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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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immer noch irgendwelche Beobachtungs- oder Überwachungsgeräte haben.“ Dann sprach er wieder ins Mikrophon: „Hallo, Erde, bitte kommen, Erde. Hört mich irgend jemand auf der Erde?“
    „Falls uns irgendein Amateur hören sollte – ein fünfjähriges Kind in Rußland, Indien oder Afrika –, muß er erst eine Station verständigen, die uns erreichen kann“, sagte Lewis. „Das braucht seine Zeit. Entspanne dich, Pete.“
    „Ich glaube, du hast recht, es wird etwas dauern.“ Corinth drehte sich in seinem Sessel herum. „Wir werden sowieso bald landen. Aber ich wollte, daß ein richtiger Empfang für uns vorbereitet wird!“
    „Ein Dutzend Limfjord-Austern mit viel Zitrone“, meinte Lewis verträumt und sprach alle Worte laut aus. „Rheinwein natürlich – sagen wir einen 37er. Krabben in frischer Majonäse, auf französischem Weißbrot mit frischer Butter. Räucheraal mit kaltem Rührei auf Pumpernickel …“
    Corinth grinste, obwohl die Hälfte seines Denkens bei Sheila weilte, allein mit ihr, weit weg, irgendwo im Sonnenschein, es war ein seltsam erwärmendes Gefühl, nur so dazusitzen und Gemeinplätze auszutauschen, auch wenn diese kaum mehr waren als ein vereinzeltes Wort oder ein Wechsel des Ausdrucks. Den ganzen Rückweg über hatten sie diskutiert wie trunkene Götter, hatten die Möglichkeiten ihres Intellekts erforscht; aber es hatte eigentlich nur dazu gedient, das überwältigende schwarze Schweigen auszuschließen. Jetzt waren sie an das Herdfeuer des Menschen zurückgekehrt.
    „Hallo, Sternenschiff I.“
    Sie wirbelten wild herum und starrten den Empfänger an. Die Stimme, die aus dem Lautsprecher drang, war leise und von der Hintergrundstrahlung der Sterne und der Sonne verzerrt – aber sie war menschlich. Sie waren zu Hause.
    „Na so was“, murmelte Lewis fast ehrfürchtig. „Na so was, er hat sogar einen richtigen Brooklyn-Akzent.“
    „Hallo, Sternenschiff I. Hier New York. Könnt ihr mich hören?“
    „Ja“, sagte Corinth mit trockener Kehle und wartete, daß das Signal die Millionen Kilometer überwand.
    „War verdammt schwer, euch zu kriegen“, fuhr die Stimme im Plauderton fort, nachdem eine Zeitlang nur Winseln und Krachen hereingekommen war. „Mußte den Doppler-Effekt berücksichtigen, ihr kommt ja hereingeschossen wie ein geölter Blitz. Stehen eure Hosen in Flammen, oder so was?“ Er erwähnte den technischen Genius nicht, der eine Übermittlung auf diese Entfernung überhaupt erst möglich gemacht hatte; es war jetzt unbedeutend. „Wie dem auch sei, ich gratuliere. Alles in Ordnung?“
    „Bestens“, erwiderte Lewis. „Hatten einigen Ärger, kommen aber in einem Stück nach Hause und erwarten, standesgemäß begrüßt zu werden.“ Er zögerte einen Moment. „Wie geht’s auf der Erde?“
    „Nicht übel. Obgleich ich wette, daß ihr unsere Welt nicht wiedererkennen werdet. Die Dinge verändern sich so rasch, daß es eine wirkliche Freude ist, mal wieder gutes, altes Amerikanisch zu sprechen. Wahrscheinlich das letzte Mal für mich. Was, zum Teufel, war überhaupt mit euch los?“
    „Das erklären wir später“, antwortete Corinth kurz. „Wie geht es unseren … Mitarbeitern?“
    „Gut, nehme ich an. Ich bin nur ein kleiner Techniker in Brookhaven, müssen Sie wissen. Deshalb kenne ich die Leute nicht näher. Aber ich benachrichtige sie natürlich. Sie landen doch hier?“
    „Ja, in etwa …“ Corinth machte einen raschen Überschlag, indem er einige Differentialgleichungen simultan löste. „Sechs Stunden.“
    „Okay, wir werden …“ die Stimme schwand. Sie verstanden noch ein Wort: „… Band …“, dann kam nur noch Rauschen.
    „Hallo New York, wir sind nicht mehr in eurem Richtstrahl“, sagte Corinth.
    „Ach, vergiß es“, meinte Lewis. „Schalte einfach ab, ja?“
    „Aber …“
    „Wir haben so lange gewartet, daß wir auch noch sechs Stunden länger warten können. Es lohnt sich nicht, sich so abzustrampeln.“
    „Hmmm, na ja“, gab Corinth seufzend nach. „Hallo, New York, Hallo, Erde. Hier Sternenschiff I, wir schalten ab. Over and Out.“
    „Ich wollte eigentlich mit Sheila sprechen“, fügte er hinzu.
    „Dazu wirst du noch genug Zeit haben, Junge“, bemerkte Lewis. „Ich glaube, wir sollten uns jetzt den Antrieb genauer ansehen. Da ist irgendwo ein Flattern, das möglicherweise auf eine Unregelmäßigkeit hinweist. Er ist nie zuvor so lange in Betrieb gewesen wie bei uns; es könnte sein, daß die Sache zunimmt

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