: Die Polizei sucht ihn nicht. Ich suche ihn.«
    »Warum?«
    Es war eine plötzliche Eingebung.
    »Das Sorokin-Gold«, sagte er.
    Marlow ließ sich äußerlich nicht aus der Ruhe bringen, doch Rath spürte, dass er ins Schwarze getroffen hatte. Es dauerte
     etwas zu lange, bis der Mann seinen nächsten Satz formuliert hatte. Ein Fingerzeig, und der Chinese füllte Raths Whiskyglas
     nach.
    »Meinen Sie nicht, dass Sie sich da etwas verheben? Ist das nicht ein paar Tonnen zu schwer für einen Einzelkämpfer?«
    »Wer sagt, dass ich Einzelkämpfer bin?«
    »Den Polizeiapparat haben Sie jedenfalls nicht hinter sich.« Marlow lachte. »Vielleicht träumen Sie ja von einem vorgezogenen
     Ruhestand! Sie wären nicht der erste Bulle, der die Seiten gewechselt hat. Sind noch ein paar korrupte Kollegen mehr mit im
     Spiel? Der, der den Kurier aus dem Kanal gezogen hat? War ervielleicht noch gar nicht tot? Habt ihr noch was aus ihm rausgequetscht? Und wollt jetzt an das große Geld? Aber Vorsicht!
     Das ist auch für einen ganzen Haufen Bullen noch eine Nummer zu groß.«
    Der Kurier! Rath war hellhörig geworden und versuchte, möglichst gelangweilt zu wirken. Marlow sprach offenbar von Boris.
    »Wissen Sie, warum Kardakow untergetaucht ist?«
    »Was meinen Sie, Herr Kommissar? Wahrscheinlich, weil er sein eigenes Spiel spielt.«
    »Und der Kurier? Warum musste der sterben?«
    »Herr Kommissar! Stellen Sie sich nicht dümmer, als Sie sind! Was wissen Sie von dem Gold?«
    »Dass es in Berlin ist.«
    Marlow lächelte gequält. »Sie sollten auch nicht den Fehler machen und mich für dumm verkaufen wollen! Lassen Sie uns Tacheles reden! Sie wollen das Gold, und ich will das Gold. Wir wissen beide etwas.
     Wenn wir unsere Informationen und unsere Fähigkeiten zusammentun, haben wir vielleicht eine Chance, es zu bekommen. Also:
     Was wissen Sie noch?«
    Rath zuckte mit den Schultern. »Dass es rund 80 Millionen wert sein soll.«
    Marlow lachte laut, doch es klang alles andere als belustigt. »Sie müssen mir schon ein wenig mehr erzählen, als ich selbst
     schon weiß!«
    »Würde ich ja gerne. Aber offensichtlich wissen Sie so viel, dass ich das nicht kann.«
    Marlow drückte seine Zigarre aus. Es sah aus, als würde er ein Ungeziefer zerquetschen.
    »Vielleicht sollte ich Ihnen noch etwas Zeit geben, darüber nachzudenken. Kuen-Yao wird Sie hinausführen.«
    »Wie kann ich Sie erreichen?«
    »Wenn Sie mich sprechen wollen, kommen Sie in den Venuskeller . Aber nur aus diesem Grund! Wenn Sie sich vergnügen wollen, gehen Sie woandershin. Sebald mag keine koksenden Bullen in seinem
     Club.«
    Der Chinese stand schon hinter ihm und hielt Mantel und Hut. Rath stand auf.
    »Auf Wiedersehen, Herr Kommissar«, sagte Marlow. »Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass Kuen-Yao Ihnen Ihre Waffe aus Sicherheitsgründen
     erst auf der Straße wieder überreichen wird.«
    Rath nickte. »Danke für den Whisky«, sagte er.
    »Das Vergnügen war ganz auf meiner Seite! Es war nett, Sie kennen gelernt zu haben, Herr Kommissar«, sagte Marlow in einem
     freundlichen Tonfall, der Rath dennoch einen kalten Schauer über den Rücken laufen ließ. »Aber bei unserem nächsten Zusammentreffen
     wünsche ich mir

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