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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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zwei Automaten, das Rauschen des Bachs in ihren Ohren.
    Schließlich sagte Simon: »Sie kommen sicher bald zurück. Deshalb müssen wir uns überlegen, was wir weiter machen. Wir können auf keinen Fall einfach hier wegfahren. Sie könnten uns abpassen.«
    »Wir haben einen Vorteil – den Jeep.« Sie startete den Motor. »Allradantrieb.«
    Ihm war sofort klar, was sie vorhatte. »Willst du durch das Bachbett fahren?«
    »Klar. Wenn der Bach sich in der Zwischenzeit nicht verändert hat, ist er nicht besonders abschüssig.«
    »Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert. Ich kann mich nicht an irgendwelche Felsbrocken erinnern. Wenn ich dich ablösen soll, musst du es nur sagen.«
    Sie gab behutsam Gas, und der Geländewagen rollte ins Wasser. Die Reifen hopsten und holperten. Das linke Vorderrad sank in ein Loch, und ein Schwall dunkles Wasser spritzte über den Kotflügel.
    Tief hängende Zweige scharrten über das Dach. Simon sah, wie Liz zu ihm herüberschaute. Ihre dunklen Augen leuchteten wie die eines wilden Tieres, das in der Bedrängnis noch gefährlicher ist.
    »Was gibt’s?«, fragte er sofort.
    »Wenn es stimmt, dass der hinkende Mann für die Schlange arbeitet, sieht alles plötzlich ganz anders aus.« Sie hielt inne, behielt den Blick aber weiter unverwandt auf das tückische Bachbett gerichtet. »Weil sie wollten, dass wir die Unterlagen für sie finden, hat uns die Schlange bis jetzt vor dem Erpresser beschützt. Dieser Überfall beweist allerdings, dass sie inzwischen ihre Taktik geändert haben. Jetzt will uns nicht nur der Erpresser unschädlich machen, sondern auch die Schlange. Und wenn sie Henry gefoltert haben, bevor sie ihn erschossen, wissen sie auch, dass wir auf dem Weg nach Dreftbury sind. Sie werden dort auf uns warten.«

SECHSUNDVIERZIG
    Die Fahrt im Bachbett dauerte fast drei Stunden, obwohl sie in dieser Zeit nur knapp zwei Kilometer zurücklegten. Viermal mussten sie aus dem Jeep steigen, um große Steine zur Seite zu wälzen. Als der Tag über den Baumspitzen in leuchtendem Gold und Rosa anbrach, sah Liz eine Abkürzung. Sie fuhr das Ufer hinauf und über eine schattige Wiese, auf der mehrere Rehe ästen, und dann wieder in das Bachbett hinab. Kurz nachdem Simon das Steuer von ihr übernommen hatte, tauchte ein Wasserfall vor ihnen auf. Liz stieg aus und ging zu Fuß am Ufer entlang, um Simon zu dirigieren, als er den Jeep die insgesamt sieben Felsstufen hinunterlenkte. Dann verlor ein Reifen Luft.
    Bis das Gefährt schließlich die Landstraße erreichte, war es schlammbespritzt, der Lack war zerkratzt, die Karosserie verbeult, und Liz und Simon waren kräftig durchgeschüttelt. Und klatschnass. Aber niemand war ihnen gefolgt, und niemand lauerte ihnen auf.
    Erleichtert trockneten sie sich mit einer Decke aus dem Kofferraum ab und legten ihre Socken und Joggingschuhe auf den Rücksitz, damit die Sonne sie trocknete. Als sie endlich wieder auf einer richtigen Straße waren, beschleunigte Liz, und der widerstandsfähige Jeep brauste in Richtung Süden los. Der Geländewagen schien so ruhig dahinzugleiten, als schwebte er. Kleine Gehölze schoben sich vor die Morgensonne. Auf grünen Feldern weideten weiße Schafe. Die Gegend war sehr dünn besiedelt, und es herrschte kaum Verkehr.
    Dennoch war Lizs Stimme angespannt, als sie fragte: »Siehst du etwas?«
    Die Beretta in der Hand, saß Simon mit dem Rücken an die Tür gelehnt. Sein kantiges Gesicht war entschlossen, als er nach hinten spähte. »Noch nicht«, sagte er.
    »Mit Betonung auf noch.«
    »Wir dürfen auf keinen Fall noch einmal glauben, wir hätten sie abgeschüttelt.«
    Da war es wieder – glauben heißt nichts wissen. Liz biss die Zähne aufeinander und nickte. »Glaubst du, die Schlange ist über Gary auf unsere Spur gekommen?«
    »Das wäre zumindest die logische Erklärung.«
    »Dieses Gefühl, das ich in Paris hatte: dass uns jemand folgen würde, als wir zum Flugplatz rausfuhren … offensichtlich habe ich mich nicht getäuscht. Irgendwie sind sie uns zu Garys Zirkus gefolgt und haben ihn dann dazu gebracht, ihnen zu sagen, wohin er uns geflogen hat. Ich hoffe nur, sie haben ihn nicht umgebracht.« Ihre Stimme hörte sich an wie tot. Bei dem Gedanken an Henrys leblosen Körper musste sie gegen die Tränen ankämpfen. Doch dann verdrängte sie die Gedanken an seine Ermordung und ihre Ängste um Gary Faust. »Wir brauchen mehr Informationen über Dreftbury.«
    »Finde ich auch. Vielleicht gibt es ja in der nächsten

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