Der Nautilus-Plan
»Das wär’s dann wohl. Ich muss einen schwarzen Geländewagen und einen Killer finden, und Sie wollen sonst nichts mehr von mir wissen.«
Simon stand auf. »Ungeachtet unserer erfreulichen Begegnung würde ich Ihnen von einem Gegenbesuch dringend abraten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie bei uns im Norden auf viel Gegenliebe stoßen.«
Mit dieser Warnung, sich in Manchester nicht blicken zu lassen, verließen sie das Büro. Im selben Moment kam der Bodyguard herein. Ganz in Gedanken versunken, ging Simon an ihm vorbei, als wäre er Luft. Als sie das lärmende Chaos der Tanzfläche umrundeten, konnte Liz ganz deutlich spüren, wie ihnen zahlreiche neugierige Augenpaare folgten.
Im Freien vergrub Simon die Hände in seine Hosentaschen und blickte zu den Sternen hinauf.
»Jetzt wissen wir es«, sagte er düster.
Liz nickte und sagte mit spröder Stimme: »Die Aufzeichnungen existieren tatsächlich. Und Lizs Mutter wurde ihretwegen ermordet.«
Umgeben vom pulsierenden Leben der Großstadt gingen sie Seite an Seite schweigend los. Liz hatte ihre Augen überall. Ihr nervöser Blick kam nicht zur Ruhe.
SIEBZEHN
Anruf aus Brüssel
»Hat Sansborough die Aufzeichnungen gefunden?«
»Noch nicht, Kronos.«
»Wurde sie wieder angegriffen?«
»So könnte man es nennen.«
»Erzählen Sie.«
»Zunächst besuchte sie eine gewisse Tish Childs.«
»Ach ja, ich erinnere mich – Mark Childs’ Ex-Frau. Wir haben bereits vor fünf Jahren, als diese unangenehme Geschichte mit den Aufzeichnungen ihren Anfang nahm, Informationen von ihr zu erhalten versucht. Sie wusste rein gar nichts. Hatte Sansborough mehr Erfolg?«
»Ja. Sansborough bekam einen Hinweis von ihr, aufgrund dessen sie zu einem Lager in Fulham fuhr, wo auch Simon Childs auftauchte. Er ist ihr Cousin, aber das wissen Sie ja.«
»Er ist beim MI6! Die Aufzeichnungen dürfen auf keinen Fall dem verdammten MI6 in die Hände fallen!«
»Er behauptet, es wäre eine Privatangelegenheit. Etwas rein Persönliches, weil der Erpresser seinen Vater in den Selbstmord getrieben hat. Von dem Lagerhaus führte ihre Spur schließlich zu einem Nachtclub in Soho. Dort erfuhren sie, dass ein Gangster Melanie Childs und ihrem Bruder Mark die Aufzeichnungen abluchste, die beiden umbrachte und die Aufzeichnungen für eine Million Pfund an eine namentlich nicht weiter bekannte Person verkaufte. Angesichts dieses extrem hohen Preises und der Tatsache, dass es mit der Bezahlung keinerlei Probleme gab, können wir mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass der Käufer wohlhabend ist und die Aufzeichnungen für seine Zwecke haben wollte.«
»Kurz danach kam es zu den ersten Erpressungsversuchen. Warum haben wir das nicht schon damals herausgefunden? Ich habe Ihren Vorgänger zu Tish Childs geschickt, um mit ihr zu sprechen.«
»Sie erzählte, jemand habe sie aufgesucht und sich nach Mark erkundigt. Aber sie äußerte Sansborough gegenüber, dass sie über Familienangelegenheiten mit niemandem sprechen würde; das ginge keinen etwas an. Den Schlägen nach zu schließen, die sie vor ihrem Tod noch einstecken musste, ist sie in solchen Dingen wirklich ganz schön stur gewesen.«
»Gewesen?«
»Sie ist tot, ermordet worden. Wahrscheinlich keine zwei Stunden nach Ihrer Telefonkonferenz, bei der Sie alle auf Sansboroughs Vorhaben aufmerksam gemacht haben.«
»Der Erpresser hat einen Killer zu der Adresse im East End geschickt, um Sansborough zu finden?«
»Ja, Kronos. Zu der Adresse, von der ich Ihnen sagte, dass Sansborough sie dem Taxifahrer genannt hat. Der Killer hat Mark Childs’ Ex-Frau so lange geschlagen, bis sie ihm verriet, wohin Sansborough fahren wollte, und sie dann umgebracht.«
»Die Falle hat also ihren Zweck erfüllt. Wer hätte das gedacht! Es ist einer von uns!«
London
Als Simon und Liz in den trostlosen Stunden vor Tagesanbruch vom Nachtclub Velvet Menagerie in südöstlicher Richtung zur Waterloo Station fuhren, hielten sie aufmerksam nach Polizei Ausschau. Beide wollten nach Paris zurückkehren, wo Simon sich Baron Claude de Darmond vorknöpfen wollte.
»Und du?«, fragte er. »Was wirst du in Paris tun?«
»In mein Hotel fahren und Bilanz ziehen«, sagte Liz. Das stimmte nicht ganz. Weder hatte ihr Handy geklingelt noch hatte sie irgendwelche Nachrichten von Mac erhalten, und das konnte nur heißen, dass es von Sarah und Asher nichts Neues gab und der Laborbefund über den Inhalt der Injektionsspritze noch nicht vorlag.
»Ich würde
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