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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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sich.« Simon schenkte sich ein zweites Glas Whisky ein.
    »Hinter geschlossenen Türen ist Schluss mit der Demokratie.« Liz unterdrückte ein Schaudern und packte die Abzüge in Simons Mappe.
    Simon legte ein paar Scheite in den gemauerten Kamin. »Wenn schon die Nautilus-Zusammenkünfte geheim sind, sind es die der Schlange erst recht – darauf lassen zumindest diese Decknamen schließen.«
    »Ganz so sieht es leider aus.« Liz machte die Lampen aus, setzte sich aufs Sofa und sah Simon beim Feuermachen zu. Sie war gern mit ihm zusammen, auch wenn sie sich wünschte, die Begleitumstände wären erfreulicher – und Sarah und Asher wären bei ihnen.
    Als das Feuer schließlich brannte, setzte er sich neben sie, schlug die Beine übereinander, lehnte sich zurück und legte einen Arm auf die Sofalehne. Mit der anderen Hand hielt er das Glas an seine Brust. Es war warm in dem dunklen Zimmer, und das Feuer verbreitete eine behagliche Atmosphäre. Die Luft war vom Harzgeruch brennenden Nadelholzes erfüllt.
    Auch moderne Menschen waren im Grunde ihres Wesens noch Höhlenbewohner, fand Liz. Sie sehnten sich nach Licht und Wärme … ein atavistischer Zug, vor allem, wenn sie sich bedroht fühlten.
    Im Feuerschein hatte Simons Haar die Farbe von Mahagoni. Seine Nase wirkte größer und formloser als sonst. Er hatte den Kopf weit zurückgelegt und blickte ins Feuer. Ihr gefiel, wie sich die schroffen Ebenen seines Gesichts zu seinem markanten Kinn hinab rundeten. Seine Lider wirkten schwer, sein Gesicht abgespannt. Er war erschöpft und ausgelaugt und gestattete sich, es zu zeigen.
    Egal, wie lange sie ihn betrachtete, sie entdeckte jedes Mal etwas Neues an ihm, als ob sie ihn gerade kennen gelernt hätte. Schließlich seufzte er. Der Laut hatte nicht nur etwas Müdes, sondern auch etwas Verletzliches an sich.
    Und mit einem Schlag brach die ganze Misere über sie herein – angefangen von Simons unerwartetem Auftauchen in dem Londoner Lagerhaus bis hin zu ihrem Flug zu ihrem Onkel Henry hatte Simon nie verletzlich gewirkt. Immer nur energiegeladen und ungeduldig und oft enervierend sicher in seiner Einschätzung der Lage. Als sie jetzt versuchte, den kleinen Jungen von damals in ihm zu sehen, gelang es ihr nicht. Genauso wenig, wie sie das kleine Mädchen sehen konnte, das sie einmal gewesen war. Sie war inzwischen erwachsen, und das galt auch für diesen erschöpften Mann neben ihr, auf dessen Schultern große Verantwortung lastete. Sie fühlte sich zu ihm hingezogen, so, als könnte sie immer so neben ihm sitzen.
    »Ich werde dir ein Geheimnis verraten, aber du musst mir auch eins verraten.« Er drehte den Kopf und sah sie fragend an. »Mit Erlaubnis des Generals.«
    Es war ein Spiel, das sie als Kinder immer gespielt hatten, benannt nach ihrem Großonkel General William Augustus Childs, der in Dünkirchen gefallen war. Sein finsteres Porträt hing zusammen mit anderen an der Treppe von Childs Hall. Die Regeln waren einfach: keine Lügen, keine Ausreden und keine Sticheleien. Es wurde immer in einem dunklen Schrank gespielt, in dem die Geheimnisse zurückgelassen wurden, sobald die Tür aufging und sie wieder in die Welt zurückkehrten.
    »Wir hocken aber nicht zusammen mit Mick in einem dunklen Schrank«, sagte Liz.
    Simon nahm einen Schluck Whisky. »Na und?«
    »Also gut. Der General erteilt dir die Erlaubnis zu sprechen.«
    Er stellte das Glas auf sein Knie. »Du wolltest wissen, welches einschneidende Erlebnis ich hatte, seit wir uns zum letzten Mal gesehen haben. Vor ein paar Jahren wurde ich nach Bosnien eingeschleust, um einen Agenten herauszuholen. Wir hatten mitbekommen, dass seine Tarnung aufgeflogen war.« Er hielt kurz inne, bevor er mit belegter Stimme fortfuhr: »Meine Tarnung funktionierte hervorragend, aber dann sagte ich unabsichtlich etwas … ich war jung und unerfahren, und ich interessierte mich für eine Frau, die ich im Zug kennen gelernt hatte.«
    »Lass mich raten. Sie war eine Agentin. Unter diesen Umständen nicht weiter verwunderlich.«
    Er sah Liz nicht an. »Hübsch natürlich. Ich durchschaute sie sofort. Das Problem war nur, dass ich beschloss, auf ihr Spiel einzugehen.«
    Liz wartete.
    »Ich war als UN-Agrarexperte unterwegs. Ich hatte Geld. Deshalb lud ich sie im Speisewagen zum Essen ein und machte sie betrunken, um sie auszuquetschen. Aber irgendwie gelang es ihr, mir K.o.-Tropfen unterzujubeln. Keine Ahnung, wie sie das schaffte oder was das für ein Zeug war. Natürlich hatte ich

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