Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
Vom Netzwerk:
Glut seiner Wut untergingen. Vielleicht war es auch Angst. » Arzt habe ich gesagt. Du könntest wesentlich schwerer verletzt sein, als dir bewusst ist. Warum musst du nur immer so stur sein, Liz? Ich fahre dich hin. Und wenn wir da sind, rufe ich den Sheriff an.«
     
    Nachdem sie der Arzt untersucht, ihre Wunden gesäubert und sie ansonsten für gesund erklärt hatte, folgte Liz Deputy Sheriff Harry Craine nach draußen auf eine Bank in dem kleinen Park gegenüber der Arztpraxis in Montecito. Kirk verschwand in den Tecolote Book Shop, um den neuen Covert-One-Thriller abzuholen, den er bestellt hatte.
    Liz schilderte den Hergang des Überfalls.
    »Wie alt war der Mann?«, wollte Deputy Craine wissen. »Wie sah er aus?« Craine war ein großer Mann mit tiefer Stimme und alten Augen. Liz schätzte ihn auf Mitte vierzig, aber er wirkte wie jemand, der ein Leben lang schlechte Menschen und noch schlechtere Taten gesehen hatte.
    »Es war ein Weißer, mit einer Hakennase, kräftigem Kinn und ausgeprägten Backenknochen«, sagte sie. »Seine Haut war straff, nicht schlaff. Dem und seinem generellen Muskeltonus nach zu schließen, war er Anfang, Mitte dreißig. Sein Haar war braun, unscheinbare Farbe, eher kurz. Drei, vier Zentimeter vielleicht. Er hatte eine Langstrecklerfigur – kräftige Beine, der Oberkörper eher schmal. Er war größer als ich. Eins fünfundachtzig würde ich sagen. Er trug eine Ray-Ban-Sonnenbrille, eine Baseballmütze, hellblaue Shorts und ein T-Shirt in der gleichen Farbe. Normale Joggingschuhe, weiß mit dunkelblauen Streifen. Nike. Auf keiner seiner Sachen waren irgendwelche besonderen Logos oder Aufschriften. Seine Kleidung war eindeutig darauf ausgerichtet, seine Identifizierung zu erschweren.«
    Der Deputy sah von seinen Notizen auf und betrachtete sie forschend. »Ihnen entgeht aber kaum etwas«, sagte er mild.
    »Danke. Ich habe versucht, mir alles einzuprägen, damit ich möglichst genaue Angaben machen könnte.«
    »Die meisten Leute hätten sich nicht einmal an zehn Prozent von dem erinnern können, was Sie mir gerade gesagt haben, und auch dann noch wäre ich mir nicht sicher, wie weit ich mich darauf verlassen kann. Die meisten Menschen sind schlechte Beobachter.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Ich würde Ihnen gern mehr Informationen geben. Aber es ging alles so schnell.«
    »Das kann ich mir vorstellen.« Der gleiche milde Ton, aber die Augen waren misstrauisch. »Interessant finde ich Ihre Bemerkung, seine Kleidung sei bewusst darauf ausgerichtet gewesen, seine Identifizierung zu erschweren.«
    Sie hatte mehr über sich verraten, als sie beabsichtigt hatte. »Nur so eine Folgerung, die ich gezogen habe. Das ist eins der Dinge, die ich beruflich mache – Folgerungen ziehen. Ich unterrichte am College.«
    Er nickte. »Das haben Sie bereits gesagt. Sie haben auch eine Fernsehserie gemacht. Ich habe sie zwar nie gesehen, aber gehört habe ich davon. Was haben Sie sonst gemacht? Sie haben nicht immer am College unterrichtet. Sie wurden geboren. Sie sind irgendwo aufgewachsen. Gibt es etwas in Ihrer Vergangenheit, was Sie eingeholt haben könnte?«
    »Nein, Deputy Craine. Die einzigen Leute, die vielleicht einen Groll gegen mich hegen, sind ein paar Studenten, die bessere Noten haben wollen, oder die Fernsehredakteure, die irgendwelche Änderungen in meiner Serie durchsetzen möchten.«
    Er nickte und klappte sein Notizbuch zu. »Freut mich, dass Sie sich nicht ernster verletzt haben. Sowieso ein Wunder, dass Sie diesen Sturz überhaupt überlebt haben.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Da war ein Baum, an dem ich mich festhalten konnte.« Und etwas lahm fügte sie hinzu: »Es war pures Glück.«
    »Mhm-hmm.« Er sah auf seine Uhr. »Wo kann ich Sie heute später noch erreichen?«
    »In meinem Büro. Die Nummer steht auf der Karte, die ich Ihnen gegeben habe. Am Abend werde ich auf der Party in Dekan Quentins Haus im Mission Canyon sein. Meine Handynummer haben Sie ja. Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie anrufen, sobald es etwas Neues gibt. Egal was.«
    Er nickte kurz und ging zu seinem Auto. »Sie hören von mir.«
     
    Bis ein Uhr war Liz in ihrem Büro im zweiten Stock des psychologischen Instituts zurück. Die Arme um ihren Oberkörper geschlungen, stand sie am Fenster und sah nach draußen. Schimmerndes Sonnenlicht reflektierte von den niedrigen Bauten und den grünen Bäumen und Palmen des fruchtbaren Goleta Valley. Über die lavendelfarbenen Ausläufer der Santa Ynez Mountains

Weitere Kostenlose Bücher