Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
Vom Netzwerk:
dabei gedacht, Kronos? Sind Sie verrückt geworden? Wie können Sie es wagen, mich so zu hintergehen?«
    »Wie bitte?«
    »Sie haben mich sehr gut verstanden, Kronos. Simon Childs und Liz Sansborough sind mit mir verwandt, und das wissen Sie sehr wohl. Dachten Sie, ich würde es nicht herausbekommen? Oder dass ich, wenn ich es doch herausbekäme, nichts unternehmen würde? Wie konnten Sie es wagen, sie so schamlos zu benutzen! Und erzählen Sie mir bloß nicht, hinter den Reaktionen von MI6 und Langley stünden nicht Sie. Sie haben noch eine Chance, und diese Chance lasse ich Ihnen nur, weil ich Sie protegiert habe. Pfeifen Sie Ihre Gorillas zurück. Simon und Liz stehen unter meinem Schutz. Wehe Ihnen, wenn ihnen Ihre Leute auch nur ein Haar krümmen. Die Aufzeichnungen gehören Liz’ Vater. Das heißt, sie sind ihr rechtmäßiges Erbe. Wenn sie sie findet, gehören sie ihr auch.«
    »Der Erpresser hat Robbie praktisch getötet.«
    »Robbie ist tot, Kronos. Es gibt nichts, was wir noch für ihn tun könnten. Außerdem wissen wir beide, dass das nicht der Punkt ist, um den es geht. Sie wollen die Aufzeichnungen für sich selbst!«
    »Nein. Da täuschen Sie sich. Ich tue das nicht für mich. Ich tue es für die Schlange. Ich tue, was für uns alle am besten ist!«
    »Unsinn! Ich verbiete es. Haben Sie mich verstanden, Kronos?«
    »Ich denke schon. Sie haben sich absolut unmissverständlich ausgedrückt.«
     
     
London
    Langsam nahm Sir Anthony Brookshire auf dem Flur vor seinem Schlafzimmer das Handy von seinem Ohr.
    Dieser alte Mistkerl. Er hatte sich doch zur Ruhe gesetzt! Wie hatte er das alles herausgefunden?
    Er brauchte nicht lange zu überlegen, denn eigentlich gab es nur eine logische Erklärung. Er wählte eine Nummer. »Ich weiß, wo Sansborough und Childs sind!«

DREIUNDVIERZIG
Northumberland
    Als Liz und Simon im Obergeschoss ankamen und in den hinteren Teil des Hauses gingen, war Clive bereits weg. Die Tür zur alten Familiensuite stand offen, und ein Trupp kräftiger junger Männer entfernte Überwürfe und brachte alles in Ordnung. Binnen weniger Minuten waren alle wieder verschwunden, und über das große Wohnzimmer, von dem zwei Schlafzimmer abgingen, legte sich tiefe Stille. Liz und Simon stellten sich an eins der hohen Fenster und blickten auf den Obstgarten mit dem Fischteich hinaus, der im Mondlicht silbern schimmerte. Liz blickte zum Himmel hoch, zu den Sternen, die aus weiter Ferne von einem fremden Universum herabblinkten.
    Liz wandte sich vom Fenster ab, um sich das Zimmer, das ihr so vertraut war, genauer anzusehen. »Es ist alles unverändert.«
    Trotz der dunklen Holzverkleidung hatte der Raum etwas Heiteres. Sessel und Sofas waren in leuchtenden Farben bezogen, auf den Stühlen und auf dem Boden lagen bunte Kissen. Jede Lampe brannte. Die Teppiche waren schlicht – jeder in einem kräftigen Blau, aber in unterschiedlichen Schattierungen. Es gab mehrere Tische zum Essen und Spielen. Vor dem mittleren Fenster befand sich ein altmodischer Lesetisch, an dem Liz immer ihre Hausaufgaben gemacht hatte.
    Erinnerungen schnürten ihr die Kehle zusammen. »Mir war bisher gar nicht bewusst, wie viel wir Henry bedeutet haben.«
    Simon nickte ernst. »Es ist wie eine Zeitkapsel. Man bekommt richtig ein schlechtes Gewissen. Aber andererseits hatten wir hier eine Menge Spaß. Das war schließlich, was er wollte. Scrabble und Rommé und Kinderlachen.«
    »Verstecken spielen. Weißt du noch, als Mick in der Truhe eingesperrt war?«
    Simon lachte leise. »Mann, hat der sich vielleicht geärgert.«
    Liz grinste. »Mick hat sich überhaupt viel geärgert. Wir haben ihn geärgert.« Sie stellte ihre Umhängetasche neben dem Lesetisch auf den Boden und ging zur Bar. »Etwas ist doch anders – die Bar ist nicht abgeschlossen.« Als sie die Tür öffnete und den Blick über die Flaschen gleiten ließ, spielte sie nur flüchtig mit dem Gedanken, sich einen Martini zu machen. Sie rieb sich die Hände. »Ah, sehr gut. Cragganmore. Wer könnte da widerstehen?« Sie nahm die Flasche Single Malt heraus. Der im Ausland wenig bekannte, in Großbritannien aber hoch geschätzte Cragganmore kam aus einer kleinen Brennerei am Spey River.
    »Für mich bitte auch einen kleinen Schluck.« Simon setzte sich mit seiner Sporttasche an den Lesetisch und holte seine Aktenmappe heraus. »Hat dein Vater nicht auch Cragganmore getrunken?«
    »Ja. Du hast ein gutes Gedächtnis.«
    »Und du trinkst ihn inzwischen auch

Weitere Kostenlose Bücher