Der Nebel weicht
vier Wochen gibt es keine Colleges mehr. Jetzt sind also nur noch meine Frau und Voss, du und ich hier.“
„Ziemlich wenig Leute“, murmelte Brock, weil er das Gefühl hatte, ebenfalls etwas sagen zu müssen.
„Wenn es nicht anders geht, kann sogar ein Mann die unbedingt nötigen Arbeiten verrichten“, sagte Bergen. „Zum Glück ist jetzt Sommer. Pferde und Kühe können auf der Weide bleiben, so daß die Ställe nicht ausgemistet zu werden brauchen.“
„Wie steht es mit der Ernte?“
„Vorläufig ist es noch nicht soweit. Außerdem kann die Ernte von mir aus der Teufel holen.“
Brock starrte ihn verblüfft an. In all den Jahren, die er jetzt schon auf der Farm lebte, hatte er Bergen nur als den besten und fleißigsten Arbeiter gekannt.
„Du bist jetzt auch schlauer, wie?“ erkundigte Bergen sich. „Ich nehme an, daß du inzwischen ungefähr normal bist. Vermutlich bist du auf dem Stand, der vor der Veränderung als normal gegolten hätte, meine ich. Aber damit ist die Sache keineswegs zu Ende. Du wirst bestimmt noch schlauer, Archie.“
Brock schwieg und wurde rot.
„Tut mir leid, ich wollte nicht persönlich werden. Du weißt, daß ich dich immer für einen guten und fleißigen Mann gehalten habe.“ Bergen ordnete die Papiere auf seinem Schreibtisch. Dann blickte er wieder auf und sagte: „Archie, du übernimmst jetzt die Leitung hier.“
„Was?“
„Ich gehe auch weg.“
„Aber, Bill … du kannst doch nicht …“
„Ich kann und ich werde, Archie.“ Bergen erhob sich.
„Weißt du, meine Frau wollte schon immer gern reisen, und ich muß über einige Dinge nachdenken. Mach dir weiter keine Gedanken darüber, es ist etwas, das mich schon seit Jahren beschäftigt, und ich glaube, ich sehe jetzt eine Antwort. Wir nehmen unseren Wagen und fahren in den Westen.“
„Aber … aber … Mr. Rossman … Er verläßt sich auf dich, Bill …“
„Ich fürchte, es gibt da einige wichtigere Dinge im Leben als Mr. Rossmans Landsitz“, entgegnete Bergen ruhig. „Du wirst schon damit zurechtkommen, selbst wenn auch Voss weggehen sollte.“
Verwirrung und Furcht schlugen in Hohn um: „Angst vor den Tieren, wie?“
„Natürlich nicht, Archie. Denke immer daran, daß du immer noch klüger bist als sie und, noch wichtiger, daß du Hände hast. Ein Gewehr hält alles auf.“ Bergen ging ans Fenster und sah hinaus. „Die Farm ist im Grunde genommen der sicherste Aufenthaltsort, den ich mir vorstellen kann. Falls das Erzeuger- und Verteilersystem für Nahrungsmittel zusammenbricht, was durchaus möglich ist, hast du wenigstens noch genug zu essen. Aber meine Frau und ich werden nicht jünger. Ich bin mein Leben lang nüchtern, gewissenhaft und fleißig gewesen – aber jetzt frage ich mich, ob ich diese Jahre nicht doch vergeudet habe.“
Er wandte Brock den Rücken zu. „Leb wohl, Archie.“ Es war ein Befehl.
Brock ging in den Hof hinaus, schüttelte den Kopf und murmelte vor sich hin. Joe winselte unruhig und schob seine Schnauze in Brocks Hand. Er streichelte das goldene Fell, ließ sich auf einer Bank nieder und nahm den Kopf zwischen die Hände.
Das Problem ist, dachte er, daß nicht nur die Tiere und ich klüger geworden sind, sondern auch alle die anderen. Gott im Himmel, was läuft jetzt in Bill Bergens Schädel ab?
Die Vorstellung war furchteinflößend. Geschwindigkeit, Umfang und Schärfe seines eigenen Verstandes waren plötzlich schmerzlich.
Aber es war auch schwer vorstellbar. Bergen hatte sich nicht in einen Gott verwandelt. Seine Augen blitzten nicht. Seine Stimme klang nicht dröhnend und gebieterisch, und er fing nicht an, irgendwelche großartigen leuchtenden und röhrenden Maschinen zu bauen. Er wagte nicht darüber nachzudenken, zu was wohl ein normaler Mensch inzwischen geworden war. Er war noch immer ein
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