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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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Aufbauen erforderte jahrelange Geduld – die Entwicklung und Herstellung guter Produkte und die entsprechende Überzeugungsarbeit, um mehr Leute dazu zu bringen, sie zu kaufen. Fusionen und Zukäufe waren eine rein mechanische Angelegenheit – man musste wissen, wie man das Geld verschob und wo die Leichen im Keller waren. Die Leichen gingen nie aus, aber die Finanzierung solchen Wachstums auf dem Papier erforderte einen nie versiegenden Kapitalfluss … oder korrupte Wirtschaftsprüfer. Aber angesichts der jüngsten Wachsamkeit in Hinblick auf getürkte Bilanzen war es besser, angesehene Wirtschaftsprüfer zu engagieren und das Geld aufzunehmen. Er hatte gehört, dass Inglethorpe sich wieder einmal mit Fusionsplänen trug, diesmal in Deutschland.
    »Laut Duchesne«, sagte Sir Anthony, »hält die französische Polizei bestimmte Einzelheiten über den Mord zurück, solange die Ermittlungen noch laufen.«
    Inglethorpes blaue Augen begannen zu strahlen. »Diese Geschichte hat in der Tat hohe Wellen geschlagen. Weiß Duchesne, was sie zurückhalten?«
    »Offensichtlich hatte der Baron einen offiziell nicht angekündigten Besucher, den er persönlich an einem Seiteneingang abholte und nach einem Mittagessen auf einer geschützten Terrasse unbemerkt nach oben in sein Arbeitszimmer mitnahm. Seinen Bediensteten zufolge war er bei seinen wichtigsten Kunden sehr auf Diskretion bedacht.«
    »Zweifellos einer der Gründe, warum der Baron Ärger mit den Behörden hat – beziehungsweise hatte. Hat jemand seinen ›Besucher‹ gesehen?«
    »Ein Diener – der Butler, der das Mittagessen servierte. Er wurde ebenfalls ermordet. Ziemlich üble Geschichte. Er wurde erstochen.«
    Inglethorpe schaute in sein Glas. »Aber wahrscheinlich nicht wirklich überraschend. Er hätte den Mörder identifizieren können.« Er blickte auf. »Hat die Polizei schon irgendwelche Spuren entdeckt?«
    »Eine kleine Unregelmäßigkeit. Etwa zur gleichen Zeit stahl ein Hausangestellter ein Auto. Das Problem ist allerdings, dass im Schloss kein Hausangestellter fehlte. Dennoch behauptet der Wachmann am Tor steif und fest, einen Mann in Livree mit dem gestohlenen Auto wegfahren gesehen zu haben. Der Wagen wurde später in Chantilly gefunden.«
    Inglethorpe nahm einen Schluck Cognac. »Der Wagen kann ja wohl schwerlich von selbst dorthin gelangt sein. Wie erklären Sie sich das? War der Autodieb der Mörder?«
    Sir Anthony wollte gerade antworten, als über Lautsprecher der Start angekündigt wurde. Als darauf die Triebwerke aufheulten und der Jet die Startbahn hinunterraste, nahm er einen kräftigen Schluck Cognac. Die Räder lösten sich vom Boden, und die Maschine stieg hoch und drehte nach Norden ab. Sir Anthony blickte wieder auf das glitzernde Lichtermeer hinab, aber statt einer romantischen Idylle sah er jetzt eine von schwerer Arbeit erschöpfte Stadt, die sich erlösendem Schlaf entgegensehnte, einen Ort, an dem vieles schief gehen konnte und auch schief ging. Wo das Oberhaupt einer alteingesessenen Bankiersdynastie in seinem streng bewachten Schloss ermordet werden konnte, ohne dass die Polizei irgendwelche Hinweise auf den Täter hatte.
    »Gibt es sonst noch etwas über die Ermordung des Barons?«, fragte Inglethorpe.
    Wieder fiel Sir Anthony Helios’ Interesse auf. Dennoch durfte er nicht zu viel hineinlesen. Unter Umständen bedeutete der Tod des Barons auch nur, dass er seinen Kredit nun nicht mehr zu den günstigen Bedingungen bekäme, wie sie vielleicht ein Mitglied der Schlange einem anderen gewährt hätte.
    »Das ist leider alles, was ich darüber weiß«, erklärte Sir Anthony. »Außer natürlich, dass die Baronin untröstlich ist.«
    »Das war zu erwarten.«
    »Es gibt bestimmt ein großes Begräbnis. Ein Trauerzug von der Länge der Champs-Elysées, oder zumindest hofft sie das, was angesichts seiner Prominenz und der ihrer beiden Familien vermutlich auch gar nicht so unrealistisch sein dürfte.«
    Die zwei Männer nickten sich gegenseitig zu.
    »Wir werden einen Ersatzmann wählen müssen«, sagte Inglethorpe vorsichtig. Er war erst fünf Jahre dabei und der letzte Neuzugang der Schlange, weshalb er bisher noch nicht an der Wahl eines neuen Mitglieds teilgenommen hatte. »Haben Sie schon jemand Bestimmten im Auge? Natürlich jemanden aus der Alten Welt, damit das ausgewogene Verhältnis zwischen Europa und den Vereinigten Staaten erhalten bleibt.«
    »Ein paar Ideen habe ich auf jeden Fall. Sie doch sicher auch.«
    »Der Bruder des

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