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Der nasse Fisch

Der nasse Fisch

Titel: Der nasse Fisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kutscher
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etwas mehr Kooperation.«
    Es klang wie eine Drohung, und das sollte es wohl auch sein.
    Manchmal bedauerte er es doch, kein Auto zu haben. Die Leuchtreklamen am Plaza waren inzwischen erloschen, und der Taxistand am Küstriner Platz sah so verwaist aus wie ein Tresorraum nach dem Besuch der
     Brüder Sass. Bahnen fuhren um diese Zeit auch keine mehr. Gut, dass er morgen nicht ins Büro musste. Erst am Abend war er
     wieder im Dienst – wenn die Aktion Nachtfalke über die Bühne gehen sollte. Den Venuskeller würde er nicht mehr auf die Liste setzen. Niemand brauchte zu wissen, wo er heute Abend gewesen war. Marlow war mit einer
     Razzia ohnehin nicht beizukommen, nur seinen Strohmann Sebald würden sie kriegen. Und noch schlimmer: Marlow würde wissen,
     wem er diesen blauuniformierten Betriebsausflug zu verdanken hätte.
    Am Schlesischen Bahnhof gab es den nächsten Taxistand. Rath blieb nichts anderes übrig, er machte sich auf den Weg, klappte
     den Mantelkragen hoch und vergrub die Hände tief in den Taschen. Ein penetranter Wind pfiff über den Platz. Es schien noch
     ein Gewitter zu geben.
    Er versuchte, die Puzzleteile zusammenzubekommen. Lana Nikoros alias Swetlana Gräfin Sorokina erzählt ihrem Geliebten Alexej
     Kardakow vom Gold ihrer Familie. Sie beschließen, es nach Berlin zu schmuggeln, wie auch immer das bei einer solch unglaublichen
     Menge funktionieren soll. Sie schalten zu diesemZweck einen Boten ein, einen Russen namens Boris. Warum Bote? Bringt er das Gold nach Berlin? Oder nur eine Nachricht? Wie
     dem auch sei: Der Bote stirbt, nachdem er in der fremden Stadt nach Alexej Kardakow gesucht hat. Er scheint wütend auf Kardakow
     zu sein. Warum? Hat der ihn übers Ohr gehauen? Sein eigenes Spiel gespielt, wie Marlow sich ausdrückte? Kardakow und die Gräfin
     jedenfalls tauchen unter, kaum hat’s ihren Landsmann erwischt. Vielleicht haben sie Boris um seinen verdienten Lohn gebracht?
     Einen Mitwisser beseitigt? Und sich dann mit dem Gold aus dem Staub gemacht.
    Blödsinn, dachte er. Um solch eine Menge Gold von der Sowjetunion nach Deutschland zu schaffen, braucht man mehr als nur einen
     Helfer. In Russland und in Deutschland. Warum wusste Marlow von dem Gold? Zufall? Hatte Kardakow sich verplappert? Oder hatte
     er den Unterweltkönig bewusst eingespannt? Irgendwie musste man so viel Gold ja auch in Bargeld umwandeln, so etwas ging nur
     mit Beziehungen. Beziehungen, die Marlow hatte. Und in Russland? Die Sorokins hatten dort noch Freunde. Wovon hatte der Reichswehroffizier
     bei Bruno gesprochen? Von kommunistischen Sektierern, die sich die rote Festung nannten. War Kardakow einer von denen? Wieso nicht? Ein Schreiberling …
    Ein Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken. Er blieb stehen und lauschte. Nichts zu hören. Er schaute sich um. Die Straßenlampen
     warfen ein solch kümmerliches Licht, dass die Hauswände fast im Dunkeln lagen. Kein Mensch war zu sehen. Es hatte geregnet.
     Das nasse Pflaster reflektierte das dünne Licht. Als er weiterging, meinte er wieder etwas zu hören. Es klang wie ein Echo
     seiner Schritte. Ohne noch einmal stehen zu bleiben, war er nun sicher, dass er verfolgt wurde. Da ging jemand hinter ihm,
     der nicht wollte, dass er ihn bemerkte. Diese Gegend war nicht sicher. Schon gar nicht um diese Zeit. Er befühlte seine linke
     Seite. Die Mauser steckte wieder im Holster, der Chinese hatte sie ihm zurückgegeben, wie Marlow befohlen hatte, zusammen
     mit seinem Dienstausweis und den Fotos.
    An der nächsten Querstraße bog er plötzlich rechts ab, obwohlder Bahnhof schon in Sichtweite war. Er wollte Gewissheit. Das Echo blieb. Rath verschärfte sein Tempo. Dann stoppte er abrupt
     und drehte sich um. Immer noch war niemand zu sehen. Allerdings lagen die Hausfassaden derart im Dunkeln, dass man immer vor
     Blicken geschützt war, wenn man nur nah genug an den Mauern entlangging. Rath wartete bis zur nächsten Straße und schlug noch
     einen Haken. Er lief bis zur nächsten Hofeinfahrt und sprang hinein. Sein Verfolger war auch in einen vorsichtigen Laufschritt
     gefallen und blieb den Bruchteil einer Sekunde zu spät stehen. Wieder hatte Rath das künstliche Echo seiner Schritte gehört.
     Er lauschte in die Nacht. Er hörte Regentropfen, die von Dachrinnen oder Fenstervorsprüngen auf den Asphalt tropften. Und
     zwischendurch meinte er auch das Geräusch von Schuhsohlen auf Kopfsteinpflaster zu hören. Ganz leise nur, aber es war da.
     Sein Verfolger hatte

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