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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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den Eindruck gehabt hatte, dass sich jemand daran zu schaffen gemacht hatte. Sie musste die Kratzspuren bemerkt haben, ohne sich dessen bewusst zu werden.
    Jetzt hatte sie Gewissheit. Es hatte nicht nur jemand versucht, sie umzubringen. Gleichzeitig war jemand in ihr Büro eingebrochen und hatte einen Teil ihrer Unterlagen gestohlen.
    Sie schloss die Tür wieder und marschierte zum Telefon zurück. Mit etwas Glück würde sie Harry Craine im Sheriff’s Department erreichen. Sie hatte seinen ruhigen, erfahrenen Blick und seine tiefe Stimme noch gut in Erinnerung. Vielleicht hatte er etwas über den Überfall in Erfahrung gebracht. Sie rief an, fragte nach ihm und hörte erleichtert, dass er in der Station war.
    »Was kann ich für Sie tun … Professor Sansborough, richtig?« Diese Stimme hörte sich völlig anders an. Sie klang nicht tief und rau oder müde. Sie klang nach jemandem, der jung war, voller Energie und Enthusiasmus.
    Sie fragte: »Spreche ich mit Deputy Harry Craine?« Als er das bejahte, sagte sie: »Ich bin heute Vormittag überfallen worden und habe bei einem Deputy Anzeige erstattet. Ich dachte, das wären Sie gewesen. Jedenfalls hat der Betreffende in der Praxis meines Arztes in Montecito auf mich gewartet, um meine Aussage zu Protokoll zu nehmen.«
    »Verstehe. Ich war allerdings mindestens eine Woche nicht mehr in Montecito. Da hat Ihnen vielleicht jemand einen falschen Namen genannt. Kommt ab und zu vor. Wahrscheinlich haben Sie auch keine Visitenkarte von ihm?«
    »Nein.« So etwas Blödes. Sie hatte vergessen, ihn nach einer zu fragen. Ein weiterer Fehler. Sie schilderte den Tathergang. »Aller Wahrscheinlichkeit nach waren mindestens zwei Personen an der Sache beteiligt«, erklärte sie. »Der Mann, der mich vom Kliff gestoßen hat, und eine zweite Person, die, während der Überfall auf mich verübt wurde, in mein Büro einbrach und einen Teil meiner Unterlagen entwendete.«
    »Ich sehe gleich mal in unserer Datenbank nach«, sagte er sofort. »Derart schwerwiegende Vorfälle werden dort sofort eingegeben. Keine Sorge, ich werde das gleich klären.«
    »Geht aus Ihrer Datenbank auch hervor, wer meine Aussage zu Protokoll genommen hat?«
    »Natürlich. Und wer die Ermittlungen leitet, falls es sich dabei nicht um dieselbe Person handelt.«
    Während sie wartete, dachte sie über den Überfall und den Einbruch nach. Zwischen den beiden Vorfällen musste ein Zusammenhang bestehen; das zeitliche Zusammentreffen war zu auffällig. Aber worin bestand diese Verbindung?
    »Professor Sansborough?«
    »Ja?«
    Harry Craines Stimme klang verändert. Sie war plötzlich angespannt, misstrauisch. »Ich habe in der Universität angerufen, und man hat mir bestätigt, dass sie dort Professorin sind. Dann habe ich die Nummer überprüft, von der Sie anrufen, und es ist der Anschluss Ihres Büros. Daher nehme ich mal an, Sie sind die Person, als die Sie sich ausgeben. Also, wann, sagten Sie, hat jemand Sie vom Kliff gestoßen?«
    »Heute Morgen gegen halb elf. Das müsste ich bei meinem ersten Anruf gesagt haben, als ich den Überfall meldete.« Was ging hier vor sich?
    »Richtig. Wann haben Sie diesen Anruf gemacht?«
    »Das war nicht ich, sondern ein Kollege, Professor Kirk Tedesco. Er rief an, während ich beim Arzt war. Das müsste gegen halb zwölf gewesen sein, vielleicht auch schon Viertel vor. Danach kam Ihr Kollege in die Praxis.«
    »Sehr interessant. Vor allem, weil uns nichts vorliegt, dass ein solcher Anruf eingegangen ist. Da frage ich mich natürlich schon … Ist das irgendein Psycho-Experiment, das Sie für Ihre Sendung mit uns machen, oder etwas in der Art? Ist es so etwas?«
    Liz fiel aus allen Wolken. »Sie haben nichts über Kirks Anruf? Professor Kirk Tedesco, meine ich?«
    »Kein Anruf. Nichts Schriftliches über einen Überfall auf Sie. Nichts – weder heute noch sonst irgendwann. Ich glaube, es wird langsam Zeit, dass Sie mir reinen Wein einschenken, Frau Professor. Worum geht es Ihnen hier wirklich?«
    Das verschlug ihr erst einmal die Sprache. »Das ist doch vollkommen absurd. Offensichtlich hat in der Station jemand Professor Tedescos Anzeige verschlampt oder ignoriert. Nur damit wir uns da klar sind: Ich wurde überfallen. Wenn Sie sich meinen Lebenslauf ansehen, werden Sie mir vielleicht auch zutrauen, dass ich einen Angriff von einem Unfall unterscheiden kann und dass ich nicht irgendeine hysterische Intellektuelle bin! Reden Sie mit Professor Tedesco oder meinem Arzt, Wendell D.

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