Der Nautilus-Plan
Sicherheiten für ein neues Finanzierungsprojekt stellt.« Sie schaute auf. »Er ist der Spekulant, der fast Malaysias Wirtschaft ruiniert hätte, indem er gegen ihre Währung setzte.«
»Richtig. Malaysia und sechs andere Länder. Inzwischen gibt er sich als großer Wohltäter der Menschheit – kauft Computer für lettische Jugendliche, finanziert in Bulgarien eine Universität, verspricht jedem Schüler, der an einer Schule im Zentrum von Chicago einen Abschluss schafft, ein College-Stipendium. Was für eine erstaunliche Wandlung. Inzwischen ist sein Konterfei auf dem Titel des Time Magazine zu finden, er hat von verschiedenen Kirchen Auszeichnungen erhalten und gilt als aussichtsreicher Kandidat für den Friedensnobelpreis. Er kauft sich Ansehen. Dass er es ehrlich meint, würde ich ihm allerdings eher abnehmen, wenn er nicht weiterhin in alle möglichen schmutzigen Machenschaften verwickelt wäre. Was kümmern ihn schon die Leute, die wegen seiner Geldgier hungern müssen.«
Liz tippte auf den unscheinbaren Kringel auf seinem Schreiben. »Das hier ist der Beweis. Er muss das noch fehlende Mitglied sein.«
»Vermutlich hast du Recht.« Simon nahm ein leeres Blatt Papier aus der Schublade und schrieb die Namen in alphabetischer Reihenfolge auf.
DIE TITANEN
1. Brookshire, Sir Anthony – EU-Kommissar und Politiker
2. Gilmartin, Gregory – Gilmartin Enterprises, internationales Großbauunternehmen
3. Hornish, Richmond – InQuox und andere Investmenttrusts – Spekulant und Investor
4. Inglethorpe, Nicholas – Medienimperium, einschließlich InterDirections, zu dem Compass Broadcasting gehört
5. Menchen, Christian – Eisner-Moulton, Kraftfahrzeuge und Transportwesen
Je länger sie die Liste studierten, umso mehr vergaßen sie alles um sich herum. Die Stille wurde intensiver.
»Der Erpresser ist einer von ihnen.« Nachdem sie endlich an diesem Punkt angekommen waren, hatte Lizs Stimme fast etwas Feierliches. »Aber welcher?«
VIERUNDVIERZIG
Irgendwo in Nordeuropa
Wegen Ashers geschwächtem Zustand war an Flucht nicht zu denken gewesen, als sie aus dem Sattelschlepper in einen Learjet gebracht wurden. Ihre Lage verbesserte sich nur insofern, als Asher endlich richtige Kleider bekam – Trainingshose, Schuhe, Socken, Hemd und dazu die Jacke, die er im Sattelschlepper gefunden hatte.
Sobald er angezogen war, bat Sarah ihre Bewacher, ihn zum Jet zu tragen. Doch diese weigerten sich, und bis Asher sich mit zusammengebissenen Zähnen an Bord des Fliegers geschleppt hatte, war er schweißgebadet und sank kreidebleich auf einen der Sitze nieder, sodass Sarah ihm ein paar zusätzliche Schmerztabletten gab.
Bebend vor Wut, saß sie auf ihrem Platz und lauschte. Der Learjet stand fast zwei Stunden auf dem Rollfeld, bis er endlich startete. Außer ihnen befanden sich noch vier Männer in der Maschine – zwei bewaffnete Bewacher sowie Pilot und Copilot, die das Cockpit nicht verließen. Aus Gesprächsfetzen, die Sarah aufschnappte, musste sie den Schluss ziehen, dass Asher und sie nur so lange am Leben gelassen würden, bis ein wichtiger Deal abgeschlossen wäre.
In der tiefen Dunkelheit vor Tagesanbruch landete das Flugzeug in einem so heftigen Wolkenbruch, dass Sarah nichts von ihrer Umgebung erkennen konnte. Sie und Asher bekamen die Augen verbunden und wurden in eine große Limousine gebracht, die ein Mann namens Malko fuhr, der offensichtlich das Kommando hatte. Der Wagen pflügte durch peitschenden Regen und grollenden Donner, und wegen des starken Winds hatte Malko Mühe, ihn auf der Straße zu halten.
Endlich verstummte der Lärm, und die Limousine hielt in einer Art Unterstand an, in dem sich ihr starker Motor fast unterwürfig anhörte. Sarah fand Ashers Hand, doch bevor sie sie drücken konnte, drückte er ihre. Ungeachtet ihrer aussichtslosen Lage bestand ein gewisser Trost in ihrer gegenseitigen Liebe – und Hoffnung.
Die Männer zerrten Sarah aus dem Auto. Sie konnte hören, dass auch Asher nach draußen gezogen wurde.
»Seien Sie vorsichtig mit ihm!«, stieß sie aufgebracht hervor. »Er ist verletzt!«
»Wie schade«, sagte eine teilnahmslose Stimme.
Hände stießen sie eine Treppe hinunter in einen geschlossenen Raum, der kälter war als der schneidende Wind, der sie beim Verlassen des Jets begrüßt hatte. Im Freien tobte weiter das Unwetter, aber hier kam noch ein anderes Geräusch dazu – Brandungsrauschen?
Als eine schwere Tür mit lautem Krachen zufiel, riss sich Sarah
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