Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
Vom Netzwerk:
Europa – und das, ohne dass ein einziger Schuss gefallen ist. Inzwischen spricht man bereits von den Vereinigten Staaten von Europa, während ihr in Nordamerika die NAFTA habt. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird es im nächsten Jahrzehnt auch eine pazifisch-asiatische Freihandelszone mit Japan und China als wichtigsten Mitgliedsländern geben.«
    Stirnrunzelnd gab Simon zu bedenken: »Liz, hinter all dem stehen keineswegs altruistische Motive. Nautilus teilt die Erde in wirtschaftliche Hemisphären, weil es gut fürs Geschäft ist. Wenn zutrifft, was ich gehört habe, plant Nautilus, in zwanzig, dreißig Jahren eine Einheitswährung für die Vereinigten Staaten und Europa einzuführen.«
    »Dazu wird es nie kommen«, erklärte Liz wie aus der Pistole geschossen.
    »Das haben die Leute vor zehn Jahren auch über den Euro gesagt«, konterte Simon. »Auch noch vor fünf Jahren. Unzutreffende Vorhersagen.«
    »Simon hat Recht«, sagte Henry. »Erst vor kurzem stand im Wall Street Journal ein Artikel des Inhalts: Wenn der Euro den französischen Franc, die D-Mark und die italienische Lire ablösen konnte, könnte eine neue Weltwährung ohne weiteres auch an die Stelle von Dollar, Euro und japanischem Yen treten. Ein durchaus berechtigter Gedanke. Wir hätten eine Weltwährung, eine Welt-Zentralbank und wirtschaftliche Stabilität. Allerdings wird es dazu nur kommen, wenn die Vereinigten Staaten nicht mehr so sehr ihre militärische Führungsrolle auszubauen versuchen als vielmehr ihre politische.«
    Simon wich nicht von seinem Standpunkt ab: »Warum nimmt dann weltweit die Armut zu, wenn Nautilus’ Vorstellung von Globalisierung so toll ist? Warum sind über die Hälfte der hundert größten wirtschaftlichen Organisationen nicht Nationen, sondern Unternehmen? Die großen internationalen Konzerne sind inzwischen so mächtig, dass sie die Politik der jeweiligen Regierungen maßgeblich beeinflussen.«
    Henry breitete in einer verständnisheischenden Geste die Arme aus. »Hört nicht auf die Schwarzmaler. Nautilus ist kein räuberischer Reiver-Clan. Es wurde gegründet, um die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Genau deshalb waren wir so sehr darum bemüht, jedes nationalistische Denken zu überwinden. Je stärker geeint die industrialisierte Welt ist, desto geringer die Gefahr von Kriegen, Epidemien, Armut und Analphabetismus. Und ja, umso mehr Geld wird jeder verdienen.«
    »Ich finde viele eurer Ziele durchaus begrüßenswert«, sagte Simon. »Aber eure Methoden sind nicht dazu geeignet, sie durchzusetzen. IWF und Weltbank sind für die Verarmung ganzer …«
    Liz unterbrach ihn. »Das sind Dinge, die wir heute Abend sicher nicht mehr klären werden.« Sie kam rasch um die Sitzbank herum und stellte sich zwischen die zwei Männer. »Du siehst müde aus, Henry. Außerdem haben Simon und ich noch Verschiedenes zu tun. Wie bereits gesagt, glauben wir, dass der Erpresser irgendeine neue Regelung durchsetzen möchte, die in Dreftbury beschlossen werden soll. Kannst du uns darüber etwas sagen?«
    »Jetzt erinnere ich mich wieder.« Henrys Stimme wurde schwächer, aber sein Blick blieb wachsam. »Etwa zur gleichen Zeit, als Robbie starb, trat der deutsche Bundeskanzler wegen einer harmlosen Schmiergeldaffäre zurück. Außerdem glaube ich, gab es damals auch eine Reihe von amerikanischen Kongressabgeordneten des äußersten rechten und linken Flügels, die ankündigten, sich nicht mehr zur Wiederwahl zu stellen. Ihr sagt, Robbie wurde erpresst, in einer Handelsangelegenheit gegen seine Überzeugung zu stimmen. Egal, worum es dabei ging – da könnten auch die anderen mitgemischt haben.«
    »Und in letzter Zeit?«, fragte Liz. »Ist dir da etwas Ungewöhnliches aufgefallen, vor allem in Zusammenhang mit einem hochrangigen Politiker?«
    Henry rieb sich das Kinn. »Ich glaube schon. Vor ein, zwei Monaten starb der EU-Wettbewerbskommissar Franco Peri in Brüssel völlig unvorhergesehen an einem Herzinfarkt. Das Seltsame an der Sache war, dass er bis dahin keinerlei Herzprobleme gehabt hatte.«
    »Richtig«, bemerkte Simon. »Er war jung, Anfang vierzig. Sein Tod kam völlig unerwartet. Irgendetwas Auffälliges an seinem Nachfolger?«
    »Ganz im Gegenteil«, sagte Henry. »Carlo Santarosa war schon einige Zeit als Peris Nachfolger im Gespräch, wenn dessen Amtszeit zu Ende ginge. Da sich sonst niemand für dieses Amt anbot und Santarosa zur Verfügung stand, konnte die Nachfolge rasch und reibungslos geregelt werden. Das lief

Weitere Kostenlose Bücher