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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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langes Leben hinter sich. Vielleicht genügt Ihnen das. Andernfalls unterhalten wir uns. Sie werden mir erzählen, wohin Sie sie gebracht haben.«
    Der Blick des alten Mannes geriet nicht ins Wanken. Es war, als suchte er in Duchesnes Augen einen Hinweis darauf, wie ernst es ihm war. Es dauerte nicht lange, bis er dort etwas entdeckte, was ihn die Schultern hängen ließ. Er nickte kurz und stieg in das Taxi.

ZWEIUNDVIERZIG
Northumberland
    Während die Uhr auf dem Kaminsims die Minuten heruntertickte, weihten Liz und Simon Onkel Henry abwechselnd in die Vorgeschichte ihrer Mission ein. Clive kam mit dem versprochenen Tee, aber die Sandwiches hatte er vergessen. Mit ihnen rückte er fünf Minuten später an. Alle aßen. Henry stellte seine Fragen mit dem üblichen Scharfsinn, dann dachte er schweigend nach. Simon ging zum Kamin und lehnte sich gegen den Sims. Liz, die rastlos auf und ab geschritten war, ging ans Fenster, um die Vorhänge zurückzuziehen und in die schwarze Nacht hinauszustarren.
    Schließlich kam Henry wieder aus seiner Trance. Ungläubig schüttelte er sein weißhaariges Haupt. »Ich hatte nicht die geringste Ahnung, dass dein Vater der Carnivore war, Liz. Wenn ich an all die Jahre denke, die dein Vater mit deiner Mutter und dir hierher kam … darauf wäre ich nie im Leben gekommen. Ganz schön schockierend. Und er hinterließ detaillierte Aufzeichnungen, die jetzt jemand dazu benutzt, alle möglichen Leute zu erpressen? Unerhört! Kein Wunder, dass du den Kerl, der diese Aufzeichnungen in seinen Besitz gebracht hat, unbedingt finden willst. Diesem Menschen muss so schnell wie möglich das Handwerk gelegt werden.« Er hielt inne, und als er schließlich fortfuhr, war seine Stimme von Emotionen belegt. »Und dann ist da natürlich noch die Sache mit Robbie. Was für eine Tragödie, so einen hervorragenden Staatsmann zu verlieren, jemanden, der so viel Gutes bewirkt hat. Dass er diesen Unmenschen, der diese kleinen Jungen umbrachte, unschädlich machen ließ, war in Anbetracht der Umstände das einzig Richtige.«
    Liz und Simon tauschten einen überraschten Blick aus.
    Henry bemerkte es nicht. »Was die drei Titanen-Namen angeht … so Leid es mir tut, aber ich habe keine Ahnung, was sie bedeuten. Kronos, Hyperion und Helios – richtig? Hört sich nach einem Geheimbund an, aber ob sie etwas mit Nautilus zu tun haben, entzieht sich meiner Kenntnis.«
    »Könntest du uns vielleicht irgendwie helfen, herauszufinden, wer sie sind?«, fragte Liz.
    »Ich wüsste nicht, wie. Das Auswerten von Daten war noch nie meine Stärke. Aber wenn ich mal kurz das Thema wechseln und euch etwas Geschichtsunterricht erteilen dürfte … Erinnert ihr euch noch an die Geschichte von den Robsons und den gestohlenen Schafen?«
    Liz schüttelte den Kopf. »Leider nein.«
    »In North Tynedale, stimmt’s?«, sagte Simon.
    »Richtig.« Henrys Blick wanderte in die Ferne, als könnte er in diese weit zurückliegenden Zeiten sehen. »Das ist die Geschichte, die mein Vater mir erzählt hat … Eines Nachts, es war sehr dunkel, schlichen die Männer des Robson-Clans über die Grenze nach Liddesdale. Sie konnten ihr Glück kaum fassen, als sie auf eine Herde Schafe stießen, die den Grahams gehörte. Und natürlich nahmen sie die ganze Herde nach Northumberland mit. Was die Robsons allerdings nicht wussten, war, dass die Schafe die Krätze hatten. Sie verbreitete sich blitzschnell in ihren eigenen Herden, und sie waren außer sich. Ohne zu überlegen, stürmten sie nach Liddesdale zurück, brachten sieben Angehörige des Graham-Clans in ihre Gewalt und hängten sie. Und dann, um sicher zu gehen, dass auch alle anderen Clans die Botschaft verstanden hatten, hinterließen sie eine Nachricht. Sie lautete ungefähr so.« Mit lispelnder Stimme zitierte er: »›Das nächste Mal, wenn ein paar Gentlemen Schafe holen kommen, haben die gefälligst keine Krätze!‹«
    Simon nickte ernst. »Was mir gehört, gehört mir, und was dir gehört, gehört auch mir. Ich verstehe, was du meinst. Ja, das ist, was auch einige Leute bei Nautilus glauben. Sie sind wie die Border Reivers. Sie verhalten sich, als ob Grenzen – seien es nun moralische, politische oder geographische – nicht gelten würden. Nautilus verschafft sich alles, was er will, entweder durch geheime Machenschaften oder durch Gesetzesänderungen oder einfach so.«
    »Ziemlich unverblümt ausgedrückt, Simon. Aber dennoch, das habe auch ich gehört. Allerdings war das nie die

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