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Der Nebel weicht

Der Nebel weicht

Titel: Der Nebel weicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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vier Wo­chen gibt es kei­ne Col­le­ges mehr. Jetzt sind al­so nur noch mei­ne Frau und Voss, du und ich hier.“
    „Ziem­lich we­nig Leu­te“, mur­mel­te Brock, weil er das Ge­fühl hat­te, eben­falls et­was sa­gen zu müs­sen.
    „Wenn es nicht an­ders geht, kann so­gar ein Mann die un­be­dingt nö­ti­gen Ar­bei­ten ver­rich­ten“, sag­te Ber­gen. „Zum Glück ist jetzt Som­mer. Pfer­de und Kü­he kön­nen auf der Wei­de blei­ben, so daß die Stäl­le nicht aus­ge­mis­tet zu wer­den brau­chen.“
    „Wie steht es mit der Ern­te?“
    „Vor­läu­fig ist es noch nicht so­weit. Au­ßer­dem kann die Ern­te von mir aus der Teu­fel ho­len.“
    Brock starr­te ihn ver­blüfft an. In all den Jah­ren, die er jetzt schon auf der Farm leb­te, hat­te er Ber­gen nur als den bes­ten und flei­ßigs­ten Ar­bei­ter ge­kannt.
    „Du bist jetzt auch schlau­er, wie?“ er­kun­dig­te Ber­gen sich. „Ich neh­me an, daß du in­zwi­schen un­ge­fähr nor­mal bist. Ver­mut­lich bist du auf dem Stand, der vor der Ver­än­de­rung als nor­mal ge­gol­ten hät­te, mei­ne ich. Aber da­mit ist die Sa­che kei­nes­wegs zu En­de. Du wirst be­stimmt noch schlau­er, Ar­chie.“
    Brock schwieg und wur­de rot.
    „Tut mir leid, ich woll­te nicht per­sön­lich wer­den. Du weißt, daß ich dich im­mer für einen gu­ten und flei­ßi­gen Mann ge­hal­ten ha­be.“ Ber­gen ord­ne­te die Pa­pie­re auf sei­nem Schreib­tisch. Dann blick­te er wie­der auf und sag­te: „Ar­chie, du über­nimmst jetzt die Lei­tung hier.“
    „Was?“
    „Ich ge­he auch weg.“
    „Aber, Bill … du kannst doch nicht …“
    „Ich kann und ich wer­de, Ar­chie.“ Ber­gen er­hob sich.
    „Weißt du, mei­ne Frau woll­te schon im­mer gern rei­sen, und ich muß über ei­ni­ge Din­ge nach­den­ken. Mach dir wei­ter kei­ne Ge­dan­ken dar­über, es ist et­was, das mich schon seit Jah­ren be­schäf­tigt, und ich glau­be, ich se­he jetzt ei­ne Ant­wort. Wir neh­men un­se­ren Wa­gen und fah­ren in den Wes­ten.“
    „Aber … aber … Mr. Ross­man … Er ver­läßt sich auf dich, Bill …“
    „Ich fürch­te, es gibt da ei­ni­ge wich­ti­ge­re Din­ge im Le­ben als Mr. Ross­mans Land­sitz“, ent­geg­ne­te Ber­gen ru­hig. „Du wirst schon da­mit zu­recht­kom­men, selbst wenn auch Voss weg­ge­hen soll­te.“
    Ver­wir­rung und Furcht schlu­gen in Hohn um: „Angst vor den Tie­ren, wie?“
    „Na­tür­lich nicht, Ar­chie. Den­ke im­mer dar­an, daß du im­mer noch klü­ger bist als sie und, noch wich­ti­ger, daß du Hän­de hast. Ein Ge­wehr hält al­les auf.“ Ber­gen ging ans Fens­ter und sah hin­aus. „Die Farm ist im Grun­de ge­nom­men der si­chers­te Auf­ent­halts­ort, den ich mir vor­stel­len kann. Falls das Er­zeu­ger- und Ver­tei­ler­sys­tem für Nah­rungs­mit­tel zu­sam­men­bricht, was durch­aus mög­lich ist, hast du we­nigs­tens noch ge­nug zu es­sen. Aber mei­ne Frau und ich wer­den nicht jün­ger. Ich bin mein Le­ben lang nüch­tern, ge­wis­sen­haft und flei­ßig ge­we­sen – aber jetzt fra­ge ich mich, ob ich die­se Jah­re nicht doch ver­geu­det ha­be.“
    Er wand­te Brock den Rücken zu. „Leb wohl, Ar­chie.“ Es war ein Be­fehl.
    Brock ging in den Hof hin­aus, schüt­tel­te den Kopf und mur­mel­te vor sich hin. Joe win­sel­te un­ru­hig und schob sei­ne Schnau­ze in Brocks Hand. Er strei­chel­te das gol­de­ne Fell, ließ sich auf ei­ner Bank nie­der und nahm den Kopf zwi­schen die Hän­de.
    Das Pro­blem ist, dach­te er, daß nicht nur die Tie­re und ich klü­ger ge­wor­den sind, son­dern auch al­le die an­de­ren. Gott im Him­mel, was läuft jetzt in Bill Ber­gens Schä­del ab?
    Die Vor­stel­lung war furcht­ein­flö­ßend. Ge­schwin­dig­keit, Um­fang und Schär­fe sei­nes ei­ge­nen Ver­stan­des wa­ren plötz­lich schmerz­lich.
    Aber es war auch schwer vor­stell­bar. Ber­gen hat­te sich nicht in einen Gott ver­wan­delt. Sei­ne Au­gen blitz­ten nicht. Sei­ne Stim­me klang nicht dröh­nend und ge­bie­te­risch, und er fing nicht an, ir­gend­wel­che groß­ar­ti­gen leuch­ten­den und röh­ren­den Ma­schi­nen zu bau­en. Er wag­te nicht dar­über nach­zu­den­ken, zu was wohl ein nor­ma­ler Mensch in­zwi­schen ge­wor­den war. Er war noch im­mer ein

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