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Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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nicht zum Plaza , dessen Neonschrift immer noch den Küstriner Platz in grelles Licht tauchte, sondern zum hinteren Teil des früheren Bahnhofs,
     wo es so finster war wie auf der Rückseite des Mondes. Benno klopfte an eine Eisentür.
    »Wir sind’s, Liang!«
    Ein schlanker Mann öffnete. Sein Anzug war ebenso elegant geschnitten wie der von Benno, stand ihm aber weitaus besser. Sein
     schwarzglänzendes Haar war zu einem langen Zopf gebunden. Undurchdringliche Schlitzaugen schauten sie an. Rath hatte immergehört, China sei das Land des Lächelns, doch dieser Chinese lächelte nicht. Sebald reichte ihm Raths Dienstausweis und die
     Mauser. Wortlos nahm der Chinese alles entgegen und ließ sie ein. Er führte sie durch eine große dunkle Lagerhalle. Dahinter
     öffnete er eine Tür, die in einen Raum führte, der überhaupt nicht an diesen Ort zu passen schien, sondern wirkte, als sei
     er aus einem englischen Landhaus gestohlen und hierher verpflanzt worden. Er war fast genauso groß wie die Lagerhalle, jedoch
     komplett eingerichtet, eine Mischung aus Salon, Bibliothek und Arbeitszimmer. Sogar ein Kaminfeuer flackerte an der gegenüberliegenden
     Wand. Hinter einem Schreibtisch, der noch größer war als der von Sebald, saß ein eleganter, aber kräftig gebauter Mann in
     einem schwarzen Anzug. Er telefonierte und machte Notizen. Erst als sie sich dem Schreibtisch näherten, blickte er auf und
     bedeutete ihnen mit einer Handbewegung, Platz zu nehmen. Der Chinese nahm ihnen Hut und Mantel ab. Rath versank in einem schweren
     Ledersessel. Nur der Chinese setzte sich nicht. Nachdem er die Mäntel weggebracht hatte, legte er Raths Papiere und die Mauser
     auf den Schreibtisch. Dann nahm er dahinter Aufstellung, die Hände ineinander verschränkt. Der Mann am Schreibtisch legte
     auf und blätterte kurz in dem Dienstausweis.
    »Guten Abend, Herr Rath!«, sagte er. »Hat Ihnen der Venuskeller gefallen? Wir haben nicht so oft Polizeibeamte zu Gast.«
    Rath nickte. »Johann Marlow, nehme ich an?«, sagte er und zog seine Overstolz aus der Jacke. »Darf ich?«
    Er wunderte sich. Ihm war klar, dass er hier in einer Verbrecherhöhle saß. Und die Verbrecher wussten, dass er Bulle war.
     Dennoch verspürte er keinerlei Angst. Das Koks wirkte noch. Marlow zuckte nur kurz mit der Augenbraue, und der Chinese stellte
     einen schweren Messingaschenbecher an Raths Sessel. Dann nahm er wieder hinter dem Schreibtisch Aufstellung.
    »Sie kennen sich gut aus«, sagte Marlow. »Es gibt nicht so viele Polizisten in dieser Stadt, die mich erkennen würden. Und
     die wenigen, die es tun, die werden gut bezahlt.« Er selbst nahm eine Zigarre aus einem Metallbehälter und kniff die Spitze
     ab. Der Chinese hielt ihm ein Feuerzeug hin. Marlow paffte genüsslich. »Ich glaube allerdings nicht, dass wir Sie bezahlen!«
    Rath zündete eine Zigarette an. »Nein«, sagte er beiläufig.
    »Aber vielleicht können wir ja noch ins Geschäft kommen.«
    »Wie kommen Sie darauf, dass ich Ihnen helfe? Ich bin Polizeibeamter. Und Sie handeln mit Kokain.«
    »Herr Kommissar, ich sorge nur dafür, dass die Leute das bekommen, was sie wollen. Und in diesen Zeiten ist das nun einmal
     Kokain. Unter anderem.« Marlow lehnte sich in seinem Ledersessel zurück wie ein pommerscher Gutsherr. »Das Gesetz von Angebot
     und Nachfrage. Das einzige Gesetz, an das sich ein Geschäftsmann immer halten sollte.« Er lächelte höflich. »Nicht zuletzt
     hat mein Angebot auch eine Nachfrage Ihrerseits zufriedengestellt, wie mir Sebald berichtet hat. Vielleicht kann ich Ihnen
     auch auf andere Weise helfen. Im Geschäftsleben ist Geben vom Nehmen nicht zu trennen.«
    Rath verfluchte seinen Leichtsinn. Warum nur hatte er von Oppenbergs Kokain genommen! Marlow wollte ihn unter Druck setzen.
     Die Droge machte ihn erpressbar – und sie machte ihn mutig. Beides konnte er hier nicht gebrauchen. Mutig war nur ein anderes
     Wort für unvorsichtig. Er musste sich zusammenreißen und höllisch aufpassen.
    »Ich bin eigentlich nicht zum Geschäftemachen hier«, sagte er.
    »Lassen Sie uns einfach ein wenig plaudern. Dann können Sie das immer noch entscheiden.« Marlows Stimme, gerade noch samtweich,
     wurde eine winzige Spur schärfer, als er sich dem Geschäftsführer zuwandte. »Sebald, ich denke, Sie sollten Ihren Club nicht
     so lange allein lassen. Und Benno ist an der Pforte auch besser aufgehoben als in einem weichen Sessel.«
    Der Geschäftsführer und der Gorilla erhoben

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