Der Nautilus-Plan
wann sie mit Ihnen rechnen können?«
Sie fuhren gerade über eine Kreuzung in Montmartre, und sie gab ihm die Straßennamen durch.
»Seien Sie vorsichtig«, fuhr Edmunds mit besorgter Stimme fort. »Sie sind doch hoffentlich bewaffnet.«
»Natürlich.«
»Gut. Der MI6-Typ auch?«
»Das wissen Sie doch.«
»Okay, was fahren Sie für ein Auto, und wie lautet das Kennzeichen? Ich muss unseren Leuten Bescheid sagen, damit sie Sie rasch erkennen, falls Ihnen jemand folgt.«
Stirnrunzelnd sagte Liz: »Es ist ein Peugeot, aber ich weiß, wie man einen Schatten abhängt, Frank.« Sie fragte Simon nach der Autonummer und gab sie Edmunds durch. »Wozu brauchen Sie das alles?«
»Das konspirative Haus hat einen Hof, mit einem Tor – aus massivem Holz. Sie müssen es Ihnen öffnen, damit Sie nach drinnen fahren können. Deshalb, je schneller sie Sie erkennen, um so besser. Irgendetwas Bestimmtes, was sie für Sie bereithalten sollen?«
»Nein, danke.«
Edmunds lachte. »Das sagt meine Frau auch immer – ›nein, danke‹. Und wenn ich dann im Bett liege, fällt ihr doch noch etwas ein. ›Ach, Frank, könntest du noch mal nach unten gehen und nachsehen, ob die Tür auch wirklich abgeschlossen ist.‹ ›Frank, würdest du bitte den Hund reinlassen?‹ Frank dies, Frank das. Und wenn ich dann mal keine Lust habe zu gehen, erinnert sie mich an die schrecklichen Folgen, wenn ich mal nicht nachgesehen habe. Man könnte denken, sie führt genauestens Buch über alle meine Fehler. Vielleicht hat sie ja vor, mich zu erpressen. Aber nach zwanzig Jahren Ehe ist das vermutlich nicht weiter ungewöhnlich …«
Liz wurde eiskalt. Sie unterbrach unverzüglich die Verbindung. »Er weiß über die Aufzeichnungen des Carnivore Bescheid.« Vor Angst wurde ihre Kehle strohtrocken. »So unwahrscheinlich es auch klingen mag: Er weiß Bescheid. Mit diesen idiotischen Fragen hat er nur zu erreichen versucht, dass ich möglichst lang am Telefon bleibe. Langley ist infiltriert. Jetzt sind auch sie hinter uns her. Und was das Schlimmste ist, ich habe ihnen verraten, wie sie uns finden können!«
Irgendwo tief in Lizs Innerem hatte schon seit Jahren eine unterschwellige Wut auf die CIA geschwelt. Jetzt brach sie in einer wilden Explosion, deren Wucht sie am ganzen Körper erzittern ließ, aus ihr heraus. Sie konnte sich noch ganz deutlich an ihren ersten Besuch in der CIA-Zentrale erinnern. Die hohe Eingangshalle, die geschwungenen Treppen, diese Weite aus Licht und Raum, die zu versprechen schien, dass es nichts gab, was nicht zum Wohl der Menschheit erreicht werden könnte. Sie war voller Ehrfurcht und Hoffnung gewesen.
Simon hatte beim Fahren das Kinn energisch nach vorn gereckt. »Bist du wirklich sicher, dass er Bescheid weiß?«
»Ich habe Frank Edmunds nicht erzählt, dass sich der Carnivore Aufzeichnungen gemacht hat. Das muss jemand anders getan haben. Es ist eine Falle. Er – die CIA – sie wollen uns in dem konspirativen Haus in eine Falle locken. Und jetzt hat dieser Dreckskerl auch noch diese Handynummer.« Sie schüttelte das Handy. »Es ist nur eine Frage von wenigen Minuten, dass sie nach uns suchen werden.«
»Mist! Wir müssen den Wagen loswerden. Was hat er genau gesagt?«
Sie wiederholte ihm den Inhalt des Gesprächs. »Den Ausschlag gegeben hat für mich seine Bemerkung, seine Frau würde eine Liste mit seinen Fehlern fuhren, um sie einmal gegen ihn verwenden zu können. Das Unterbewusstsein ist wie ein verborgener Kessel voller unausgesprochener Dinge. Brodelnd von Freudschen Fehlleistungen. Und dazu noch das belanglose Zeug, das er sonst noch geredet hat. Wenn das alles einen Sinn gehabt haben soll, dann den, mich möglichst lang am Telefon festzuhalten, um mein Handy orten zu können. Er quatschte einfach munter drauflos und dachte dabei an Aufzeichnungen, die zu erpresserischen Zwecken verwendet werden könnten, und dabei ist ihm dann diese Bemerkung herausgerutscht. Jedenfalls kann Langley jetzt unseren Aufenthaltsort feststellen.«
Simon stieß einen leisen Pfiff aus. »Und das ist nicht dein einziges Problem. Du musst dich auch noch vor der Pariser Polizei in Acht nehmen. In der Herald Tribune war heute in Zusammenhang mit dem Mord an Tish dein Foto.«
»Nein! Nicht auch das noch! Dann ist mein Foto sicher auch in den französischen Zeitungen. Sonst noch irgendwelche schlechten Nachrichten?«
»Haben wir denn noch nicht genug?«
Simon hatte natürlich Recht. Jedes Handy war bei seiner jeweiligen
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