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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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über die Fahndung nach Liz Sansborough brachten.
    Der Mann sah immer noch auf den Geldschein.
    »Ach so«, sagte Simon, als hätte er ihn ganz vergessen. »Der Rest ist für Sie.«
    Das hatte die gewünschte Wirkung. Der Kerl kniff die Augen zusammen, das Geld verschwand, und auf dem Fernseher erschien CNN. Simon sah sich um. Als seine Bestellung ausgeführt war, ging er damit zu Liz. Sie machte einen angespannten Eindruck. Er zog sich einen Stuhl heran und setzte sich neben sie.
    »Danke«, flüsterte sie. »Irgendwas?« Sie nahm einen Schluck von ihrem Kaffee.
    »Fünf Ausgaben der Times. Zum Glück sahen sie alle noch ungelesen aus. Vielleicht haben wir ja Glück.«
    Sie schaute sich unbehaglich um.
    »Willst du lieber schon zum Jeep zurück?«, fragte Simon. »Ich kann das auch allein machen.«
    Ihre Augenbrauen gingen in die Höhe. »Nicht nötig. Bisher war meine Tarnung perfekt.«
    »Dann mal los. Was hast du gefunden?« Er nippte an seinem Milchkaffee.
    »Das ist die EU-Seite. Ich sehe mir gerade die Wettbewerbskommission an. Hier ist Santarosa. Du willst dir doch bestimmt einen Eindruck verschaffen, wie der Kommissar aussieht.«
    Carlo Santarosa hatte ein breites mediterranes Gesicht mit dunkler Haut, schmalen schwarzen Augen und der Sorte Mund, die, je nach den Umständen oder seiner jeweiligen Stimmung, mühelos zwischen freundlich und gemein wechseln konnte. Sein Haar war grau meliert, und er trug eine Brille mit Metallgestell.
    »Er macht nicht den Eindruck, als ließe er sich leicht umstimmen«, sagte Simon.
    »Möglicherweise stößt unser Erpresser bei ihm auf mehr Widerstand als erwartet.« Sie klickte ein Link an. »Zum Glück sind hier auch die Wettbewerbsfälle aufgelistet. Ich bin gerade bei den Kartellverstößen – du weißt schon, wenn sich Unternehmen untereinander absprechen, statt in Wettbewerb miteinander zu treten –, und wie die Kommission gegen solche Absprachen vorgeht. Unter dieser Rubrik bin ich fast sofort auf Eisner-Moulton gestoßen. Ziemlich üble Geschichte. Man wirft ihnen vor, europaweit rechtswidrig Pkw- und Nutzfahrzeugpreise zu manipulieren. Christian Menchen ist sogar namentlich erwähnt.«
    »Klingt nicht gut.«
    »Ganz und gar nicht. Sein Großkonzern ist mächtig in den roten Zahlen, sie machen Betriebe dicht und verkaufen Tochtergesellschaften. Der einzige Lichtblick sind die Verkaufszahlen in Europa. Wenn die Entscheidung der EU-Kommission gegen ihn ausfällt, brechen die Gewinne ein, was ihm an mehreren Fronten wehtun wird. Unter anderem dürfte es dann noch schwerer für ihn werden, Geld aufzutreiben, um überfällige Schulden abzuzahlen. Der Konzern ist riesig. Er wird auf keinen Fall untergehen. Aber wenn das so weitergeht, ist Menchen vielleicht schon bald seinen Job los, und im Gegensatz zu den USA gilt Deutschland nicht als ein Land, das solchen Leuten eine weiche Landung ermöglicht.«
    »Ist er unser Erpresser?«
    Sie bedachte ihn mit einem finsteren Blick. »Zumindest ist er ein aussichtsreicher Kandidat. Es hängt sehr viel davon ab, wer er ist. Was er fürchtet. Was er will. Angenommen, Menchen hat die Aufzeichnungen, könnte er sie dazu benutzen, den weiteren Niedergang seines Konzerns aufzuhalten. Er muss lediglich Santarosa erpressen, dass er zu Gunsten von Eisner-Moulton entscheidet, und schon ist er einen Großteil seiner privaten und geschäftlichen Probleme los.«
    »Er könnte durchaus der Erpresser sein. Aber trotzdem sollten wir uns unbedingt vergewissern, wer sonst noch dafür in Frage käme.« Endlich wurde der Computer neben ihnen frei. Simon rutschte zu ihm hinüber und loggte sich unter einer seiner Tarnidentitäten ein.
    Sie arbeiteten schweigend weiter, tranken ihren Kaffee.
    »Hier ist dein unseliger Nicholas Inglethorpe«, sagte Simon schließlich. »Er ist unter der Rubrik Fusionen aufgetaucht.« Die EU-Wettbewerbskommission war auch für die Genehmigung von Firmenzusammenschlüssen zuständig. »Die Kommission erwägt gerade, ob sein Medienkonzern erst seinen 6-Milliarden-Dollar-Anteil an dem Pay-TV-Anbieter SkyCall abstoßen soll, bevor er Grossblatt in Polen kaufen darf. Grossblatt gehört nämlich einem von Inglethorpes schärfsten Konkurrenten – Polska-Storrs Media. Es wäre das bisher größte erzwungene Zerschlagungsverfahren.«
    »Auch Inglethorpes Medienimperium steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Die schlechte Wirtschaftslage macht allen zu schaffen. Ich erinnere mich, gelesen zu haben, dass er im ehemaligen Ostblock

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