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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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Sicher hättest du nie gedacht, mich jemals so etwas sagen zu hören.« Er stützte sich auf die Ellbogen. »Wirklich, Liz, meine Liebe. Es tut mir Leid.«
    In seinen Augen war ein feuchter Schimmer.
    Voller Mitgefühl beugte auch sie sich vor und tätschelte seine Hand. »Ich habe immer schon große Stücke auf dich gehalten, Henry, und ich werde das auch weiter tun. Ist bereits vergessen.«
    Simon räusperte sich. »Also gut, dann wäre das schon mal geklärt. Und gut, dass du sitzt, Onkel Henry. Wir haben nämlich ein Problem, und nicht gerade ein kleines. Bist du bereit, es dir anzuhören?«
    Der alte Herr machte es sich in seinem Sessel bequem. »So etwas möchte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Ist schon eine Weile her, dass jemand mit was richtig Spannendem zu mir gekommen ist.«
    »Es hat mit Vater zu tun. Mit seinem Selbstmord.«
    Henrys Miene verdüsterte sich, seine Lippen wurden schmal. Sowohl in den großen Familien Childs und Percy als auch in Parlamentarierkreisen war allgemein bekannt, dass der mächtige Henry Percy Sir Robert wie den Sohn behandelt hatte, den er nie gehabt hatte.
    »Ich konnte nie verstehen, warum Robbie das getan hat«, erklärte Henry. »Diese Geschichte mit den Callgirls war erstunken und erlogen.«
    »Dafür mochten er und Mutter sich viel zu sehr.« Simons Augen blitzten aufgebracht auf.
    Henry nickte verärgert. »Aber dennoch deuteten hinterher viele seiner so genannten Freunde der Presse gegenüber an, er sei schon jahrelang fremdgegangen.« Er spitzte die Lippen. »Das ist eins der vielen Probleme mit der heutigen Politik – dieser zunehmende Drang, ständig den Eindruck zu erwecken, über alles informiert zu sein. Aber jetzt lasst mal von eurem großen Problem hören. Vielleicht kann ich ja irgendwas für euch tun.«
     
     
Flugplatz Le Bourget
    Die Mütze tief in die Stirn gezogen, saß Cesar Duchesne bei offenem Fenster in seinem Taxi und döste vor sich hin. Doch jede noch so kleine Veränderung in den leisen Geräuschen der Nacht ließ ihn abrupt hochfahren. Er hielt gleichzeitig Wache und ruhte sich aus. Dabei kam ihm seine langjährige Erfahrung sehr zunutze.
    Natürlich war nicht auszuschließen, dass der Pilot des Flugzeugs an dem Ort, an den er Sansborough und Childs gebracht hatte, auf die beiden warten würde, aber das hielt Duchesne für ziemlich unwahrscheinlich. Der Mann musste sich um seinen Zirkus kümmern. Vermutlich würde er in der Hoffnung, niemand würde seine Abwesenheit bemerken, möglichst rasch zurückkehren.
    Duchesne hatte Kronos mitgeteilt, dass einer seiner Fahrer Sansborough und Childs entdeckt hatte, als sie sich auf den Weg zum Place de Clichy machten. Danach hatte ein frisches Drei-Mann-Team mit Nachtsichtgeräten die Observierung übernommen und war den beiden auf ihrer Busfahrt gefolgt. Nachdem sie ausgestiegen und zu Fuß weitergegangen waren, hatte Basil telefonisch durchgegeben, dass sie sich mit einem alten Mann getroffen hatten und zusammen mit ihm in seinem Flugzeug weggeflogen waren.
    Jetzt wartete Duchesne allein. Sein Taxi stand im Schatten des vom Wind aufgeblähten Zirkuszelts, gegen dessen Stützpfosten lose Seile klatschten. Während er den Geräuschen lauschte, kehrten seine Gedanken in glücklichere Zeiten zurück, als er noch jung und voller Tatendrang gewesen war. Als er noch dachte, das Leben würde ganz anders verlaufen und Glück wäre möglich. Ihn durchströmte finstere Traurigkeit, begleitet von alles durchdringender Bitterkeit. Mit eisernem Willen unterdrückte er seine Gefühle.
    Er saß reglos, aber wachsam da. Als von Westen her endlich das Brummen eines kleinen Flugzeugs hörbar wurde, sah er wenig später auch die Maschine selbst näher kommen, landen und auf das windgepeitschte Zelt zurollen. Der Pilot war allein. Keine Spur von Sansborough oder Childs.
    Duchesne blieb, wo er war, geduldig, fast wie erstarrt. Das Flugzeug kam zum Stehen, und der ehemalige Widerstandskämpfer kletterte aus der Kanzel. Er war unbewaffnet. Seine Bewegungen waren langsam und arthritisch, ohne jede Spur der geschmeidigen Beweglichkeit, von der man Duchesne berichtet hatte. Duchesne stieg aus dem Taxi und hinkte, den rechten Fuß nachziehend, auf den Mann zu.
    Als der Pilot im zinnernen Mondlicht Duchesne entdeckte, blieb er, den Blick auf die Walther in Duchesnes Hand geheftet, stehen.
    Duchesne deutete auf das Taxi und befahl auf Französisch: »Einsteigen.«
    »Und wenn ich mich weigere?«
    »Sie haben bereits ein

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