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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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öffnen ließen.
    »Und?«, fragte Liz. »Macht er jetzt was?«
    Simon spürte, wie die Anspannung von ihm abfiel. »Er kehrt zu seiner Thermoskanne und seinem Croissant zurück.«
    Sie fuhren weiter nach oben, bogen nach rechts und sahen sich nach einem freien Stellplatz um. Auf dem obersten Deck entdeckte Liz schließlich einen. Simon parkte und machte den Motor aus. Abrupt wurde es im Wagen und in der Garage still. Mit seiner niedrigen Decke und den dicht stehenden Fahrzeugen hatte das dunkle Parkhaus den Charme eines Mausoleums, aber im Moment waren sie in Sicherheit, und beide stießen einen erleichterten Seufzer aus.
    »Wir müssen weiter unsere Informationen austauschen«, sagte Liz, während sie hinter sich blickte. »Wenn einem von uns etwas zustößt …«
    »Okay, du hast Recht. Nehmen wir uns ein paar Minuten Zeit. Mach gleich mal weiter.«
    »Das hast du dir so gedacht. Jetzt bist du an der Reihe. Erzähl mir von der Ermordung des Barons. Du sagst, du hast dich auf dem Balkon versteckt?«
    Simon nahm die Hände vom Lenkrad. Er hatte sie zwar vom Blut gesäubert, aber die Aufschürfungen an seinen Knöcheln waren deutlich zu sehen, kleine rote Verletzungen, die im schwachen Licht des Parkhauses fast schwarz erschienen. Er drehte sich zur Seite, um Liz anzusehen, und lehnte sich gegen die Wagentür zurück. Aber sein Körper hatte dabei etwas von einer gespannten Feder.
    Er begann ohne Umschweife zu erzählen: »Der Baron war ziemlich aufgebracht, richtig wütend. Er machte dem anderen Mann Vorhaltungen. Er sagte: ›Rechtliche Grauzonen auszunutzen, um Geld zu verdienen, ist eine Sache. Jemanden umzubringen ist eine ganz andere.‹ Dann zählte er eine Reihe von Personen auf, die sein Gesprächspartner hätte ermorden lassen – Terrill Leaming in Zürich, eine Frau in London und einen Mann in Paris. Die Todesliste des Erpressers natürlich.«
    »Ja.« Die arme Tish. Einen Augenblick lang sah Liz ihr freundliches Gesicht wieder vor sich, wie sie mit der Heizdecke im Rücken in ihrem Sessel saß.
    »Dann sagte er, er sei ganz schön dumm gewesen … er hätte sich nicht überreden lassen dürfen, sich auf so etwas einzulassen. Er wollte wissen, wie viele noch sterben müssten, und er erwähnte einen Ort namens Dreftbury. Dann sagte er: ›Ich gebe Ihnen das Geld, aber nur für die Aufzeichnungen des Carnivore.‹ Andernfalls würde ihm seine Bank keinen Kredit geben. Er drohte damit, die Schlange zu benachrichtigen – wer oder was auch immer das sein mag –, und dann hörte ich den Schuss. Er wurde aus einer Waffe mit einem Schalldämpfer abgegeben. Das heißt, der Killer war vorbereitet. Hier geht es nicht nur um die Aufzeichnungen des Carnivore – hier geht es auch um sehr viel Geld. Niemand erhält bei einem Bankier vom Kaliber de Darmonds eine Privataudienz, wenn nicht enorme Summen im Spiel sind … oder eben Erpressung. Allerdings hatte ich den Eindruck, dass die beiden Männer in irgendeiner Form von Geschäftsverhältnis zueinander standen.«
    »Doch dann scherte der Baron plötzlich aus – mit fatalen Folgen für ihn.«
    Simon nickte. »Der Killer hat etwas gesagt, was auf eine persönlichere Beziehung zwischen den beiden hinwies. Er nannte den Baron Hyperion. Natürlich hat der Baron, wie das bei vielen französischen oder auch englischen Adligen der Fall ist, eine ganze Reihe von Vornamen, aber Hyperion ist nicht darunter. Das hab ich überprüft.«
    Liz setzte sich aufrecht hin. »Hyperion? In Santa Barbara erstatteten Kirk und der Dekan jemandem Meldung, der sich Helios nannte.«
    Simon sah sie verständnislos an. »Das mag ja sein, aber was …«
    »Hyperion und Helios waren zwei Titanen.«
    »Titanen?«
    »Was ist denn nur mit eurem englischen Bildungssystem los? Die alten Griechen glaubten, Himmel und Erde seien das erste Elternpaar gewesen und die Titanen ihre Kinder. Die Götter kamen erst später. Sie waren die Kinder der Titanen.« Lizs Herz begann schneller zu schlagen, als sie den zerknüllten Zettel aus ihrer Umhängetasche fischte. »Da ist etwas, was ich dir schon die ganze Zeit zeigen wollte … In dem Sakko, das ich in der Durchfahrt neben dem Lagerhaus fand, war nicht nur das Handy, sondern auch dieser Zettel.«
    Simon machte die Innenbeleuchtung an, und Liz strich den Zettel glatt. Sie lasen ihn gemeinsam.
     
    16 Uhr Kronos anrufen.
     
    »Kronos ist ebenfalls der Name eines Titanen«, erklärte Liz. »Das wären drei. Zu viele, als dass es sich um einen Zufall handeln

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