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Der Nautilus-Plan

Der Nautilus-Plan

Titel: Der Nautilus-Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gayle Lynds
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gern wissen, was bei dem Gespräch mit dem Baron rauskommt«, sagte sie.
    »Insofern es die Aufzeichnungen des Carnivore betrifft, gebe ich dir Bescheid. Das heißt, wenn du dich revanchierst.«
    »Abgemacht.«
    Nachdem sie ihre Handynummern ausgetauscht hatten, rief sie an, um Plätze im Eurostar zu reservieren. Der erste Zug ging um 7.40 Uhr und kam um 11.47 Uhr im Gare du Nord an.
    Sie steckte das Handy weg. »Glaubst du, Unaks Leute finden Tishs Mörder?«
    »In seinem Gebiet? Jede Wette.«
    Bei dem Gedanken an Simons »Deal« mit dem Gangster überkamen sie massive Bedenken, verbunden mit einer gewissen Ratlosigkeit. Der Killer hatte Tish Childs gefoltert und ermordet und war dann zweifellos in der Absicht zu der Lagerfirma gefahren, auch sie umzubringen. Doch inzwischen war der Mann so gut wie tot, und sie hatte eine Sorge weniger. Auch wenn Simon Tishs Mörder höchst raffiniert hingehängt hatte, änderte das nichts an der Tatsache, dass es sich dabei um Selbstjustiz handelte.
    Sie betrachtete Simon, der beim Fahren ihre Umgebung aufmerksam beobachtete. Von der Seite gesehen, ragte sein Kinn weit nach vorn, sein voller Mund war angespannt. Nahm man noch seinen konzentrierten, wütenden Blick dazu, wirkte er mit einem Mal gar nicht mehr jung und unreif. Sein Auftritt in dem Nachtclub hatte sich sehen lassen können. Trotzdem konnte sich Liz des Eindrucks nicht erwehren, dass er zu impulsiv war, und das machte ihn nicht nur zu einer Gefahr für sich selbst, sondern auch für sie und Sarah. Sie fragte sich, wie weit diese Einschätzung von ihren Erinnerungen an seine wilde Jugend beeinflusst war.
    »Da wären wir.« In seiner Stimme schwang Erleichterung mit.
    Sie blickte auf die Waterloo Station hinaus, die wie ein Phantom in den Sternenhimmel emporragte, als er in die Tiefgarage des Bahnhofs fuhr. Dort war es wie in einer Gruft – ein schmuckloser Stahlbetonkasten, eingezwängt zwischen der darunter verlaufenden U-Bahn und den Eisenbahngleisen darüber.
    Simon parkte in einer abgelegenen Ecke und stellte den Motor ab. Beide sahen auf ihre Uhren. Bis zur Abfahrt ihres Zuges nach Paris waren es noch etwas mehr als vier Stunden.
    »Dass das unser Auto ist, weiß doch niemand, oder?«, fragte Liz.
    »Nein.« Seine Müdigkeit zeigte sich an den dunklen Ringen unter seinen Augen. »Hier dürften wir eine Weile nichts zu befürchten haben. Möchtest du lieber sofort schlafen oder die erste Wache übernehmen?«
    »Du kannst gern schlafen. Ich bin zu überdreht.« Sie ließ den Blick über die geparkten Autos streifen, spähte in die tiefen Schatten.
    Simon nickte, ließ seinen Sitz zurück, nahm eine bequeme Haltung ein und begann schon nach wenigen Sekunden zu schnarchen. Liz spähte weiter in die Tiefgarage hinaus, wo ein Automotor ansprang, dachte an den belebten Bahnhof über ihr, überlegte, wie sie sich verhalten sollte, wenn Polizei oder ein Killer auftauchte.
     
    In der Branche hieß er der Friar, und er arbeitete allein. In den zwielichtigen Kreisen, in denen er tätig war, hatte er einen hervorragenden Ruf. Als er jetzt in dem gestohlenen Geländewagen vor dem Lagerhaus saß, erstattete er der erwartungsvollen Männerstimme, die ihn über Mittelsleute angeheuert hatte, über sein Handy Meldung.
    Obwohl sein Auftraggeber tobte, ließ sich der Friar nicht aus der Ruhe bringen. Er hatte zwar seinen Auftrag nicht erfüllen können, aber das war die Schuld seines Auftraggebers. »Die Walther traf zu spät in Heathrow ein, um Sansborough noch in der Wohnung abfangen zu können. Und als ich dort dann endlich eintraf, machte diese Tish Childs Schwierigkeiten. Das hat mich noch mehr Zeit gekostet.«
    »Haben Sie den Ausweichplan durchgeführt?« Die Stimme war rau und hauchig. Offensichtlich benutzte der Sprecher irgendeine Verzerrungsvorrichtung. Aber den herrischen Ton konnte auch sie nicht überdecken.
    »Natürlich. Ich habe Tish Childs umgebracht und das Kokain und die Waffe in der Wohnung zurückgelassen.«
    »Dann wird die Polizei eine Großfahndung nach ihr auslösen. Ich finde heraus, wo sie gerade ist. Falls sie sich noch in London aufhält, gebe ich Ihnen Bescheid, damit Sie Ihren Auftrag doch noch erledigen können. Ihr Honorar wird auf der Post für Sie bereitliegen.« Er legte auf.
    Tu mir keinen Gefallen. Verärgert startete der Friar den Geländewagen und fuhr los, in Gedanken bereits bei einem Glas Bier und einem Schinken-Sandwich. Aber schon wenige hundert Meter weiter sah er einen Lkw quer über

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