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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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gern?«
    »Mhm. Aber befassen wir uns lieber nicht mehr damit, wie ähnlich ich meinen Eltern bin. Das habe ich mir in den letzten Tagen oft genug schmerzlich vor Augen geführt.« Sie nahm zwei Gläser, goss ein und trug sie zum Tisch. Ein Glas reichte sie Simon.
    »Ich wäre der Letzte, der dir da widerspräche.« Er hob das Glas ans Licht.
    Der Whisky hatte die kräftige Farbe von Gold. Simon stieß mit dem Fuß seines Glases gegen den Rand des Glases von Liz. In dieser Geste, die in den Familien Childs und Sansborough seit langem üblich war, sah er eine Welt intensiver Kommunikation destilliert, ihre gemeinsame Vergangenheit und jetzt ihr problematisches Ziel.
    Mit nüchternem Blick erklärte Liz: »Auf Sarah und Asher. Dass wir sie möglichst bald wohlbehalten finden.«
    »Und dass uns Santarosa auf die Spur dieses verdammten Erpressers führt!«
    Als sie darauf beide tranken, zwang sie sich, ihre ganze Aufmerksamkeit auf den Whisky zu richten. Er war intensiv und mild im Geschmack, vollmundig. Genau richtig. Im Abgang hatte er eine leicht adstringierende Note, die ihn irgendwie noch köstlicher machte.
    Liz saß da und sah Simon an. Eigentlich konnte man ihn nicht als schön bezeichnen. Seine Gesichtszüge waren unregelmäßig, und vor allem seine krumme Nase machte alle Ebenmäßigkeit zunichte. Sie musste daran denken, wie er sich in ihrem Versteck in Pigalle ausgezogen hatte. An das Spiel seiner Muskeln. An seine langen Glieder, schlank wie die eines Läufers. Bis zur Unterhose hinab hatte er eine gesunde Bräune. Er strahlte etwas angenehm Lockeres aus, angefangen von seinem dichten Haar über die durchdringenden blauen Augen bis hin zu seiner lässigen Art, sich zu bewegen. Er hatte auf andere Menschen immer schon sehr anziehend gewirkt, aber inzwischen war er nicht mehr so natürlich und unverstellt. Er musste Erfahrungen gemacht haben, in deren Gefolge er zu verbergen gelernt hatte, was in ihm vorging.
    Sie fragte ihn: »Was hast du eigentlich Besonderes erlebt, seit wir uns das letzte Mal begegnet sind?«
    »Wieso? Wie meinst du das?«
    »Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du noch deutlich offener und zugänglicher. Nicht so verschlossen. Einfach irgendwie anders.«
    »Du erwartest doch nicht im Ernst, dass meine Erinnerungen so weit zurückreichen?« Um seine ausweichende Antwort zu überspielen, bedachte er sie mit einem Lächeln.
    Sie sah ihn forschend an, fragte sich, was hinter dem allem steckte.
    Er wechselte das Thema. »Was macht dein Arm?«
    »Dem geht’s prima. Tut kaum noch weh.« Das stimmte. Oder war sie nur zu müde, um die Schmerzen noch zu spüren?
    »Gut. Dann lass uns mal sehen, ob wir auf diesen Fotos etwas Brauchbares entdecken.« Er reihte die drei Vergrößerungen mit den Erinnerungsfotos des Barons nebeneinander auf. »Vielleicht erfahren wir aus diesen Bildern etwas mehr über die sechs Titanen, die du vorhin erwähnt hast.«
    »Klar. Sie hießen Adas, Kronos, Hyperion, Okeanos, Helios und Prometheus. Atlas war derjenige, der die Welt auf seinen Schultern trug. Kronos war ihr Anführer. Hyperion war der oben, am Himmel Wandelnde. Okeanos war das Wasser, das die Erde umgab. Helios war die Sonne. Und Prometheus war der Retter der Menschheit.«
    Simon runzelte die Stirn. »Gerechtigkeit? Bei dem, was sie dir angetan haben, kann man wohl kaum von Gerechtigkeit sprechen.«
    »Die Menschen sind außerordentlich findig, wenn es darum geht, ihre Taten zu rechtfertigen. Wie dem auch sei, wir wissen, dass Hyperion Baron de Darmond war. Schau, hier ist ein viertes Foto von Mellencamp.« Sie holte ihren gelben Marker heraus und kreiste es wie die drei anderen ein.
    »Auf diesem sind er und der Baron mit eurem Präsidenten und dem französischen Premierminister zu sehen. Auf dem zweiten mit John Sloane, Paige Powell, dem Finanzier Richmond Hornish, dem italienischen Botschafter Eduardo Cereghino und Christian Menchen, dem der Automobilkonzern gehört.«
    »Wer sind Sloane und Powell?«
    »Journalisten der BBC. Sie haben vor ein paar Jahren eine kleine Serie über die finanziellen Verflechtungen zwischen Europa und den USA gemacht. Vier der Leute, die sie interviewten, waren de Darmond, Hornish, Cereghino und Menchen.«
    »Okay, die Journalisten sind sicher nicht einflussreich genug, um zu den Titanen zu gehören, aber Menchen ist doch der Chef von Eisner-Moulton, oder nicht?«
    Er wusste sofort, worauf sie hinauswollte. »Dieses Lagerhaus, in dem Sarah und Asher festgehalten

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