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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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alles korrekt.«
    Sie verstummten. Plötzlich fiel bei Liz der Groschen. »Vielleicht ist es genau das?«
    Simon runzelte die Stirn. »Was?«
    »Ja, was?«, fragte auch Henry.
    »Versteht ihr denn nicht?«, erklärte Liz aufgeregt. »Der Erpresser könnte darauf gezählt haben, dass der aussichtsreichste Kandidat den Posten bekäme!«
    »Verdammt noch mal, du hast Recht«, entfuhr es Simon. »Falls der Erpresser etwas über Santarosa weiß und diese Sache von der EU-Wettbewerbskommission genehmigt werden muss …« Er hielt inne. »Verfügt Santarosa über so viel Macht, Henry?«
    Henry faltete die Hände. »Auf jeden Fall. Seine Leute recherchieren und geben Empfehlungen ab, aber die endgültige Entscheidung trifft er. Die EU-Kommission setzt dann nur noch ihren Stempel drauf.«
    »Wird er in Dreftbury dabei sein?«, fragte Liz.
    »Seine Vorgänger waren es, deshalb hat er das sicherlich auch vor.« Seine Lider wurden zusehends schwerer.
    Liz betrachtete Henry. »Du siehst aus, als würdest du jeden Moment einschlafen, Henry. So lange wach zu sein ist bestimmt nicht gut für dich. Geh bitte wieder schlafen. Du hast uns bereits sehr geholfen. Hättest du etwas dagegen, wenn wir noch ein paar Stunden bleiben?«
    »Natürlich nicht. Vielleicht solltet auch ihr euch etwas ausruhen. Ich glaube, Clive macht die Familiensuite fertig. Ihr könnt eure alten Zimmer haben. Simon, würdest du bitte die Tür öffnen?«
    Wieder streckte sich der lange Finger und zeigte auf die Tür. Sie hatte früher in Henrys Arbeitszimmer geführt. Doch als Simon sie öffnete, stellte er fest, dass der Raum in ein Schlafzimmer umgewandelt worden war. Neben dem Bett stand ein Rollstuhl, und das erklärte, warum sie Henry nicht nach unten hatten kommen sehen. Er hatte nebenan geschlafen.
    »Würdest du ihn mir bitte bringen?«, fragte Henry. »Ich nenne ihn Dodd, nach einem anderen Grenzclan. Ziemlich wilder Haufen, die Dodds. Rollstühle sind so sterbenslangweilig. Man versucht sie so interessant wie möglich zu machen.« Als Simon ihn auf Henry zuschob, fragte er Liz: »Könntest du mal nach Clive und der Suite sehen? Sein Gedächtnis ist nicht mehr das beste. Ich musste deshalb zusätzliches Personal einstellen. Wie euch vielleicht schon aufgefallen ist, wirkt hier alles etwas vernachlässigt.« Henry zuckte mit den Achseln. »Clive will sich nicht zur Ruhe setzen, und ich will ihn nicht dazu zwingen. Deshalb gibt es Verschiedenes, worum sich niemand kümmert.«
    »So«, sagte Simon und half Henry in den Rollstuhl. Der alte Baron war leicht wie ein Herbstblatt.
    »Dann wünsche ich euch schon mal eine gute Nacht.« Er strahlte. »Es war schön, euch beide wieder mal zu sehen. Immer noch so aufgeweckt, wie in den alten Zeiten. Wenn ihr zum Frühstück nicht mehr hier sein solltet, habe ich dafür natürlich Verständnis. Auch, wenn du nicht zur Besinnung kommen und einer Meinung mit mir werden solltest, Simon. Vielleicht konnte ich euch ja ein wenig helfen. Seid vorsichtig, ihr zwei. Auch wenn ich es nicht hoffe, halte ich es nicht für ausgeschlossen, dass die Integrität von Nautilus gelitten hat.«
     
    Als Henry Percy in seinem Rollstuhl allein in seinem Schlafzimmer saß, umhüllte ihn die Stille des alten Herrensitzes wie ein alter Freund. Er hielt sein Handy in der Hand und lauschte den Stimmen seiner Vorfahren. Neuerdings dachte er oft an Hotspur, den gefeierten Krieger und missverstandenen Politiker, der mit noch nicht einmal vierzig Jahren viel zu früh gestorben war. Und er selbst? Er ging schon fast auf die hundert zu. Manche starben zu jung; andere wurden zu alt.
    Er schüttelte den Kopf. Auf keinen Fall durfte er sich von derlei nostalgischen Anwandlungen von seinem Weg abbringen lassen. Er besaß noch zu viel Mumm und gesunden Menschenverstand, um schon als »zu alt« zu gelten. Sogar mehr, als die jungen Leute ahnen konnten. Er war im Ruhestand, aber nicht tot.
    »Du bist ja so still«, sagte er in die reglose Luft hinein. »Hast du mir nichts zu sagen? Opfert man das Individuum für die Massen? Oder ist das Leben so kostbar, dass niemand geopfert werden darf, egal, wie hoch der Preis für die anderen sein mag? Was hast du auf der anderen Seite des Grabes gelernt?«
    Er wartete auf eine Antwort auf dieses moralische Dilemma. Als die Stille zu schmerzhaft wurde, machte er den Anruf. Sir Anthony Brookshire meldete sich, aber es war vor allem Lord Henry Percy, der redete.
     
    »Hier Kronos.«
    »Was in Gottes Namen haben Sie sich

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